Märkte der Welt

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Die Daten zeigen eine V-Erholung, die Wirtschaft eher nicht

Erscheinungsdatum Website: 24.06.2020 14:10:03
Erscheinungsdatum Publikation: 25.06.2020

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Viele Indikatoren sind in einer Pandemie-Situation kaum brauchbar / Von Jon Sindreu

LONDON (Dow Jones)--Sowohl in Europa als auch in den USA erholen sich die Wirtschaftsindikatoren nach dem Ende des Corona-Lockdowns schneller als erwartet. Unklar bleibt allerdings, inwieweit dies auch für die reale Wirtschaft gilt. So lag am Dienstag der vorläufige Einkaufsmanagerindex der Eurozone für Juni, den IHS Markit herausgibt, bei 47,5, nach 31,9 im Mai. Er fiel damit deutlich höher aus Analystenschätzungen und zeigt in der Entwicklung zugleich eine klare "V"-Form.

Einige Firmen in Deutschland berichteten über einen Nachholbedarf, der im Mai in ähnlicher Weise schon zum Anstieg der US-Einzelhandelsumsätze geführt hat. In Frankreich, wo der wirtschaftliche Einbruch aufgrund der extrem strengen Schutzmaßnahmen besonders extrem war, zeigte der Einkaufsmanagerindex sogar einen regelrechten Anstieg der Unternehmensumsätze. Es scheint also, als wenn das wirtschaftliche Wachstum noch in diesem Sommer zurückkehren könnte.

Doch nur weil die Prognosen bislang übermäßig düster waren, heißt das noch lange nicht, dass die Aussichten nun sonnig sind. Schließlich stehen alle Werte unter 50 immer noch für einen Rückgang der Produktion. Der Umstand, dass dieser Rückgang zuletzt geringer ausfiel als erwartet, ist deshalb nicht gleichbedeutend mit einer Rückkehr zum Wachstum.

Ein Problem ist, dass die Indikatoren nicht dafür ausgelegt sind, so außergewöhnliche Umstände wie eine Pandemie angemessen beschreiben zu können. Es ist aber nicht unplausibel, dass das Wachstum etwas zurückgekehrt ist und dass die Reaktionen der Unternehmen einfach davon beeinflusst sind, wie weit sie im Frühjahr unter ihrer Kapazität arbeiteten. Die Erholung der Indikatoren könnte auch mit der Erleichterung zu tun haben, dass der Einbruch durch den Lockdown weniger heftig verlief als befürchtet.

Europa hat unbestreitbare Stärken. Die Arbeitslosenquoten sind relativ niedrig geblieben, weil die Maßnahmen wie Kurzarbeit die Menschen in ihren Beschäftigungsverhältnissen hielten, während sie faktisch gar nicht oder nur zeitweilig arbeiteten.

Zwar liegen für Juni noch keine konkreten PMI-Werte für Italien und Spanien vor, aber die Gesamtdaten für die Eurozone deuten immerhin an, dass sie nicht ins Hintertreffen geraten sind. Dies allein mag schon eine Warnung sein, dass die Daten für die Zeit unmittelbar nach dem Ende des Lockdowns nicht allzu aufschlussreich sind. Italien und Spanien wurden nämlich von der Pandemie besonders hart getroffen, sie sind stark vom Tourismus abhängig, und im Vergleich ist der Anteil an Arbeitsplätzen bei kleinen Unternehmen viel höher. Das macht es schwer zu glauben, dass sie nicht noch mehr zu kämpfen haben werden als andere EU-Staaten.

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