Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Deka: EZB muss Prüfung ihrer Strategie genau begründen

Erscheinungsdatum Website: 22.01.2020 17:40:01
Erscheinungsdatum Publikation: 23.01.2020

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FRANKFURT (Dow Jones)--Während Analysten schon über die möglichen Ergebnisse der EZB-Strategieprüfung diskutieren, ist die Dekabank der Ansicht, dass die Europäische Zentralbank (EZB) dieses Vorhaben zunächst einmal genau begründen muss. "Sie sollte erklären, warum es notwendig ist, die Strategie der EZB auf den Prüfstand zu stellen, und welche Ziele mit potenziellen Änderungen verfolgt werden", schreibt Volkswirt Kristian Tödtmann in seinem Ausblick auf die EZB-Ratssitzung in dieser Woche.

Einerseits solle die Verständigung auf einen gemeinsamen geldpolitischen Rahmen den Konsens unter den Ratsmitgliedern erleichtern und nach außen Geschlossenheit demonstrieren. Andererseits könnte auf dem Weg dorthin ein Eindruck der Zerstrittenheit entstehen, der Zweifel an der Handlungsfähigkeit der EZB aufkommen lasse, die Legitimität ihrer Handlungen in Frage stelle oder falsche Erwartungen über die zukünftige Geldpolitik hervorrufe, gibt Tödtmann zu bedenken. "Um dies zu verhindern, sollte die Ankündigung der Strategieüberprüfung wohlüberlegt sein."

Tödtmann weist darauf hin, dass das EZB-Statement im Dezember keine Aussage zur Strategieprüfung enthalten habe, sondern dass Präsidentin Christine Lagarde zwischen dem Verlesen des Statements und den Fragen der Journalisten ihre persönlichen Ansichten zu diesem Thema äußerte.

Tödtmann zufolge sollten die Formulierungen ergebnisoffen sein und nicht andeuten, dass die Überlegungen in eine ganz bestimmte Richtung laufen. Andernfalls bestünde die Gefahr, dass Teile des EZB-Rats oder der breiten Öffentlichkeit die Schlussfolgerungen aus den Untersuchungen nicht akzeptierten. "Dies bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass man bei dieser und den nächsten Ratssitzungen noch nicht mit deutlichen Signalen rechnen sollte, wie sich die Überprüfung der Strategie auf die konkrete Geldpolitik auswirken wird", kalkuliert der Analyst.

Auch Tödtmann hat eine Prognose für den Ausgang der Strategiediskussion. Er erwartet, dass sich die EZB bei der Inflation auf einen Zielkorridor um die Marke von 2 Prozent herum einigen wird. "Ein vorsätzliches Überschießen des Inflationsziels nach einer längeren Phase zu geringer Teuerung ist bei diesem Konzept nicht zwingend vorgeschrieben, aber in gewissen Grenzen zulässig", urteilt er.

DJG/hab/apo

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