Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Welt: Europas CEOs zieht es über den Atlantik

Erscheinungsdatum Website: 23.10.2019 15:35:05
Erscheinungsdatum Publikation: 24.10.2019

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Hiesige Aktionäre lehnen häufiger Gehaltserhöhungen ab / Von Carol Ryan

NEW YORK/LONDON (Dow Jones)--Der Rücktritt des Chefs eines britischen Medizintechnikunternehmens wegen Gehaltsdifferenzen unterstreicht die wachsende Kluft zwischen den Gehältern amerikanischer und europäischer Führungskräfte. Jetzt beginnen institutionelle Investoren darauf hinzuwirken, allzu fette US-Gehaltsschecks zu unterbinden.

CEO Namal Nawana von Smith & Nephew, einem in London börsennotierten Unternehmen mit einem Marktwert von knapp 15 Mrd Pfund (17,4 Mrd Euro), das Komponenten für Knie- und Hüftprothesen herstellt, war zu Beginn der Woche zurückgetreten - nach nur anderthalb Jahren im Job. Analysten erwarten, dass er nach einer höher bezahlten Stelle in den USA sucht.

Knackpunkt waren die 2,9 Mio Dollar, die er für acht Monate Arbeit im vergangenen Jahr erhielt, was im Vergleich zu amerikanischen Kollegen in der gleichen Branche wenig ist. Während das Board von Smith & Nephew über Optionen sprach, ihn zu halten, wurde sogar in Betracht gezogen, die Börsennotierung in die USA zu verlagern, wo Gehaltserhöhungen für CEOs ein weniger heißes Thema sind, wie es in einem Bericht der "Financial Times" heißt.

Die Gehälter der Chief Executives der Top-Unternehmen in Großbritannien sind als Reaktion auf Druck von Investoren und Politikern gesunken. Im Geschäftsjahr 2018 nahmen die Chefs von FTSE-100-Unternehmen ein Durchschnittsgehalt von 3,5 Mio Pfund mit nach Hause. Das ist ein Rückgang gegenüber den 4 Mio, die sie ein Jahr zuvor verdient hatten. Die Gehälter auf dem europäischen Festland sind noch niedriger.

Im Gegensatz dazu erhielten S&P-500-Führungskräfte laut ISS Analytics im vergangenen Geschäftsjahr in den meisten Branchen Gehaltserhöhungen. Die Unternehmen im Index zahlten ihren CEOs ein durchschnittliches Jahresgehalt von 12 Mio US-Dollar, was einem Anstieg von 6% zum Vorjahr entspricht. Die aktienbasierte Vergütung erhöht - angesichts eines Bullenmarkts - die Auszahlungen und macht es attraktiver, ein US-Unternehmen zu leiten.

So erhielt der CEO des Pharmariesen Pfizer 2018 19,5 Mio Dollar, verglichen mit 7,6 Mio Dollar, die der britische Konkurrent GlaxoSmithKline seinem Spitzenmanager zahlte.

Es gibt jedoch erste Anzeichen für eine Trendwende in den USA. Vor allem europäische institutionelle Investoren kämpfen gegen übergroße Gehaltsschecks. Die von Proxy Insight zusammengestellten Abstimmungsergebnisse zeigen, dass die fünf größten europäischen Vermögensverwalter in der letzten S&P-500-Hauptversammlungssaison in nur 64% der Fälle für die Vergütungspläne gestimmt haben. Vor zwei Jahren lag die Quote noch bei 85%.

Im Moment sind institutionelle US-Anleger wie Blackrock und Vanguard noch entspannt in dieser Frage. Die Unterstützung der Managergehälter unter den fünf besten US-Assetmanagern lag in den vergangenen drei Hauptversammlungssaisons bei durchschnittlich 96%. Ein Wirtschaftsabschwung würde es jedoch erschweren, die Augen zu verschließen.

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