Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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EZB: Lockerungszyklus bei Kreditstandards endet im 2. Quartal

Erscheinungsdatum Website: 23.07.2019 17:25:03
Erscheinungsdatum Publikation: 24.07.2019

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Banken des Euroraums haben ihre Standards bei der Kreditvergabe an Unternehmen im zweiten Quartal 2019 entgegen ihren eigenen früheren Erwartungen gestrafft. Wie aus dem aktuellen Quartalsbericht zur Kreditvergabe der Europäischen Zentralbank (EZB) außerdem hervorgeht, lag das vor allem an Sorgen über den Konjunkturausblick und einer höheren Risikoaversion. Zugleich wuchs die Kreditnachfrage in allen Kategorien.

Nach Mitteilung der EZB überstieg der Prozentsatz der Banken mit strafferen Kreditstandards den Prozentsatz von Banken mit lockereren Standards um 5 Punkte. Die Institute selbst hatten dagegen für das zweite Quartal eine weitere Lockerung um 2 Punkte erwartet. Im ersten Quartal hatte es einen Lockerungssaldo von 1 Punkt gegeben. Für das dritte Quartal werden unveränderte Unternehmenskreditstandards erwartet.

Steigende Eigenkapitalausstattung führt auch zu strafferen Kreditstandards

"Damit endet der 2014 begonnen Lockerungszyklus der Kreditstandards", konstatiert die EZB in ihrem Bericht. Wichtigste Ursachen der Straffung im zweiten Quartal waren laut EZB eine geringere Risikotoleranz der Banken und eine zugleich gestiegene Risikowahrnehmung, die von höheren Refinanzierungskosten und bilanziellen Einschränkungen begleitet waren.

Neben konjunkturellen- und Risikofaktoren spielte bei der Straffung der Kreditstandards aber auch eine steigende Eigenkapitalausstattung der Banken eine Rolle. Betroffen hiervon waren demnach alle Kreditkategorien. In den nächsten Monaten soll diese Entwicklung laut EZB-Bericht anhalten. Allerdings wollen die Institute vor diesem Hintergrund auch ihre Margen ausweiten. In Richtung einer Lockerung wirkte dagegen weiterhin der hohe Wettbewerbsdruck im Bankensektor.

Kreditstandards umfassen unter anderem Zinsen, Anforderungen an Sicherheiten, Kreditlaufzeiten und Tilgungsraten. Sie sind bankinterne Richtlinien dazu, welche Art von Krediten eine Bank wünschenswert findet, welche sektorspezifischen und geografischen Prioritäten zu beachten sind, welche Sicherheiten als akzeptabel gelten und welche Voraussetzungen (Bilanzsituation, Einkommenslage, Alter oder Beschäftigungsstatus) ein Kreditnehmer erfüllen muss.

Unternehmenskreditnachfrage in Italien steigt besonders stark

Straffere Standards trafen im zweiten Quartal auf eine weiter steigende Nachfrage nach Krediten. So erhöhte sich die Nachfrage nach Unternehmenskrediten um 6 (erstes Quartal: 0) Punkte. Besonders markant war die Entwicklung in Italien, wo die Unternehmenskreditstandards um 20 (0) Punkte verschärft wurden und zugleich die Nachfrage um 20 (minus 20) Punkte zunahm.

In Deutschland stach die Entwicklung im Hypothekenbereich heraus. Hier wurden die Standards um 2 (minus 3) Punkte gestrafft, während die Nachfrage um 38 (14) Punkte anzog.

DJG/hab/mgo

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