Finanz- und Wirtschaftsspiegel

Der Newsletter "Finanz- und Wirtschaftsspiegel" informiert täglich über die Aktivitäten der internationalen Zentralbanken mit Schwerpunkt auf die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of Japan.

Deutscher Auftragseingang erholt sich im Mai kräftig

Erscheinungsdatum Website: 03.07.2020 18:20:02
Erscheinungsdatum Publikation: 06.07.2020

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FRANKFURT (Dow Jones)--Bei der deutschen Industrie dürften im Mai nach dem Absturz im April deutlich mehr Aufträge eingegangen sein. Wenn die 15% Plus zum Vormonat erreicht werden, die die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten, würde dies die Zuversicht stärken, dass der von den Umfrageindikatoren vorgezeichnete Erholungspfad valide ist. Weitere wichtige Daten sind die zur deutschen Industrieproduktion und den Exporten. Die Europäische Zentralbank (EZB) informiert über ihre Anleihekäufe im Juni und Fitch über die Aktualisierung des italienischen Ratings.

Während Teile der USA coronabedingt auf eine neue Verschärfung der Absperrmaßnahmen und damit einen Rückgang der Aktivität zusteuern, gibt es gleichzeitig überall Anzeichen einer wirtschaftlichen Belebung. Jüngste Umfragedaten nähren die Hoffnung, dass es mit der Konjunktur in Deutschland schneller als befürchtet bergauf geht und dass der Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im zweiten Quartal vielleicht doch nicht zweistellig ausgefallen ist.

Auch erste harte Konjunkturdaten deuten in diese Richtung. So sind die Einzelhandelsumsätze im Mai viel kräftiger als erwartet gestiegen. Allerdings sind deutsche Einzelhandelsdaten bekanntermaßen revisionsanfällig. Zudem basierten diese überraschend guten Daten teilweise auf hohen Umsätzen im Internet - ein Ausweg, den die auf physische Verrichtung angewiesene Industrie nicht hat.

Der für Mai erwartete Anstieg der Auftragseingänge wäre auch nur ein erster kleiner Schritt auf dem erhofften Weg zu alten Höhen, denn in den Monaten Februar, März und April waren die Bestellungen um 1,2 bzw 15,0 bzw 25,8% eingebrochen. Im April lag das Niveau der Auftragseingänge um 38% unter dem Januar-Niveau, und ein Anstieg in prognostizierter Stärke würde diese Differenz auf gerademal 28% verkleinern.

Das Statistische Bundesamt (Destatis) veröffentlicht die Daten am Montag (8.00 Uhr), zusammen mit denen zum Umsatz im verarbeitenden Gewerbe. Letztere werden die Erwartungen hinsichtlich der Produktionsentwicklung beeinflussen, über die Destatis am Dienstag (8.00 Uhr) informiert.

Auch die Produktion im produzierenden Sektor dürfte im Mai nach Rückgängen von 17,9 und 8,9% in den beiden Vormonaten wieder gestiegen sein, und zwar kräftig. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten einen Zuwachs gegenüber dem Vormonat von 10,0%. Schon der bereits gemeldete Anstieg der Pkw-Produktion ist nach Einschätzung der Commerzbank für einen Zuwachs der Gesamtproduktion von 5% gut. Wichtig werden die Produktionsdaten auch für die Beantwortung der Frage, wie stark der Einbruch der Gesamtwirtschaft im zweiten Quartal ausgefallen ist, nachdem der April einen denkbar schwachen Start geliefert hat.

Im Einklang mit Auftragseingängen, Umsätzen und Produktion dürften sich die deutschen Ausfuhren im Mai spürbar erholt haben. Nach einem Rückgang von 24,0% im April erwarten die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte für Mai einen Zuwachs von 13,5%. Für die Handelsbilanz wird ein saisonbereinigter Überschuss von 6,0 (April: 3,2) Mrd Euro prognostiziert. Destatis veröffentlicht die Daten am Donnerstag (8.00 Uhr). Am Montag (10.30 Uhr) kommen zudem die Sentix-Konjunkturindizes für Deutschland und den Euroraum.

Weitere wichtige Konjunkturdaten der Woche sind die zur Industrieproduktion in Frankreich und Italien (Freitag, 8.45 und 10.00 Uhr), sowie aus den USA der ISM-Index des nicht-verarbeitenden Gewerbes (Montag, 14.30 Uhr) und die Erstanträge auf Arbeitslosenversicherung (Donnerstag, 14.30 Uhr).

Die EZB informiert am Montag (15.45 Uhr) über ihre Anleihekäufe im Rahmen der Programme APP und PEPP. Die EZB hat ihre Kaufaktivität bis zuletzt deutlich auf das PEPP konzentriert. Hier gelten die mit Blick auf das APP selbst auferlegten Obergrenzen wie Emissions- und Emittentenlimit nicht, so dass die Zentralbanken des Eurosystems quasi nach Gusto beziehungsweise Marktlage kaufen können.

Die Anfang Juni für April und Mai veröffentlichen Daten zeigten allerdings, dass sich die EZB hinsichtlich des Kapitalschlüssels zum Erstaunen der Analysten keine größeren Abweichungen erlaubte. Ob das auch im Juni so gewesen ist, wird sich erst Anfang August zeigen, wenn die EZB ihre PEPP-Daten für Juni und Juli veröffentlicht. Details werden am Montag wie üblich nur zu den Käufen im Rahmen des APP veröffentlicht.

DJG/hab/smh

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