Finanz- und Wirtschaftsspiegel

Der Newsletter "Finanz- und Wirtschaftsspiegel" informiert täglich über die Aktivitäten der internationalen Zentralbanken mit Schwerpunkt auf die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of Japan.

Inflation im Euroraum bleibt im September negativ

Erscheinungsdatum Website: 25.09.2020 16:55:02
Erscheinungsdatum Publikation: 28.09.2020

zurück zur Übersicht

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Inflation im Euroraum dürfte im September negativ geblieben sein. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten, dass die Verbraucherpreise wie im Vormonat mit einer Jahresrate von 0,2 Prozent gesunken sind. Allerdings gibt es für diese Prognose Abwärtsrisiken, denn für Deutschland, der größten Volkswirtschaft, wird ein noch stärker rückläufiger Preisdruck erwartet. Daneben kommen in der Woche aus Deutschland Arbeitslosen- und Einzelhandelsumsatzzahlen, aus dem Euroraum der Wirtschaftsstimmungsindex Esi, aus China Einkaufsmanagerindizes und aus Japan der Tankan-Bericht der Bank of Japan. Wichtigster Bericht ist jedoch der zum US-Arbeitsmarkt.

Die Verbraucherpreisentwicklung im Euroraum ist derzeit von einigen Faktoren verzerrt: In Deutschland ist die Mehrwertsteuer gesenkt worden, und in Frankreich und Italien haben coronabedingt die Sommerschlussverkäufe mit Verspätung begonnen. Das macht Prognosen besonders schwierig. Abgesehen davon ist klar, dass die Inflation wegen der ebenfalls coronabedingt unterausgelasteten Kapazitäten zumindest vorläufig niedrig bleiben wird.

Preise könnten wegen nicht ausgelasteter Kapazitäten weiter sinken

Waren schon Inflationsraten von um die 1 Prozent aus Sicht der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht mit einem mittelfristigen Inflationsziel von knapp 2 Prozent vereinbar, so gilt das erst recht für Nullinflation. Analysten rechnen damit, dass die EZB ihre Anleihekäufe im Dezember aufstocken wird. Sie warnen, dass die Preise wegen der zuletzt schwachen Lohnentwicklung noch weiter sinken könnten.

Eurostat veröffentlicht die Daten am Freitag (11.00 Uhr). Zuvor kommen aber schon Inflationszahlen aus Spanien (Dienstag, 9.00 Uhr), Deutschland (Dienstag, 14.00 Uhr) und Frankreich (Mittwoch, 8.45 Uhr). Für Deutschland wird eine rückläufige Jahresrate erwartet, für Spanien eine stagnierende und für Frankreich eine steigende.

Deutsche Arbeitslosenzahl sinkt im September

Weitere deutsche Konjunkturdaten sind die zu Einzelhandelsumsatz und Arbeitslosigkeit. Für den Einzelhandelsumsatz (Mittwoch, 8.00 Uhr) wird nach dem Rückgang im Vormonat ein leichter Anstieg erwartet, für die Arbeitslosenzahl (Mittwoch, 9.55 Uhr) ein Rückgang um 6.000 und eine konstante Arbeitslosenquote von 6,4 Prozent. Außerdem veröffentlicht das Statistische Bundesamt am Montag (8.00 Uhr) seinen Frühindikator zum Umsatz in der gewerblichen Wirtschaft im August. Volkswirte achten derzeit stark auf diesen Index, weil er im zweiten Quartal eine gute Korrelation mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) aufwies.

Wichtigste Euroraum-Daten sind der Wirtschaftsstimmungsindex Esi für September (Dienstag, 11.00 Uhr) und die Arbeitslosenzahlen für August (Donnerstag, 11.00 Uhr). Aus Asien kommen die beiden chinesischen Einkaufsmanagerindizes CFLP und Caixin, und zwar am Mittwoch (3.00 Uhr und 3.45 Uhr) und der Tankan-Bericht der BoJ (Donnerstag, 1.50 Uhr).

Erholung am US-Jobmarkt verliert an Schwung

Am Freitag (14.30 Uhr) steht der US-Arbeitsmarktbericht für September im Mittelpunkt des Interesses. Der US-Arbeitsmarkt hat in den vier Monaten nach dem dramatischen Einbruch zu Beginn der Pandemie viele Arbeitsplätze geschaffen und dazu beigetragen, die Arbeitslosenquote von fast 15 Prozent im April auf 8,4 Prozent im August zu senken. Doch das Tempo der Zuwächse hat sich in letzter Zeit verlangsamt, und die bereits verfügbaren Jobdaten für September deuten auf eine anhaltende Abkühlung hin.

Ein Grund dafür ist, dass der Personalabbau in hohem Maße fortgesetzt wurde. Einige Arbeitgeber, die zu Beginn der Krise an ihren Beschäftigten festgehalten haben, reduzieren nun aufgrund der anhaltend schwachen Nachfrage ihren Personalbestand. Ein Anstieg der Coronavirus-Fälle in diesem Sommer löste neue Unternehmenseinschränkungen und damit verbundene Entlassungen aus. Einige kleine Unternehmen, die auf staatliche Hilfe angewiesen waren, um die Beschäftigten auf der Gehaltsliste zu halten, mussten Personal abbauen, als das Geld ausging. Für September rechnen Ökonomen mit einem Jobzuwachs von 933.000 nach 1,4 Millionen im August. Die Arbeitslosenquote dürfte auf 8,2 Prozent sinken.

Weitere wichtige US-Konjunkturdaten sind die dritte BIP-Veröffentlichung für das zweite Quartal (Mittwoch, 14.30 Uhr), die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe (Donnerstag, 14.30 Uhr) und der ISM-Index des verarbeitenden Gewerbes (Freitag, 16.00 Uhr).

DJG/hab/smh

zurück zur Übersicht