Finanz- und Wirtschaftsspiegel

Der Newsletter "Finanz- und Wirtschaftsspiegel" informiert täglich über die Aktivitäten der internationalen Zentralbanken mit Schwerpunkt auf die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of Japan.
Euroraum-Inflation bleibt im Juni konstant
Erscheinungsdatum Website: 26.06.2020 17:05:25
Erscheinungsdatum Publikation: 29.06.2020
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Inflationsdruck im Euroraum dürfte im Juni konstant geblieben sein. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten, dass die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 0,2% gestiegen sind, wodurch die Jahresteuerung auf dem Vormonatsniveau von 0,1% bleiben würde. Für die Kernteuerung wird ein leichter Rückgang auf 0,8 (zuvor: 0,9)% erwartet. Eurostat veröffentlicht die Daten am Dienstag (11.00 Uhr)
Andere wichtige Konjunkturdaten aus dem Euroraum sind die Einkaufsmanagerindizes (zweite Veröffentlichung), der Wirtschaftsstimmungsindex (Esi) und die Arbeitslosenzahlen für Mai. Aus China und den USA kommen ebenfalls Einkaufsmanagerindizes. Der global gesehen wichtigste Bericht ist der zur Entwicklung des US-Arbeitsmarkts im Juni.
Preissenkende Corona-Effekte behalten vorerst die Überhand
Die von der Corona-Pandemie ausgelösten Angebots- und Nachfrageeffekte zeigen sich auch im Preisgeschehen des Euroraums: Gestörte Lieferketten führen zu Knappheiten und lassen Preise tendenziell steigen, eine schwächere Endnachfrage lässt sie tendenziell sinken. Wichtigste kurzfristige Bestimmungsgrößen sind weiterhin die Preise unverarbeiteter Nahrungsmittel und die Energiepreise. Die Erwartung einer sinkenden Kernteuerung deutet darauf hin, dass Analysten den preissenkenden Effekten vorerst ein größeres Gewicht beimessen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zuletzt erneut herausgestellt, dass die mittelfristigen Inflationsaussichten entscheidend für den weiteren Gang der Geldpolitik sind. Zuletzt hatte sie die Ausweitung ihres Pandemiekaufprogramms PEPP sogar mit Deflationsrisiken begründet. Beeinflusst werden die Erwartungen für die Inflationsentwicklung im Euroraum wohl noch von den spanischen (Montag, 9.00 Uhr) und deutschen Daten (Montag, 14.00 Uhr). Am Dienstag (8.45 Uhr) kommen zudem Preisdaten aus Frankreich.
Europäische Wirtschaftsstimmung steigt - Arbeitslosigkeit nimmt zu
Der Index der Wirtschaftsstimmung (Esi), den die EU-Kommission am Montag (11.00 Uhr) veröffentlicht, dürfte entsprechend den Entwicklungen der Einkaufsmanagerindizes deutlich gestiegen sein. Am Donnerstag (11.00 Uhr) kommen die Arbeitslosenzahlen für Mai. Volkswirte erwarten einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 7,7 (7,3)%. Bereits am Mittwoch (9.55 Uhr) kommen die Arbeitslosenzahlen aus Deutschland für Juni. Es werden ein saisonbereinigter Anstieg um 120.000 Personen und eine Arbeitslosenquote von 6,6 (6,3)% prognostiziert.
Einen Rekordrückgang beim Auftragseingang im Maschinenbau für April dürfte der Branchenverband VDMA am Donnerstag (10.00 Uhr) berichten. Denn in diesem Monat wurden die coronabedingten Absperrmaßnahmen voll wirksam.
Großbritannien steuert auf den knallharten Brexit zu
Am Dienstag läuft die Frist für eine Entscheidung ab, die zu einem größeren Konjunkturoptimismus hätte führen können: Wirtschaftsakteure in Großbritannien und in der EU hatten gehofft, dass die Regierung unter Premier Boris Johnson doch noch bis 30. Juni auf eine verlängerte Brexit-Übergangsphase einschwenken würde. Doch bereits Mitte Juni hatte sie das Schlusswort gesprochen. Am Silvestertag 2020 wird der Brexit auch effektiv vollzogen, das Vereinigte Königreich verlässt den EU-Binnenmarkt und die Zollunion.
