Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Saudi-Arabien: Angriff auf Raffinerie kommt für Aramco zur Unzeit

Erscheinungsdatum Website: 16.09.2019 15:15:47
Erscheinungsdatum Publikation: 17.09.2019

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Investoren könnten Abschläge beim IPO verlangen / Von S. Said, R. Jones und B. Faucon

RIAD (Dow Jones)--Die Drohnenangriffe auf Ölfabriken in Saudi-Arabien werden zur entscheidenden Prüfung für die Spitzenmanager der Saudi Arabian Oil Company (Aramco) und das nationale Ölministerium. Internationale Investoren, die auf den Börsengang von Aramco warten, sehen sich mit neuen Risiken konfrontiert.

Saudi Aramco steckt in den Vorbereitungen für einen zweistufigen Börsengang, bei dem zunächst Anteile an Investoren über die lokale saudische Börse verkauft werden sollen. Danach ist die Notierung an internationalen Börsenplätzen beabsichtigt, sagten informierte Personen. Die Pläne zur Notierung waren lange von Fragen zur Bewertung und zur Auswahl des Ortes für das Börsendebüt geprägt.

Die Angriffe vom Wochenende rücken ein neues Risiko in den Mittelpunkt, das für die meisten Unternehmen, die einen Börsengang planen, höchst ungewöhnlich ist: die Gefahr weiterer Attacken, die für Umsatz- und Gewinneinbußen sorgen oder auf andere Weise das Vertrauen der Anleger in den Wert ihres Investments erschüttern könnten.

Der Angriff kommt zu einem heiklen Zeitpunkt. Khalid al Falih, der bis vor kurzem sowohl Aramco als auch den Ölsektor des Landes als Energieminister leitete, wurde Anfang des Monats von beiden Aufgaben entbunden. Zwei Beamte ohne Erfahrung mit Krisen dieses Kalibers stehen nun in der Verantwortung: Yaser Rumayyan, der den wichtigsten Staatsfonds Saudi-Arabiens leitet, ist jetzt Chef von Aramco. Der ältere Bruder von Kronprinz Mohammed bin Salman, Abdulaziz Bin Salman, ist erst seit wenigen Tagen Energieminister.

Nachdem die Pläne für den Börsengang eine ganze Weile auf Eis lagen, hatte Saudi-Arabien zuletzt wieder die Initiative ergriffen. Das Management von Aramco beauftragte kürzlich Banker mit der Beratung beim Börsengang. Saudi-Arabiens Vertreter und Berater befürchten nun, dass Anleger nach dem Angriff auf die größte Öl-Raffinerie des Königreichs skeptisch werden könnten.

Der Angriff führte zu einem Einbruch der Produktion im Umfang von 5,7 Mio bpd. Die Schäden an der Ölanlage sind laut Experten so schwerwiegend, dass es noch Wochen dauern könnte bis wieder Normalität einkehrt.

Aramcos Bewertung war ein Streitpunkt zwischen Prinz Mohammed, der die Politik des Königreichs bestimmt, und einigen Bankern. Der Kronprinz und seine Berater gehen von einem Unternehmenswert von rund 2 Bill US-Dollar aus. Mit dem Geld, das beim Börsengang eingenommen werden soll, ist ein ehrgeiziges Programm zur Diversifizierung der Wirtschaft über die Ölindustrie hinaus geplant. Banker und auch einige Führungskräfte von Aramco sind hingegen der Ansicht, dass der Wert des Unternehmens eher bei 1,5 Bill US-Dollar liegt. Ein Schlüsselfaktor bei der Berechnung war lange der Ölpreis gewesen.

Wenn Aramco weiterhin ein Angriffsziel bleibt, glauben einige saudische Beamte und Berater, dass der Markt möglicherweise einen weiteren Rabatt verlangt. Und der könnte bis zu 300 Mrd US-Dollar betragen.

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