Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Welt: "Die Situation ist unhaltbar geworden"

Erscheinungsdatum Website: 25.05.2020 14:20:02
Erscheinungsdatum Publikation: 26.05.2020

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Nissan und Renault planen Einsparungen in Milliardenhöhe / Von Sean McLain und Nick Kostov

PARIS/TOKIO (Dow Jones)--Die Allianz von Renault und Nissan Motor will laut Kreisen in dieser Woche Kostensenkungen in Milliardenhöhe bekannt geben. Nissan wolle die Kapazität um eine weitere Million Fahrzeuge reduzieren, sagten mit den Plänen vertraute Personen. Mit diesen Schritten wird die von Carlos Ghosn, dem ehemaligen Chef beider Konzerne, vorangetriebene Wachstumsstrategie wieder zurückgedreht.

Ghosn hatte für die beiden Autobauer das Ziel ausgegeben, bis 2022 rund 14 Mio Autos zu verkaufen. Nun liege das Ziel näher an 10 Mio, sagten die Informanten. Schon vor der Coronavirus-Pandemie hatte sich der von Renault und Nissan erwartete Nachfrageboom nicht eingestellt, ihre Anlagen waren nicht ausgelastet. "Die Situation ist unhaltbar geworden", sagte eine Renault nahestehende Person.

Ghosn hat sich dagegen verwehrt, dass die beiden Konzerne ihm die Schuld für die gegenwärtige missliche Lage zuschieben. Eine Sprecherin des Managers sagte, Führungskräfte von Renault und Nissan hätten seine Wachstumspläne unterstützt. "Er kann nicht für den Zustand von Unternehmen verantwortlich gemacht werden, die er seit 18 Monaten nicht mehr geführt hat", sagte sie. Die gesamte Automobilbranche ist durch die Pandemie unter Druck geraten.

In einer Reihe von Ankündigungen am Mittwoch, Donnerstag und Freitag werden Renault und Nissan den Informanten zufolge ihre geplanten Kürzungen darlegen und Pläne für eine engere Zusammenarbeit erläutern. Renault ist mit 43,4% an Nissan beteiligt.

Nissan plane, die Kosten um weitere 3 Mrd US-Dollar zu senken, zusätzlich zu den im Juli angekündigten Einsparungen, die größtenteils umgesetzt wurden, sagten Personen, die mit den Plänen vertraut sind. Seit der Ankündigung vom Juli habe Nissan fast 15.000 Arbeitsplätze abgebaut, und weitere Stellenstreichungen seien zusammen mit Budgetkürzungen in allen Abteilungen von der Technik bis zur Veranstaltungsplanung geplant.

Zudem solle die Kapazität über die im vergangenen Jahr angekündigten Kürzungen hinaus um eine weitere Million Fahrzeuge reduziert werden, wonach die jährliche Produktionskapazität von Nissan bei etwa 5,5 Mio Fahrzeugen liegen würde. Dies liegt immer noch deutlich über der aktuellen Nachfrage auf dem von der Pandemie belasteten globalen Markt.

In den USA, wo 10.000 Beschäftigte während der Schließungen wegen des Coronavirus beurlaubt wurden, solle es keine groß angelegten dauerhaften Produktionskürzungen geben, aber Nissan plane die Schließung einer Produktionslinie in seinem Werk in Canton, sagte eine der Personen.

Renault hat seinerseits erklärt, die Strukturkosten in den nächsten drei Jahren um mindestens 2 Mrd Euro oder 20% senken zu wollen. Der französische Autobauer prüfe auch Werksschließungen, was zurzeit besonders heikel ist, da das Unternehmen einen staatlich garantierten Kredit in Höhe von 5 Mrd Euro erhalten soll, um die Pandemie zu überstehen. Das französische Wirtschaftsministerium verlangt von Renault, technologisch führende Aktivitäten in Frankreich zu lassen und elektrische Batterien in Europa zu entwickeln.

Renault hat bereits angekündigt, sein Hauptgeschäft in China zu schließen. Das Land bleibt neben den USA und Japan einer der Kernmärkte von Nissan und ein potenzieller Lichtblick im Zuge der fortschreitenden Erholung vom Coronavirus-Ausbruch. Die Verkäufe von Nissan in China erreichten im April das Niveau des Vorjahres.

Einige Schritte, die die Unternehmen abwägen, seien noch nicht ausgereift genug, um in dieser Woche bekanntgegeben zu werden, hieß es. Nissan prüfe noch immer ein Werk in Südindien, das weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Unabhängig davon wolle das Unternehmen die Kosten seiner angeschlagenen Luxusmarke Infiniti dadurch senken, dass Infiniti und Nissan mehr gemeinsame Teile und Plattformen verwenden, ähnlich wie Toyota bei seiner Marke Lexus, sagten mit den Plänen vertraute Personen.

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