Damit bleiben gerade einmal sechs Monate, um die künftigen Beziehungen in einem Abkommen zu regeln. Während die Regierung in London von der Wiedererlangung der politischen und wirtschaftlichen Freiheit spricht, sehen viele andere darin das befürchtete Ende mit Schrecken, den knallharten Brexit.
Bank of Japan veröffentlicht Tankan-Bericht
Weitere wichtige Konjunkturindikatoren der Woche sind die im Rahmen des Tankan-Berichts der Bank of Japan anstehenden Indizes für das zweite Quartal (Mittwoch (1.50 Uhr), sowie chinesische Einkaufsmanagerindizes (CFLP Dienstag, 3.45 Uhr und Caixin Mittwoch und Donnerstag, 3.45 Uhr).
Wichtigste US-Konjunkturdaten sind der ISM-Index des verarbeitenden Gewerbes (Mittwoch, 16.00 Uhr), der ADP-Arbeitsmarktbericht (Mittwoch, 14.15 Uhr) und natürlich der überaus wichtige amtliche Arbeitsmarktbericht. Dieser wird wegen des Independence Days bereits am Donnerstag (14.30 Uhr) veröffentlicht.
US-Arbeitsmarkt erholt sich langsam von tiefem Einbruch
Im Mai hatte der US-Arbeitsmarkt für eine große Überraschung gesorgt: Während Ökonomen einen weiteren Verlust von 8,3 Mio Jobs erwartet hatten, entstanden tatsächlich 2,5 Mio zusätzliche Stellen. Und die Arbeitslosenquote sank von 14,7 auf 13,3%, während Volkswirte einen Sprung auf 19,5% vorgesagt hatten.
Da im Juni weitere Fabriken, Gaststätten und Betriebe ihre Aktivitäten wieder aufgenommen haben, dürfte sich die Erholung am Arbeitsmarkt fortgesetzt haben. Gemessen an dem tiefen Einbruch in den Vormonaten geht es aber nur langsam voran. Nach der Factset-Prognose rechnen Ökonomen mit einem Stellenplus von 2,9 Mio und einen weiteren Rückgang der Arbeitslosenquote auf 12,5%.
Zwei wichtige Themen von geldpolitischer Relevanz stehen in der Woche an: Die schwedische Riksbank veröffentlicht ihre Zinsentscheidung. Weltweit ins Licht der Öffentlichkeit gerückt war die Riksbank im Dezember 2019, als sie trotz Anzeichen für eine Abkühlung der Weltwirtschaft ihren Leitzins anhob und damit negatives Zinsterritorium verließ. Ihre geldpolitischen Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie beschränken sich bisher auf Anleihekäufe und eine höhere Liquiditätsversorgung.
Fed legt Sitzungsprotokoll vor - Zinsausblick und Kurvenkontrolle im Fokus
Die andere wichtige Veröffentlichung ist das Protokoll der FOMC-Sitzung vom 9. und 10. Juni. Das Gremium hatte in seinem Statement eine Nullzinspolitik auf Jahre hinaus signalisiert. In den Projektionen erwartete kein einziger Notenbanker für 2020 und 2021 eine Erhöhung des Leitzinses. Und auch für das Jahr 2022 sahen lediglich zwei der insgesamt 17 Ratsmitglieder einen leicht höheren Zins.
Das Protokoll der Sitzung bietet Einblick in die internen Diskussionen der Währungshüter, und das Interesse der Anleger dürfte sich insbesondere auf die Debatte über eine Forward Guidance und eine Zinskurvenkontrolle richten. Fed-Chef Jerome Powell sagte, es sei eine offene Frage, ob die Fed solche Instrumente brauche. Bei den nächsten Sitzungen der Fed werde die Diskussion über eine Zinskurvenkontrolle fortgesetzt. Der Leitzins liegt bei 0,00 bis 0,25% und da eine Senkung in den negativen Bereich kaum in Frage kommt, gewinnt eine Forward Guidance umso mehr an Bedeutung für künftige Aktionen der Fed.
DJG/hab