Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Bank of Japan kommt in Zugzwang

Erscheinungsdatum Website: 13.09.2019 18:55:03
Erscheinungsdatum Publikation: 16.09.2019

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TOKIO (Dow Jones)--In der Bank of Japan (BoJ) wächst die Offenheit für die Idee, die Zinsen tiefer in den negativen Bereich zu senken, um auf globale Risiken und Zinssenkungen anderer Zentralbanken zu reagieren. Indem die Notenbank dies täte, würde sie versuchen, starke Rückgänge am längeren Ende der Zinskurve zu vermeiden, sagten Personen, die mit dem Denken der Zentralbank vertraut sind. Ziel ist es, zwischen kurzfristigen Zinsen und langfristigen Zinsen einen Aufwärtstrend beizubehalten, der es Lebensversicherern und Pensionskassen erleichtert, Anlageerträge zu erzielen.

Die BoJ gibt ihre geldpolitischen Entscheidungen am frühen Donnerstagmorgen bekannt. Angesichts der Besorgnis über Konjunkturschwäche und Handelskonflikte hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Einlagenzins auf minus 0,50 Prozent gesenkt und das Kaufprogramm wieder aufgenommen. Die Federal Reserve ist bereit, bei der Sitzung am Mittwoch ihren Leitzins weiter zu senken. Investoren erwarten eine Lockerung um 25 Basispunkte, aber Präsident Donald Trump forderte, die Zinsen auf null oder weniger zu senken.

"Es ist ein guter Zeitpunkt für die BoJ, um darüber nachzudenken, wie die Optionen im Detail verbessert werden können", sagte eine Person, die über Kenntnisse der BoJ-Strategie verfügt. Mit kurzfristigen Aktionen der BoJ ist jedoch nicht zu rechnen. Bei der Sitzung am Mittwoch und Donnerstag dürften die japanischen Währungshüter an ihrer Geldpolitik festhalten, weil die Binnenwirtschaft relativ solide aussehe und die Märkte stabil seien, sagten die Informanten.

Die Zentralbank will auch über die Auswirkungen der geplanten Umsatzsteuererhöhung am 1. Oktober beraten und über die Ergebnisse ihrer vierteljährlichen Umfrage zur Unternehmensstimmung, die am selben Tag veröffentlicht wird. Ende Oktober tagt der BoJ-Rat erneut.

BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda hat dargelegt, dass die Notenbank vier Lockerungsoptionen hat: die Senkung ihres Einlagenzinses, derzeit bei minus 0,1 Prozent; die Senkung des Ziels für die zehnjährige Rendite von Staatsanleihen, derzeit null Prozent; die Ausweitung der Käufe von Vermögenswerten wie Aktien sowie die schnellere Erweiterung der Geldbasis.

Bei ihrer Sitzung im Juli fügte die BoJ ihrer Erklärung eine Zeile hinzu, in der sie erklärte, dass sie nicht zögern würde, bei Bedarf zusätzliche Lockerungsmaßnahmen zu ergreifen. Kuroda hat wiederholt erklärt, dass er sich der Nebenwirkungen der negativen Zinspolitik bewusst ist, die er erstmals im Januar 2016 verkündet hat. Das ist ein Zugeständnis gegenüber der Kritik von Banken, Versicherungen und anderen Wirtschaftsakteuren. Aber wenn sich der globale Abschwung verschärft, muss die BoJ möglicherweise ihre Rücksicht überdenken.

DJG/DJN/apo/hab

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