Mittel- und Osteuropa Aktuell

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Ein weiteres Rekordjahr
Erscheinungsdatum Website: 28.01.2020 15:30:02
Erscheinungsdatum Publikation: 29.01.2020
BUDAPEST (ost/GTAI)--Die ungarische Bauwirtschaft hat 2019 die Ergebnisse des bisherigen Rekordjahres 2018 deutlich übertroffen. In den ersten elf Monaten stieg die Bauproduktion nach Angaben des ungarischen Statistikamtes KSH um 24,4% gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der Hochbau erreichte 23,1% und der Tiefbau sogar 27,4% Zuwachs. Der Produktionswert war in den ersten elf Monaten 2019 mit 12,2 Mrd Euro mehr als 17% höher als im gesamten Jahr 2018 und lag 74% über dem Wert von 2015.
Das europäische Baunetzwerk Euroconstruct hat deshalb seine Prognosen für das Gesamtjahr 2019 deutlich nach oben korrigiert. Für den gesamten Sektor geht Euroconstruct von einem Produktionsplus von 13% aus - das sind 4 Prozentpunkte mehr als in der Sommerprognose. Im Hochbau dürfte das Plus bei 10%, im Tiefbau bei 20% liegen.
Zu dem starken Wachstum, das bereits seit 2017 anhält, hätten unter anderem die günstigen Finanzierungsbedingungen, die gute Kassenlage der öffentlichen Haushalte und die verfügbare Finanzierung der Europäischen Union beigetragen, so Euroconstruct-Analysten. Dank dieser Faktoren dürfte sich der Boom auch in den nächsten zwei Jahren - etwas abgeschwächt - fortsetzen.
Für 2020 rechnet Euroconstruct mit einem kräftigen Anstieg der Produktion um 5,4% und für 2021 um weitere 3%. Für 2022 wird dagegen ein Minus von 5% vorhergesagt. Das wird unter anderem auf die Auswirkungen der Übergangsphase zwischen zwei EU-Förderperioden zurückgeführt. Die in dieser Phase verringerten Mittelflüsse aus Fonds dürften die Baukonjunktur spürbar dämpfen.
Zu den derzeit größten Vorhaben zum Ausbau der Verkehrsinfrastruktur gehört die geplante Modernisierung und Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Budapest und Belgrad für über 2 Mrd Euro. Dessen Realisierung beginnt nach Unterzeichnung eines Kreditvertrags mit der Exim Bank of China. Mit dessen Hilfe wird das Projekt finanziert.
Verfolgt werden darüber hinaus zwei weitere große internationale Bahnprojekte: Einerseits wird die Schnellbahnstrecke zwischen Budapest und Warschau über Bratislava und Brno gebaut beziehungsweise erweitert. Andererseits wird die Linie Budapepst - Cluj-Napoca zu einer Hochgeschwindigkeitsstrecke ausgebaut. An Teilabschnitten der Strecke in Rumänien (Brasov - Cluj) und Ungarn wird bereits gearbeitet.
Fördermaßnahmen treiben den Wohnungsmarkt an
Der Wohnungsbau hat zwar auch 2019 ein weiteres kräftiges Wachstum verzeichnet. In den ersten neun Monaten 2019 ist die Zahl der fertiggestellten Wohnungen um 0,8% gestiegen. Die stärkste Zunahme hat es dabei jedoch vor allem in der Hauptstadt gegeben (17,1%). In den regionalen Zentren belief sich das Wachstum auf 5,2%, während es in anderen kleineren Städten ein Minus von 13,3% gab.
Profitiert hat der Wohnungsbau zum einen von staatlichen Fördermaßnahmen. Dazu zählt vor allem das auf die Unterstützung von Familien ausgelegte Programm CSOK. Dieses sieht staatliche Zuschüsse und zinsgünstige Bankkredite für den Bau oder Kauf von Wohnungen durch kinderreiche Familien vor. Zwischen Januar 2016 und Juni 2019 wurden rund 94.000 Anträge bewilligt. Die Fördersumme belief sich auf umgerechnet 650 Mio Euro.
Impulse hat der Wohnungsbau ferner durch eine gesenkte Mehrwertsteuer für neu errichtete Wohnobjekte erhalten. Diese wurde bis Ende 2019 von 27 auf 5% verringert. Die Maßnahme kann aber noch bis Ende 2023 für Wohnobjekte genutzt werden, die über eine vor dem 1. November 2018 erteilte Baugenehmigung verfügen.
Waldemar Lichter