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Buba/Mauderer lobt PEPP - Kauf von "Fallen Angels" nicht ausgeschlossen

Erscheinungsdatum Website: 08.05.2020 18:35:03
Erscheinungsdatum Publikation: 11.05.2020

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Bundesbank steht nach den Worten der im Vorstand für Finanzmärkte zuständigen Sabine Mauderer zu den Pandemie-Programmen der Europäischen Zentralbank (EZB), die den flexiblen Ankauf von Anleihen und eine weniger konditionierte Liquiditätsversorgung der Banken vorsehen. In einem Interview mit Dow Jones Newswires lobte Mauderer das Pandemiekaufprogramm PEPP und die Pandemie-Refinanzierungsgeschäfte PELTRO. Sie signalisierte zugleich, dass sich die Bundesbank unter Umständen auch einem Ankauf von "Fallen Angels" nicht entgegenstellen würde.

"Das PEPP zeigt seine Wirkung, es war gut und richtig, dass wir im Euroraum sehr entschlossen gehandelt haben", sagte sie. Durch das PEPP habe sich insbesondere die Liquidität an den Staatsanleihemärkten wieder deutlich verbessert, und die Unternehmensanleihemärkte hätten sich stabilisiert. "Wir haben auch Neuemissionen sowohl im Investment-Grade-Bereich als auch darunter gesehen", sagte sie. Mauderer wies zudem darauf hin, dass die Dollar-Tender gerade von deutschen Instituten stark nachgefragt würden.

EZB-Kapitalschlüssel gilt am Ende für alle Ankaufprogramme

Die Bundesbank-Vorständin bekräftigte, dass auch für das PEPP der Kapitalschlüssel der EZB die Richtgröße sei. "Selbst wenn man temporär bis zum Ende des PEPP-Programms Flexibilität bei den Limits zeigen kann, ist es am Ende immer wichtig, dass der Kapitalschlüssel eingehalten wird", sagte sie. Das gelte auch für die Reinvestition von Papieren, die bis Jahresende fällig würden. Laut Mauderer erwirbt die Bundesbank im Rahmen des PEPP unter anderem Bubills und in geringem Umfang auch Commercial Paper.

Die Zentralbanken des Eurosystems können im Rahmen des PEPP bis Jahresende Anleihen von 750 Milliarden Euro kaufen, wovon 119 Milliarden Euro bereits umgesetzt wurden. Bei diesen Käufen haben die Zentralbanken des Eurosystems kurzfristig eine höhere Flexibilität unter anderem in Bezug auf die Länderaufteilung. Genauere Angaben zur Aufteilung der PEPP-Käufe will die EZB erstmals am 2. Juni machen.

Bereits verfügbare Daten zum APP zeigen, dass auch dort im März und April überproportional Staatsanleihen Italiens, Spaniens und Frankreichs gekauft wurden. Die EZB hatte im März eine Aufstockung des APP um 120 Milliarden Euro bis Jahresende beschlossen. Bei diesem Sondervolumen dürfen die Zentralbanken ebenfalls flexibel vorgehen. Hier wie da gilt aber, dass am Ende des Programms Abweichungen beseitigt sein sollten. "Egal was wir tun, der Kapitalschlüssel ist unser Leitprinzip. Das wird am Ende des Programms immer so sein", sagte Mauderer.

Ankauf von "Fallen Angels" müsste temporäre Lösung bleiben

Den Ankauf von Unternehmensanleihen, deren Emittenten bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie ein Investment-Grade-Rating hatten ("Fallen Angels") lehnt die Bundesbank-Vorständin nicht rundheraus ab. "Wenn man sich dazu entscheidet, im Non-Investment-Bereich zu kaufen, dann muss ganz klar sein, dass es sich nur um eine krisenbedingte, temporäre Lösung handelt", sagte sie. Bei Käufen solcher Papiere müsse die Zentralbank immer im Blick haben, dass sie hier ein erhöhtes Risiko habe, dem sie aber anders als bei der Hereinnahme dieser Papiere als Repo-Sicherheit nicht mit einem Bewertungsabschlag begegnen könne.

PELTROs betrachtet Mauderer als ein planbares längerfristiges Instrument für kleinere Banken. "Wir wissen, dass gerade kleinere Institute teilweise den Aufwand scheuen, den eine Teilnahme an den TLTROs mit sich bringt. Uns im Eurosystem war es wichtig, einen Backstop zu haben, der für Sicherheit bezüglich der längerfristigen Refinanzierungsbedingungen sorgt", sagte sie.

Laut Mauderer bereitet sich die Bundesbank aktuell darauf vor, so genannte Additional Credit Claims (ACC) als Repo-Sicherheiten zu akzeptieren. "Die Bundesbank wird ACC einführen und temporär als Hilfsmaßnahme anbieten", sagte sie. Mit Blick auf die Ausgestaltung werde zum einen das Volumen wichtig sein, aber auch die Risikotoleranz und die technische Umsetzbarkeit. "Wir prüfen derzeit, welche Volumina bei den Instituten mit welchen zusätzlichen Kreditforderungen generiert werden könnten - dazu sind wir in Gesprächen mit der Finanzwirtschaft."

DJG/hab/smh/11.05.2020

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