Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Bankenverband BdB stellt Richtlinie für Kooperation mit Fintechs vor
Erscheinungsdatum Website: 14.08.2019 16:30:02
Erscheinungsdatum Publikation: 15.08.2019
FRANKFURT (Dow Jones)--Banken und Fintechs finden in Deutschland mühsamer als anderswo zueinander. Das liegt vor allem an den umfangreichen Anforderungen, die die Banken selbst an prospektive Geschäftspartner im Technologiesektor stellen. Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) will diesen Prozess mit einer Richtlinie für seine Mitgliedsinstitute beschleunigen. Die Zeit drängt, denn die Zinseinnahmen der Banken sinken immer weiter, und über Banking-Apps und andere neue Dienstleistungen ließen sich Gebühren verdienen.
"Ich würde schon sagen, da sind wir vergleichsweise langsam", sagte Frank Mehlhorn, Direktor des BdB-Geschäftsbereich Bankenaufsicht und Bilanzierung bei der Vorstellung des Konzepts in Frankfurt. Technisch lässt sich eine Verbindung zwischen der Bank und einem Fintech nach seiner Aussage in sechs Wochen herstellen, "aber zu Erfüllung der regulatorischen Anforderungen brauchen Banken sechs bis zwölf, manchmal sogar 18 Monate", wie Mehlhorn erläutert. Diese lange Zeit soll verkürzt werden.
Die Rechnung des BdB ist einfach: Derzeit sind zum Beispiel die mit einem Girokonto zusammenhängenden Kosten schwer zuweisbar. Löst man mit Hilfe von Fintechs bestimmte Prozesse heraus, kann man Kosten einsparen, sie zuweisen und möglicherweise eine Gebühr erheben. Dabei könnte es sich um videobasierte Erkennungssysteme handeln, um Bonitätsprüfung, Kontoeröffnung, Geldtransport und so weiter.
Wer in dieses Geschäft will, muss sich allerdings der Aufsicht der Bafin unterwerfen. Ein solcher Schritt will also gut überlegt sein. In anderen Ländern können Banken und Fintechs Geschäftsbeziehungen in so genannten regulatorischen Sandkästen erproben, in Deutschland geht das nicht. "Die EU ist da liberaler, aber die Bafin wollte das nicht - da würde ich mir mehr Mut wünschen", sagte Mehlhorn.
Was dem BdB vorschwebt ist kein regulatorischer, sondern ein technologischer Sandkasten. Statt der bisher üblichen 70 bis 700 Fragen der Bank, die ein Fintech beantworten muss, hat es der BdB in Kooperation mit fünf Banken und fünf Fintechs bei 18 Fragen belassen. Auf Basis der Antworten, die Aufschluss über die Art der beabsichtigten Kooperation geben - wie dicht am Kernbankgeschäft, ob und wie viel Daten, wie viele Kunden sind betroffen - wird ein Risikoprofil entwickelt.
Dieses Risikoprofil entscheidet über die zu erfüllenden Anforderungen. Weil es in der Praxis so ist, dass die Intensität der Zusammenarbeit schrittweise zunehmen kann, ändert sich demgemäß auch das Risikoprofil und steigen die Anforderungen. Und auch die Beendigung einer Zusammenarbeit muss geregelt werden.
Der BdB will seine Richtlinie im November vorstellen. Bundesbank und Bafin haben laut Mehlhorn signalisiert, "dass man sich so etwas vorstellen kann und dass man sich das mal ansehen" wolle.
Allerdings ist der regulatorische Rahmen dieser brancheninternen Richtlinie noch nicht fest. Die europäische Bankenaufsicht Eba hat ihre Richtlinie über das Ausgliedern von Bankdienstleistungen gerade erst vorgestellt, sie muss zudem noch in nationales Recht umgesetzt werden. Laut BdB sieht die Eba einiges anders als die deutschen Privatbanken "aber im Grundsatz wird sich die Richtlinie nicht ändern", wie Mehlhorn sagte.
DJG/hab/kla