Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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"Nachrichten für Außenhandel (NfA)" – die einzige deutschsprachige Tageszeitung für die gesamte Außenwirtschaft bietet einen schnellen und strukturierten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Wachstumsmärkten.

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Welt: Ist der IWF zu optimistisch.?

Erscheinungsdatum Website: 18.10.2019 14:55:06
Erscheinungsdatum Publikation: 21.10.2019

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Eine Einschätzung von Ben May Director, Director of Global Macro Research bei Oxford Economics

LONDON (NfA)--So ganz falsch liegt der Internationale Währungsfonds nicht. Wir stimmen den jüngsten Vorhersagen zu, dass das globale BIP-Wachstum 2019 das schwächste seit der globalen Finanzkrise sein wird. Wir halten jedoch die vom Fonds erwartete solide Erholung des Wachstums im Jahr 2020 für zu optimistisch. Wir sind der Meinung, dass die schlimmsten Auswirkungen der Schwäche des Industrie- und Handelssektors noch nicht überwunden sind und sind vorsichtiger als der IWF, was den wahrscheinlichen Impuls für das globale Wachstum durch die Lockerung der jüngsten Geldpolitik betrifft.

Wir gehen auch davon aus, dass die Unsicherheit, die durch die Handelsspannungen zwischen den USA und China und andere geopolitische Faktoren hervorgerufen wird, die Unternehmen von neuen Investitionen und der Schaffung von Arbeitsplätzen abhalten werden. Im Gegensatz zum IWF erwarten wir, dass sich das Wachstum in den entwickelten Volkswirtschaften im kommenden Jahr weiter verlangsamt. Vor allem in den Schwellenländern dürfte sich die Konjunktur nicht so schnell erholen.

Im Oktober korrigierte der Fonds wenig überraschend seine Wachstumsprognose nach unten. Man geht nun davon aus, dass sich das globale Plus - basierend auf den Gewichten der Kaufkraftparität (KKP) - von 3,6% im letzten 2018 auf 3% verlangsamen wird, bevor es sich 2020 auf 3,4% erholt. Oxford Economics legt die Wachstumsprognosen für das globale BIP in der Regel nicht in KKP, sondern in US-Dollar-gewichteten Werten vor. Dadurch wird einigen der schnell wachsenden Schwellenländer weniger Gewicht beigemessen und damit die Rate des globalen BIP-Wachstums reduziert. Auf dieser Basis gehen wir für 2019 und 2020 von einem Wachstum von jeweils 2,5% aus - nach 3,2% im Vorjahr. Wenn wir jedoch die KKP-Gewichte des IWF für Konsistenz verwenden, deuten unsere Prognosen weiterhin auf eine etwas schnellere Verlangsamung des globalen Wachstums auf 2,9% in diesem Jahr und nur eine sehr geringe Belebung im nächsten auf 3,1% hin.

Ein Grund für die optimistischere Einschätzung des IWF für 2020 ist, dass sie in den Industrieländern ein Plus von 1,7% erwarten. Im Gegensatz dazu sehen wir eine längere Phase des subpotenziellen BIP-Wachstums und gehen von nur 1,3% aus - das schwächste Wachstum seit der Krise in der Eurozone 2012. Unsere eher verhaltene Prognose spiegelt den relativen Pessimismus in Bezug auf alle wichtigen Industrieländer.

Zwei wesentliche Faktoren stützen dies. Erstens vermuten wir, dass die Auswirkungen der jüngsten Lockerung der Geldpolitik sowie jede weitere politische Unterstützung nur einen begrenzten Wachstumsimpuls geben werden. Weitere Zinssenkungen dürften aufgrund ihres niedrigen Ausgangspunkts weniger effektiv sein als in der Vergangenheit. In der Zwischenzeit werden erneute Käufe von Staatsanleihen aufgrund von historisch niedrigen Anleiherenditen, niedrigen Risikozuschlägen und hohen Vermögensbewertungen geringere positive Spillover als bei früheren Kampagnen aufweisen. Zweitens erwarten wir, dass die Unsicherheit, die durch die Handelsspannungen zwischen China und den USA und andere geopolitische Faktoren verursacht wird, bestehen und das Investitionswachstum gedämpft bleibt.

Auch eine weitere Verlangsamung des chinesischen BIP-Wachstums schafft keine besonders günstigen Aussichten für die Schwellenländer. Wir stimmen mit dem IWF darin überein, dass die Konjunktur wahrscheinlich etwas an Dynamik gewinnen wird. Diese Erholung könnte sich jedoch vor dem Hintergrund eines schwachen globalen Wachstums und der wachsenden Unsicherheit als enttäuschend erweisen. Aber die globale Rezession ist bei Weitem nicht unvermeidlich. Obwohl wir pessimistischer sind als der IWF, glauben wir, dass es gute Gründe für die Weltwirtschaft gibt, diesem Szenarium zu entgehen. Dennoch sind die Risiken nach unten verzerrt, sodass wir eine Wahrscheinlichkeit von 30% für eine globale Rezession im kommenden Jahr sehen.

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