Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Banken senken BIP-Prognose um mehr als die Hälfte

Erscheinungsdatum Website: 21.03.2019 17:16:07
Erscheinungsdatum Publikation: 22.03.2019

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BERLIN (Dow Jones)--Die privaten Banken in Deutschland sind inzwischen deutlich pessimistischer für die weitere Wirtschaftsentwicklung als noch vor einigen Monaten. In seiner Frühjahrsprognose sagte der Bankenverband für 2019 nur noch ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 0,7 Prozent voraus. Die im Oktober gestellte Prognose der Banken-Chefvolkswirte von 1,8 Prozent wurde damit mehr als halbiert, wie der Verband mitteilte.

Für 2020 seien sie aber wieder etwas zuversichtlicher und gingen von einer Steigerung um 1,6 Prozent aus - allerdings überzeichnet durch Sondereffekte. Kalenderbereinigt sollen es 1,2 Prozent sein.

"Deutschlands Wirtschaft bleibt leider ohne Rückenwind", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, Christian Ossig. "Seit Sommer 2018 beobachten wir eine Stagnation, auch wenn es im Jahresdurchschnitt 2018 noch für ein Wachstum von 1,4 Prozent gereicht hat." Die deutsche Wirtschaft sei "ausgebremst" worden. So hätten die internationalen Handelskonflikte deutliche Spuren hinterlassen, und hausgemachte Probleme in Europa und Deutschland dämpften zusätzlich.

"Leider hat die Weltwirtschaft weiter an Schwung verloren", konstatierte Ossig. Ein Ende der Talfahrt sei derzeit noch nicht absehbar. Da die Wirtschaft in Europa nach wie vor stark von Exporten abhängig sei, würden auch die hausgemachte Probleme tief ins Kontor schlagen. "Diese reichen von den chaotischen Brexit-Verhandlungen über die Haushaltspolitik in Italien bis zu den massiven Schwierigkeiten im deutschen Automobilsektor." Alles zusammen schlage deutlich auf die Konjunktur durch und treffe die international stark vernetzte Wirtschaft in Deutschland besonders.

Laut der Prognose, die auf einer Umfrage unter 13 Chefvolkswirten der Banken beruht, sollen die privaten Konsumausgaben dieses Jahr um 1,1 Prozent und nächstes um 1,3 Prozent sowie die Ausrüstungsinvestitionen 2019 um 2,2 Prozent und 2020 um 2,9 Prozent steigen. Für die Exporte veranschlagen die Bankenvolkswirte eine Zunahme um 1,8 Prozent im laufenden und 2,6 Prozent im kommenden Jahr und für die Importe eine Steigerung um 3,4 Prozent und 3,5 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen sinkt nach ihrer Erwartung 2019 auf 2,200 Millionen und 2020 auf 2,110 Millionen.

Vehement warnte Ossig vor der Aktivierung eines antizyklischen Kapitalpuffers in der gegenwärtigen Situation, mit dem Banken zusätzliche Kapitalanforderungen auferlegt würden. "Wer in dieser wirtschaftlich fragilen Lage darüber nachdenkt, einen antizyklischen Kapitalpuffer zu aktivieren, sollte die möglichen Nebenwirkungen für die Konjunktur im Auge behalten", richtete er sich laut dem Verband unter anderem an die Bundesbank. "Eine Aktivierung würde aktuell zum falschen Zeitpunkt kommen." Es bestehe ein erhebliches Risiko, dass sich dadurch der Abschwung verstärke.

DJG/ank/apo

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