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Nord Stream 2 wird durch EU-Auflagen nicht teurer

Erscheinungsdatum Website: 22.02.2019 14:15:08
Erscheinungsdatum Publikation: 25.02.2019

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BERLIN (Dow Jones)--Die neuen EU-Auflagen für die umstrittene Gasröhre Nord Stream 2 werden das Projekt nach Einschätzung der deutsch-russischen Auslandshandelskammer (AHK) nicht teurer machen. "Die Baukosten steigen dadurch nicht", sagte AHK-Präsident Rainer Seele bei einer Russlandkonferenz in Berlin. Das Projekt liege voll im Zeitplan und im Budget. "Diese Pipeline wächst jeden Tag und jede Minute."

Seele ist im Hauptberuf Chef des österreichischen Öl- und Gaskonzerns OMV. Das Unternehmen ist einer der Finanziers der Leitung. Greifen die europäischen Bestimmungen, darf Russlands Energieriese Gazprom nicht mehr die Leitung besitzen und gleichzeitig das Gas liefern. Nach Seeles Einschätzung wird durch die Entflechtung der Brennstoff nicht teurer. Der Manager beklagte aber, dass derzeit überhaupt nicht abzusehen ist, wie die Trennung von Netz und Vertrieb praktisch umgesetzt werden soll.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier verteidigte Nord Stream 2 trotz der Vorbehalte bei vielen Partnern mit der höheren Versorgungssicherheit. Die Pipeline "wird dazu beitragen, die Gasversorgung in Europa auf einem hohen Niveau zu stabilisieren", sagte der Politiker in seiner Rede während der Konferenz. Im Wettbewerb mit verflüssigtem Erdgas aus Amerika und Arabien habe die Pipeline einen Vorteil. LNG ist derzeit deutlich teurer als der Brennstoff aus Russland.

Der russische Wirtschafts- und Energieminister Maxim Oreschkin rief die Europäer auf, sich nicht dem Druck und den Sanktionsdrohungen der USA gegen die Röhre zu beugen. "Ich wünsche mir, dass sich Europa bei der Entscheidungsfindung so verhält, dass es seine wirtschaftlichen Interessen verteidigt", meinte Oreschkin. Auf die Frage, ob Gazprom die Entflechtung mittragen würde, wollte er nicht antworten. Das sei Sache des Unternehmens.

Einer Studie des Kölner Instituts Energy Research & Scenarios zufolge wird der höhere Import russischen Gases durch die zweite Ostseeverbindung als Erweiterung von Nord Stream 1 den Preis um 16% senken. EU-weit könne das pro Jahr zu Milliardeneinsparungen für Industrie und Verbraucher führen. Laut der Kalkulation kann sich die Entlastung - je nach Entwicklung des LNG-Preises - auf jährlich 8 bis 24 Mrd Euro summieren.

Deutschland hat in Europa gegen Zugeständnisse den Bau der umstrittenen Leitung durchgesetzt. Für die Bundesregierung und den Kreml hat das 10 Mrd Euro schwere Projekt eine wichtige Bedeutung. Durch die Pipeline soll vielleicht bereits Ende dieses Jahres Gas durch die Ostsee Richtung Westen gepumpt werden. Die Erdgasförderung in der Nordsee wird in den kommenden Jahren sinken, während gleichzeitig durch den Kohleausstieg mehr Gas in Deutschland benötigt wird.

Die Hälfte der Finanzierung der Leitung trägt Gazprom, die andere europäische Konzerne. Darunter befinden sich auch der Düsseldorfer Energieversorger Uniper und die BASF-Tochter Wintershall.

Altmaier bemüht sich in einem strategischen Ansatz, das Verhältnis zu Russland zu verbessern. Nach seiner Überzeugung müssen die Konflikte mit der Ukraine befriedet werden als Voraussetzung für ein stärkeres Wachstum des gesamten Raumes. Für ein Schwellenland fehlt der russischen Wirtschaft mit einem Wachstum von 2,3% im vergangenen Jahr die Dynamik. Der deutsche Export nach Russland stagnierte bei 26 Mrd Euro.

Die deutschen Firmen in Russland blicken skeptisch auf das laufende Jahr. In einer neuen Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages sprechen 50% von einer schlechten Lage. Nur 11% der Unternehmen erwarten eine Verbesserung, während 58% mit gleichbleibenden Geschäften und 30% mit einer weiteren Verschlechterung rechnen.

rus/25.2.2019

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