Märkte der Welt

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Eine Erholung ist auch im kommenden Jahr nicht in Sicht

Erscheinungsdatum Website: 23.10.2019 11:55:06
Erscheinungsdatum Publikation: 24.10.2019

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Kreditversicherer Coface stuft Hongkong ab

MAINZ (NfA)--?Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch 2020 eher gebremst laufen wird?, erwartet der Kreditversicherer Coface. Die argentinische Währungskrise, Demonstrationen in Hongkong und Russland, der Brexit, der Angriff auf Ölanlagen in Saudi-Arabien: Das sind nur einige der Ereignisse, die das dritte Quartal geprägt haben. ?Die zunehmende politische Unsicherheit, verbunden mit dem Rückgang des Welthandelsvolumens, der hohen Volatilität der Ölpreise und dem Rückgang der Automobilverkäufe in Europa und China, hat die Zuversicht der Unternehmen weiter beeinträchtigt?, heißt es aus Mainz.

?Obwohl sich der chinesisch-amerikanische Handelsstreit in Richtung eines Abkommens zu bewegen scheint, sind die Maßnahmen des US-Präsidenten im Rahmen der Kampagne zu seiner Wiederwahl und des möglichen Amtsenthebungsverfahrens nach wie vor schwer vorhersehbar?, identifizieren die Volkswirte das wohl größte Problem für die globale Wirtwirtschaft. Viele Zentralbanken haben als Folge der starken Wachstumsverlangsamung geldpolitische Lockerungsmaßnahmen angekündigt. Die Auswirkungen dieser Geldpolitik mit teilweise negativen Nominalzinsen seien indes ungewiss, so Coface. Negative Leitzinsen könnten die Konjunktur ankurbeln, aber auch die Rentabilität der Banken beeinträchtigen. In der Theorie überwiege die Erwartung positiver Effekte auf die Wirtschaft, auch wenn diese ultra-expansive Geldpolitik in der Eurozone nicht wie gewünscht wirkte. Insgesamt geht Coface aufgrund der weit verbreiteten politischen Instabilität davon aus, dass auch 2020 von einer konjunkturellen Verlangsamung geprägt sein wird.

In den Länderbewertungen hat der Kreditversicherer in diesem Quartal zwei Veränderungen vorgenommen: Die chinesische Sonderverwaltungszone (SVZ) Hongkong wurde von A2 auf A3 herab- und Mauretanien von D auf C heraufgestuft. Der Handelskrieg zwischen den USA und China hat die Exporte der SVZ stark beeinflusst. Während die originären Ausfuhren nur einen geringen Anteil am BIP ausmachen, sind die aus Festland-China stammenden und über Hongkong exportierten Güter weitaus bedeutender. Diese Re-Exporte sind in den ersten sechs Monaten im Durchschnitt um 4% im Jahresvergleich gesunken. ?Und dieser Gegenwind wird voraussichtlich bis weit in das kommende Jahr hinein anhalten?, erwartet der Volkswirt für Asien-Pazifik, Carlos Casanova.

Viele Branchen, darunter der Einzelhandel, die Dienstleistungen und der Transport, sind von den anhaltenden Unruhen betroffen. Einerseits mussten Einkaufszentren geschlossen werden, weil Demonstranten die Hauptstraßen verstopften. Andererseits ging die Zahl der Touristen im Juli und August sehr deutlich zurück. ?Die schwächere Nachfrage wird das Wachstum im dritten Quartal weiter dämpfen, was sehr wahrscheinlich zu einer technischen Rezession führen wird?, so Casanova.

Auch deutsche Unternehmen, die in Hongkong investieren wollen, müssen nun ein Umfeld mit höheren politischen Risiken berücksichtigen. ?Auf der positiven Seite und trotz der anhaltenden politischen Krise bleiben das Justizsystem, der institutionelle Rahmen und das günstige Steuersystem Hongkongs aber unverändert.? Die Rolle Hongkongs als "Tor zu China" sei bislang nicht gefährdet, meint der Coface-Experte.

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