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Covestro kauft DSM-Geschäft für 1,6 Milliarden Euro

Erscheinungsdatum Website: 30.09.2020 17:05:02
Erscheinungsdatum Publikation: 01.10.2020

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FRANKFURT (Dow Jones)--Covestro verstärkt sich in seinem kleinsten Geschäftsbereich mit einer Milliardenübernahme. Der Werkstoffhersteller erwirbt das Geschäft mit nachhaltigen Beschichtungsharzen des niederländischen Chemiekonzerns DSM zum Preis von 1,61 Milliarden Euro, wie das Unternehmen aus Leverkusen am Mittwoch mitteilte.

Covestro wird dadurch zu einem der führenden Anbieter auf dem attraktiven Markt für nachhaltige Beschichtungsharze", sagte CEO Markus Steilemann im Interview mit Dow Jones Newswires. Die traditionellen lösemittelhaltigen Beschichtungen werden in der Industrie zunehmend durch wasserbasierte ersetzt. Dies ist nach seiner Darstellung einer der wesentlichen Gründe für den ersten großen Zukauf seit der Abspaltung von Bayer. Steilemann erwartet, im nachhaltigen Geschäft bis 2025 jährlich um durchschnittlich 5 Prozent wachsen zu können, 2 Prozentpunkte mehr als der Markt insgesamt.

Die DSM-Sparte Resins & Functional Materials stellt neben wasserbasierten Polyacrylatharzen und Pulverharzen auch Glasfaserkabelbeschichtungen her - ein kleiner Bereich, der angesichts der 5G-Investitionen aber starkes Wachstum verspricht. Überdies gehören 3D-Druck-Materialien und Solarzellenbeschichtungen zum Programm. 2019 erzielte die Sparte 1 Milliarde Euro Umsatz und einen operativen Gewinn (EBITDA) von 141 Millionen Euro. Bei Covestro wird das Geschäft im Bereich Lacke, Klebstoffe, Spezialprodukte um mehr als 40 Prozent größer.

DSM-Geschäft "schon seit Jahren im Blick" gehabt

Steilemann sagte, man habe das Geschäft von DSM schon seit Jahren im Blick gehabt. Der allergrößte Teil der Produkte und Technologien sei komplementär, und während Covestro in Asien stark sei, gelte das bei DSM für den nordamerikanischen Markt. Hinzu komme, dass die jeweiligen Produkte ohne größere Probleme auf den Produktionsstraßen des anderen Unternehmens hergestellt werden könnten. Covestro erschließe sich mit dem Zukauf den Architekturbereich und die Verpackungsbranche.

Bei Beschichtungstechnologien sieht sich das Unternehmen aus Leverkusen künftig gleichauf mit Marktführer Allnex. "Wir haben eine große Komplementarität bei Kunden, geografischem Fußabdruck plus Asset-Struktur", so Steilemann. Bei den Kerngeschäftsfeldern Polyurethane und Polycarbonate sind aus kartellrechtlichen Gründen Zukäufe kaum noch möglich.

Covestro verspricht sich nach genauer Prüfung von dem Zukauf Synergieeffekte von jährlich rund 120 Millionen Euro - bis zum Jahr 2025. Der größte Teil werde mit den Kostensynergien schon im nächsten Jahr gehoben. Sie machen rund 80 Millionen Euro aus, je ein Viertel bei Marketing und Vertrieb sowie in der Verwaltung, sagte Steilemann. Später sollen Umsatzsynergien folgen.

Finanziert werden soll die Übernahme mit einer Kapitalerhöhung über etwa 450 Millionen Euro, mit rund 600 Millionen langfristigen Schulden und mit 550 Millionen eigener Cash-Generierung. Den Abschluss der Übernahme peilt Covestro im ersten Quartal des nächsten Jahres an. Kartellrechtliche Risiken sieht Steilemann nicht.

An der Börse kam der Zukauf nicht so gut an: Die Covestro-Aktie ging am späten Vormittag um 6,8 Prozent in den Keller, DSM legte dagegen um 3,7 Prozent zu.

chem

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