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Bankenpräsident Zielke befürchtet Kreditausfälle wegen Corona-Krise

Erscheinungsdatum Website: 24.04.2020 18:55:01
Erscheinungsdatum Publikation: 27.04.2020

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BERLIN (Dow Jones)--Der neu gewählte Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Martin Zielke, hat vor Kreditausfällen wegen der Corona-Krise gewarnt und das Vorgehen der Banken bei der Mittelvergabe gegen Kritik verteidigt. Man rechne mit einer Rezession. "Das wird entsprechende Ausfälle geben", betonte Zielke bei einer telefonischen Pressekonferenz. "Künftige Wertminderungen ausstehender Kredite sind unausweichlich und werden sich trotz der hohen staatlichen Haftungsübernahme auch in den Bilanzen der Banken wiederfinden", warnte er. "Auch in diesen schwierigen Zeiten kommen wir deswegen um die Einhaltung der aufsichtlichen Vorgaben nicht herum." Die Banken könnten und dürften nicht jeden Kredit vergeben. Auch ihnen stünden große Herausforderungen bevor. "Die Institute sind liquide und gut kapitalisiert", hob Zielke aber hervor. Die Krise sei "explizit keine Bankenkrise", sie sei eine gesellschaftliche und ökonomische.

Wirtschaftlich solide Unternehmen und Selbständige, die trotz funktionierender Geschäftsmodelle plötzlich und unverschuldet vor dem Aus stünden, dürften in dieser Situation nicht allein gelassen werden, betonte der Vorstandschef der Commerzbank AG. "Banken müssen auch in der gegenwärtigen Situation jeden einzelnen Kreditantrag sorgfältig und in festgelegten Prozessen prüfen", betonte Zielke aber. "Wir vergeben jeden Kredit, den wir vergeben können. Wir müssen aber auch Kundenwünsche ablehnen, wenn die regulatorischen Vorgaben uns keinen Spielraum lassen." Das gelte auch dann, wenn die Banken nur 20 oder 10 Prozent des Ausfallrisikos trügen.

Klarer Kurs der Politik

Ausdrücklich lobte der neue Bankenpräsident das schnelle und entschlossene Handeln der deutschen Politik in der Corona-Krise. "In einer historischen Ausnahmesituation ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Politik einen klaren Kurs vorgibt. Das ist geschehen", sagte Zielke. Aufgabe der Banken sei es nun, Unternehmen - wo immer möglich - schnell und unbürokratisch zu helfen. Schon in den ersten Wochen der Krise seien von den privaten Banken rund 3,5 Milliarden Euro an Krediten vergeben worden, um Unternehmen in Not zu helfen.

Die Konsequenz der Krise dürfe nicht mehr Abschottung sein, sagte Zielke. Gerade in Europa bräuchte es mehr Zusammenarbeit, um aus der wirtschaftlichen Krise gemeinsam schnell wieder herauszufinden. "Wir brauchen jetzt ein Europa, das geeint aus der Krise herausfindet und alles in Bewegung setzt, damit eine neuerliche Zerreißprobe der Währungsunion im Keim erstickt wird", sagte er. Dies betreffe auch den immer noch an einen Flickenteppich erinnernden europäischen Finanzbinnenmarkt und die europäische Kapitalmarktunion.

Beide Projekte seien notwendig, um die Wirtschaft mit ausreichend Kapital zu versorgen und einen schnellen Wiederaufbau zu gewährleisten. Diskussionen über eine europäische Bad Bank, über die die Europäische Zentralbank (EZB) laut Berichten nachdenkt, erteilte der Bankenpräsident zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine Absage. Bad Banks seien der falsche Ansatz, wenn es um Altlasten der Banken gehe. "Wenn es um die möglichen Folgen der Corona-Krise geht, ist es im Moment noch viel zu früh, um sich jetzt schon damit zu beschäftigen", hob Zielke hervor.

DJG/ank/cbr/27.04.2020

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