Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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"Nachrichten für Außenhandel (NfA)" – die einzige deutschsprachige Tageszeitung für die gesamte Außenwirtschaft bietet einen schnellen und strukturierten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Wachstumsmärkten.

Die NfA liefert hochwertige und praxisrelevante Hintergrundinformationen, ausführliche Analysen und Bewertungen -  deutlich umfassender als in der Wirtschaftstagespresse. Im Fokus stehen die deutschen Exportbranchen mit Schwerpunkt auf Investitionsgütern

Deutschland: Draghis Hilferuf an die nationalen Regierungen

Erscheinungsdatum Website: 13.09.2019 16:10:04
Erscheinungsdatum Publikation: 16.09.2019

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Deutliche Forderung nach expansiverer Fiskalpolitik / Von Jon Sindreu

LONDON (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank will die Folgen der globalen Konjunkturabkühlung auf die Eurozone dämpfen. Die dazu ergriffenen Maßnahmen sind weder neu noch überraschend - die Notenbank reduzierte den Einlagezins für Banken um 10 Basispunkte auf minus 0,50% und kündigte die Wiederaufnahme von milliardenschweren Anleihekäufen an. Zudem senkte sie für Banken die Kosten für langfristige Kredite.

Die Märkte reagierten kaum - weder der Euro, noch die Aktienkurse noch die Anleiherenditen zeigten eine größere Bewegung. Die Maßnahmen der EZB entsprechen fast exakt den Erwartungen und waren bereits im Vorfeld eingepreist worden.

Die Kreditvergabe der Banken an die Industrie ist in den letzten Jahren insgesamt leicht angezogen, aber stützende Effekte im Zuge der EZB-Stimulusrunden waren nicht festzustellen. Warum auch, denn Geschäftsbanken haben stets Zugang zu Zentralbankliquidität, wenn sie benötigt wird. Die EZB hat diese Liquidität zwar immer weiter verbilligt, aber über eine Darlehensvergabe entscheiden Banken nach wie vor in erster Linie auf Basis der ausreichenden Kreditwürdigkeit ihrer künftigen Schuldner. Gegenwärtig scheint es, als seien schlicht keine Investitionsvorhaben in der Privatwirtschaft übrig, deren Realisierung bislang an den Finanzierungskosten scheiterte. Die Verbilligung der Kreditkosten um ein paar Punkte bleibt in diesem Umfeld für die Wirtschaftsdynamik nahezu folgenlos.

Draghi ist sich selbstverständlich bewusst, dass weitere Lockerungsmaßnahmen für die Wirtschaftslage im Privatsektor weitgehend irrelevant sind. In seiner Pressekonferenz verwendete er daher weite Teile seiner Anmerkungen für die immer wiederkehrende Mahnung an die Mitgliedsstaaten, doch endlich, angesichts der extrem günstigen Finanzierungsbedingungen, die öffentlichen Ausgaben zu erhöhen und mehr zu investieren. Damit dürfte vor allem auch die Bundesregierung gemeint gewesen sein, deren Festhalten an ausgeglichenen Haushalten in Anbetracht einer drohenden Rezession von immer mehr Ökonomen kritisiert wird.

Schließlich bleibt die Inflation innerhalb der Währungsunion seit nahezu zehn Jahren in hartnäckiger Weise unter dem ausgerufenen Ziel von knapp 2%. Zuletzt scheint sich der Preisauftrieb sogar bei nur noch knapp über 1% einzurichten, trotz niedriger Arbeitslosigkeit und weiterhin gut gefüllten Auftragsbüchern.

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