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Auftragnehmer für Milliardenprojekt gesucht

Erscheinungsdatum Website: 07.05.2019 13:40:02
Erscheinungsdatum Publikation: 08.05.2019

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KIEW (gus/GTAI)--Wer vom Kiewer Flughafen Boryspil in Richtung Stadtzentrum fährt, nimmt auf dem Weg in die Hauptstadt bisweilen einen unangenehmen Geruch wahr. Schuld ist die Großkläranlage Bortnytska Stantsiya Aeratsii, die die Abwässer von 5 Mio Menschen im Großraum Kiew behandelt. Vor allem die Anwohner, die in der Nähe der Anlage unweit der U-Bahnstationen Charkiwska und Posnjaky leben, leiden stark unter der Geruchsbelästigung.

Nun soll sich die Situation bessern. Gemäß einer 2015 getroffenen Vereinbarung stellt die japanische Entwicklungsagentur JICA umgerechnet rund 970 Mio US-Dollar für die Sanierung der Anlage bereit. Die Finanzierung umfasst eine Laufzeit von 40 Jahren bei einer Verzinsung von 0,1% und einer zehnjährigen zinsfreien Phase.

Nach mehreren Jahren Vorbereitung hat der Betreiber der Großkläranlage, das kommunale Unternehmen Kyivvodokanal eine Ausschreibung zur Auswahl eines Generalauftragnehmers veröffentlicht. Teilnehmen können japanische Unternehmen oder Joint Ventures mit ukrainischen Firmen. Der Ausschreibungstext ist abrufbar unter https://bit.ly/2IYGrXI. Der Beginn der Bauarbeiten ist für Februar vorgesehen. Bis August 2025 sollen sie abgeschlossen sein. Doch auch nach dem Ende des JICA-finanzierten Projekts stehen an der Großkläranlage weitere Modernisierungsetappen an. Gefunden werden muss eine Lösung für die Behandlung des deponierten Klärschlamms. Angedacht ist der Bau einer Monoverbrennungsanlage. Auch das Thema Phosphorrückgewinnung hat Kyivvodokanal auf dem Schirm.

Der ukrainische Wassersektor hat erheblichen Modernisierungsrückstau. Der Investitionsbedarf wird allein für die dringendsten Aufgaben auf 20 Mrd Dollar geschätzt, der Gesamtbedarf auf 40 Mrd. Ein Großteil der Leitungsnetze, Pumpen sowie Anlagen zur Aufbereitung und Klärung von Wasser sind verschlissen oder entsprechen nicht den notwendigen Standards. Investitionen können die Wasserwerke angesichts nicht kostendeckender Tarife kaum stemmen. Die Mittel reichen häufig nur für die nötigsten Reparaturarbeiten. Immer wieder kommt es zu Unfällen an den Leitungen.

Die Wasserwerke klagen über stark steigende Stromkosten, die Abwanderung von Fachkräften und Verzögerungen bei der Anpassung der Tarife für Wasser und Abwasser durch die nationale Regulierungsbehörde NKREKP. Sie fordern die Verabschiedung einer neuen Strategie. Das bisherige Programm "Trinkwasser 2011 bis 2020" ist unterfinanziert. Von den ursprünglich veranschlagten 3 Mrd Griwna (etwa 112,8 Mio Dollar) wurden bislang nur 208 Mio bereitgestellt. Im Haushalt für das laufende Jahr sind für das Programm keine Gelder vorgesehen.

Bei Investitionen sind die Wasserwerke auf internationale Geber angewiesen. Neben der JICA ist auch die Weltbank in dem Bereich tätig. Im Rahmen des seit 2014 laufenden Second Urban Infrastructure Project stellt sie bis 2020 insgesamt 350 Mio Dollar zur Verfügung. Damit sollen in mehreren Städten Infrastrukturinvestitionen getätigt werden. Hinzu kommen 400 Mio Euro seitens der Europäischen Investitionsbank für die kommunale Infrastruktur.

Für weitere Projekte suchen die Wasserwerke potenzielle Investoren. Anlässlich einer vom deutschen Bundeswirtschaftsministerium geförderten Leistungsschau Wasserwirtschaft im November hat der Verband Ukrwodokanalekolohija eine Reihe von Vorhaben vorgestellt. Bei der Planung und Umsetzung von Projekten in der Wasserwirtschaft ist die Ukraine in großem Maße auf Know-how und Technik aus dem Ausland angewiesen.

nm/gus/8.5.2019

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