Ostwirtschaftsreport

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Opec strebt formalen Pakt an

Erscheinungsdatum Website: 08.02.2019 10:41:50
Erscheinungsdatum Publikation: 12.02.2019

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NEW YORK (Dow Jones)--Saudi-Arabien und seine Verbündeten am Persischen Golf bieten unter anderem Russland eine formale Partnerschaft an. Die von Russland angeführte Gruppe aus zehn Ländern soll stärker an die Opec angebunden werden, um an den globalen Ölmärkten mehr Gestaltungsmacht zurück zu erlangen, so mehrere Vertreter des Ölkartells. Eine - jetzt in Aussicht gestellte - Allianz würde die Opec jedenfalls auf völlig neue Füße stellen. Der Schritt kommt zu einer Zeit, in der die Opec erheblichen Druck von US-Präsident Donald Trump verspürt, die Ölpreise niedrig zu halten. Zudem schränkt die Förderung der US-Schieferölfirmen die Marktmacht des Ölkartells stark ein. Der Vorschlag zielt darauf ab, die lose Gemeinschaft zwischen Opec-Mitgliedern sowie der von Moskau angeführten Gruppe zu formalisieren, zu der unter anderem frühere Sowjetrepubliken gehören. In den vergangenen Jahren intensivierten beide Seiten ihre Kooperation, gerade auch im Dezember, als sie sich auf eine Förderkürzung verständigten.

Gegen eine engere Anbindung wenden sich der Iran und andere Opec-Länder, die fürchten von Saudis und Russen zu sehr dominiert zu werden, so offizielle Vertreter des Kartells. Riad und Moskau sind die weltgrößten Ölexporteure. Eine Sprecherin des russischen Energieministeriums antwortete auf Nachfrage nicht. Die Opec und die Gruppe um Russland werden den Vorschlag wohl Mitte Februar in Wien besprechen. Zugleich hoffen die Minister eine endgültige Vereinbarung, bis zu einem Treffen im April geschmiedet zu haben. Jegliche saudisch-russische Zusammenarbeit wäre eine gute Nachricht für den Ölpreis, der derzeit über das Niveau von 60 US-Dollar je Fass nicht hinauskommt. Die Saudis benötigen zum Beispiel einen Preis von 80 Dollar, um ihr Budget auszugleichen. Schon seit Längerem sind die USA wegen Versuchen beider Länder besorgt, die Ölpreise hochzutreiben.

Im Dezember hatten die 14 Mitglieder starke Opec und die von Russland dominierte Gruppe es geschafft, sich auf eine Förderkürzung um zusammengenommen 1,2 Mio bpd zu einigen. Damals schoben beide Seiten die Frage der künftigen Ausgestaltung ihrer Beziehungen auf. Schon Ende 2016 hatten beide Gruppen kooperiert, um nach einem zwei Jahre währenden Ölpreis-Crash die Preise zu stabilisieren. Es war die erste solide Allianz der Russen mit dem Kartell seit Jahrzehnten. Gemäß dem Vorschlag würde sich die Opec weiter regelmäßig treffen, um über Fördermengen zu sprechen und deren Implementierung mit der Gruppe um Russland zu überwachen, so Opec-Vertreter. Bisher sieht eine erste Version des Pakts vor, dass die Allianz bis zu drei Jahre lang währt und rechtlich nicht bindend ist, wie einer der Opec-Offiziellen anmerkte. Noch müssten Differenzen glatt gebügelt werden. Die Opec sorgt sich vor einem Zusammenbruch der Ölpreise, sollte nicht irgendeine Art von Arrangement zustande kommen.

Der Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate sieht noch Hürden. Etwa müssten einige Länder grünes Licht der Außenminister erhalten und andere es dem Parlament vorlegen. Derweil ist dem Iran an einer möglichst unverbindlichen Kooperation gelegen. Das Land fürchtet um zu viel Macht für den Erzrivalen Saudi-Arabien gemeinsam mit Russland. Der Iran spricht sich sogar für ein Ende der intensiven Treffen aus, bei denen sich fünf von den Saudis angeführte ölproduzierende Länder und Russland zusammensetzen. Stattdessen schwebt den Iranern ein Treffen aller Mitglieder beider Gruppen vor und das auch nur im Falle einer Krise. Auch Oman - ein Nicht-Opec-Mitglied der Koalition - würde gerne die Zahl der Treffen zurechtstutzen, die die von den Russen angeführte Gruppe mit umfasst, so ein Vertreter des Landes. Die Saudis hatten ursprünglich gar Russland voll und ganz mit aufnehmen und ein neues Ölkartell, das in Wien sitzt, gründen wollen.

Das Ganze wäre auf eine sehr starke Machtumverteilung zugunsten von Saudis und Russen sowie ein Ende des aktuellen egalitären Systems hinausgelaufen. Dafür fand Riad aber unter Staaten wie Iran, Irak, Nigeria, Angola und Algerien keinen Anklang. Die Iraker erinnerten daran, dass die Opec einst in Bagdad gegründet wurde. Der russische Energieminister Alexander Novak hat sich laut dem Staatsfernsehen des Landes derweil gegen eine erweiterte formale Organisation anhand des Vorbilds der Opec ausgesprochen. Er befürchtet zu viel Bürokratie und Kartellrisiken.

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