Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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"Nachrichten für Außenhandel (NfA)" – die einzige deutschsprachige Tageszeitung für die gesamte Außenwirtschaft bietet einen schnellen und strukturierten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Wachstumsmärkten.

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Deutschland: Weltwirtschaftliche Verwerfungen treffen die Industrie

Erscheinungsdatum Website: 30.09.2019 15:10:19
Erscheinungsdatum Publikation: 01.10.2019

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IMK fordert Gegensteuern der Politik / Von Andrea Thomas

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hat seine Konjunkturerwartungen für Deutschland mehr als halbiert und erwartet eine andauernde Wirtschaftsflaute. Lediglich der private Konsum bewahre die Wirtschaft vor einer tiefen Krise, heißt es. Daher müsse die Politik eingreifen, um einen konjunkturellen Absturz zu verhindern. Das schwächere Wachstum werde auch zu einem Anstieg der Arbeitslosenquote führen, so das Düsseldorfer Institut. Damit würde im nächsten Jahr zum ersten Mal seit 2009 die Erwerbslosigkeit in Deutschland steigen.

"Die deutsche Wirtschaft ist derzeit wie ein Flugzeug, das nur noch mit einem Triebwerk fliegt - der Nachfrage der privaten Haushalte. Das kann eine Zeit lang gut gehen, aber auf Dauer sollte man sich darauf nicht verlassen", erklärte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des IMK der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. "Wenn die Politik nicht entschlossen gegensteuert, greifen die Bremseffekte nach und nach auf Dienstleistungen, Konsumklima und Arbeitsmarkt über und es droht der Absturz."

Die zugespitzten weltwirtschaftlichen Verwerfungen träfen die exportorientierte Industrie in diesem und im kommenden Jahr schwer. Auch bremsten lahmende Ausfuhren und eine schwache Dynamik bei den Unternehmensinvestitionen das Wachstum, so das Institut. Der Export sollte im laufenden Jahr um 0,1% schrumpfen bevor sich die Ausfuhren 2020 ein wenig erholten und wieder um 1,3% zulegen sollten.

Nach der neuen Prognose des IMK nimmt das deutsche BIP 2019 um 0,4 und 2020 um 0,7% zu, wobei im kommenden Jahr die größere Zahl an Arbeitstagen eine wesentliche Rolle für das etwas höhere Wachstum spielen. Gegenüber der Vorhersage vom Juni senkte das IMK die Wachstumserwartung für 2019 um 0,6 Prozentpunkte, die Prognose für das kommende Jahr wurde gar um 0,9 Punkte zurückgenommen. Die Prognosen unterstellen allerdings, dass es zu keinem harten Austritt der Briten aus der EU und zu keinem spürbaren Anstieg der Energiepreise infolge der jüngsten Auseinandersetzungen am Persischen Golf kommt.

Angesichts der fragilen Situation müsse die Politik gegensteuern, heißt es aus Düsseldorf . Zwar setze die Bundesregierung in diesem Jahr einen positiven fiskalischen Impuls. Allerdings sei dieser zu klein und halbiere sich 2020 schon wieder. Dabei habe Deutschland einen "erheblichen finanziellen Spielraum". Trotz des Abschwungs werde der gesamtstaatliche Haushaltsüberschuss in diesem Jahr knapp 48 Mrd Euro betragen und auch in 2020 noch gut 25 Mrd erreichen.

Andere Wirtschaftsforschungsinstitute und auch die OECD haben in den vergangenen Wochen ihre Prognosen für die Bundesrepublik deutlich gesenkt. Die andauernde Handelskrieg zwischen den USA und China sowie die Ungewissheit über den anstehenden Brexit belasten die deutschen Unternehmen. Für 2020 hat die OECD mit einem Wachstum von nur 0,6% die Latte am niedrigsten gehängt.

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