Märkte der Welt

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Konjunktursorgen und eine höhere Risikoaversion

Erscheinungsdatum Website: 24.07.2019 11:20:04
Erscheinungsdatum Publikation: 25.07.2019

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Der langjährige Lockerungszyklus bei den Kreditstandards endet

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Banken des Euroraums haben ihre Standards bei der Kreditvergabe an Unternehmen im zweiten Quartal entgegen ihren eigenen früheren Erwartungen gestrafft. Wie aus dem aktuellen Quartalsbericht zur Kreditvergabe der EZB außerdem hervorgeht, liegt das vor allem an Sorgen über den Konjunkturausblick und einer höheren Risikoaversion. Zugleich wuchs die Kreditnachfrage in allen Kategorien.

Nach Mitteilung der EZB überstieg der Prozentsatz der Banken mit strafferen Kreditstandards jenen von Banken mit lockereren Standards um 5 Punkte. Die Institute selbst hatten dagegen für das zweite Quartal eine weitere Lockerung um 2 Punkte erwartet. Im ersten Quartal hatte es einen Lockerungssaldo von 1 Punkt gegeben. Für das dritte Quartal werden unveränderte Unternehmenskreditstandards erwartet.

"Damit endet der 2014 begonnen Lockerungszyklus der Kreditstandards", konstatiert die Zentralbank in ihrem Bericht. Wichtigste Ursachenwaren laut EZB eine geringere Risikotoleranz der Banken und eine zugleich gestiegene Risikowahrnehmung, die von höheren Refinanzierungskosten und bilanziellen Einschränkungen begleitet waren. Neben konjunkturellen und Risikofaktoren spielte bei der Straffung aber auch eine steigende Eigenkapitalausstattung der Banken eine Rolle. Betroffen hiervon waren demnach alle Kreditkategorien. In den nächsten Monaten soll diese Entwicklung laut dem EZB-Bericht anhalten. Allerdings wollen die Institute vor diesem Hintergrund auch ihre Margen ausweiten. In Richtung einer Lockerung wirkte dagegen weiterhin der hohe Wettbewerbsdruck im Bankensektor.

Kreditstandards umfassen unter anderem Zinsen, Anforderungen an Sicherheiten, Kreditlaufzeiten und Tilgungsraten. Sie sind bankinterne Richtlinien dazu, welche Art von Darlehen eine Bank wünschenswert findet, welche sektorspezifischen und geografischen Prioritäten zu beachten sind, welche Sicherheiten als akzeptabel gelten und welche Voraussetzungen (Bilanzsituation, Einkommenslage, Alter oder Beschäftigungsstatus) ein Kreditnehmer erfüllen muss.

Die strafferen Standards trafen im Frühjahr auf eine weiter steigende Nachfrage nach Krediten. Diese erhöhte sich bei den Unternehmen um 6 Punkte. Besonders markant war die Entwicklung in Italien, wo die Unternehmenskreditstandards um 20 Punkte verschärft wurden und zugleich die Nachfrage um 20 Zähler zunahm. In Deutschland stach die Entwicklung im Hypothekenbereich heraus. Hier wurden die Standards um 2 Punkte gestrafft, während die Nachfrage um 38 Zähler anzog.

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