Märkte der Welt

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Die Grenzen des Umweltaktivismus von Blackrock

Erscheinungsdatum Website: 22.01.2020 13:55:03
Erscheinungsdatum Publikation: 23.01.2020

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Die Finanzbranche kann den Planeten nicht retten / Von Nathaniel Taplin

NEW YORK (Dow Jones)--Larry Fink, CEO von Blackrock, hat in der vergangenen Woche für Furore gesorgt. Die weltweit größte Fondsgesellschaft will härter gegen Unternehmen vorgehen, die nicht vollständig über die Umweltrisiken ihres Geschäfts aufklären. Zudem will sie sich unter anderem bis Mitte des Jahres mit ihren aktiv verwalteten Fonds aus Investitionen in Kohleförderer zurückziehen.

Dies ist nicht nur ein reiner Publicity-Gag: Selbst eine bescheidene Änderung in der Zusammensetzung des verwalteten Vermögens von 7 Bill US-Dollar ist keine Kleinigkeit. Wenn Blackrock aber wirklich Kohle vermeiden will, muss es seine Veräußerungskriterien verschärfen.

Und wenn andere Vermögensverwalter nicht nachziehen - vor allem auf der Anleihenseite - dann werden die Auswirkungen begrenzt sein. Auch die Wall Street hat nur minimale Möglichkeiten, Einfluss auf staatliche Unternehmen zu nehmen, die inzwischen zu den führenden Kohleproduzenten gehören.

Der Vorstoß von Blackrock ist in wichtigen Punkten fehlerhaft. Seine aktiv verwalteten Fonds wollen sich aus Anleihen und Aktien von Unternehmen zurückziehen, die mehr als 25% ihres Umsatzes mit der Kohleproduktion machen. Aber viele der größten globalen Produzenten haben ein diversifiziertes Geschäftsmodell. Anglo American und Glencore gehören zu den größten Unternehmen im Bereich der Kraftwerkskohle weltweit, wobei Glencore der weltweit größte Exporteur ist. Aber 2018 steuerte dies nur 12% zum Umsatz von Anglo American bei. Bei Glencore mit seinem massiven Handelsgeschäft hatte die Kohleproduktion im ersten Halbjahr 2019 nur einen Anteil von etwa 5% am Umsatz.

Ein noch größeres Problem ist, dass es sich bei vielen der größten Produzenten inzwischen um staatlich unterstützte Konzerne mit Sitz in Asien handelt, wie Coal India und die chinesische Shenhua. Als westliche Bergbauriesen wie BHP oder Rio Tinto Kohleaktiva verkauften, haben oft die staatlich unterstützten chinesischen Firmen zugegriffen. Die Finanzlage von Shenhua wird immer weitaus stärker von der chinesischen Regierungspolitik in Bezug auf Kohlepreise und -produktion abhängen als von jedwedem Druck, den westliche Investoren ausüben können.

Ohne ein starkes, koordiniertes Vorgehen von Washington, Beijing, Brüssel und New Delhi werden die Bemühungen zur Eindämmung der Kohlendioxidemissionen scheitern. Aufgrund der schlechten Beziehungen zwischen Beijing und Washington ist ein solches Ziel weiter entfernt als je zuvor.

Die neue Politik von Blackrock ist zwar mit Fehlern behaftet, sollte aber von den Befürwortern niedrigerer CO2-Emissionen als ein Schritt in die richtige Richtung betrachtet werden, insbesondere wenn andere große Investoren mit noch härteren Investitionskriterien nachziehen.

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