Märkte der Welt

Der Newsletter "Märkte der Welt" enthält - nach Regionen gegliedert - wöchentliche Zusammenfassungen und Hintergrundanalysen der wichtigsten Nachrichten zur Außenwirtschaft sowie Informationen zu Auslandsaktivitäten deutscher Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Zudem sind weiterführende Kontaktadressen mit Ansprechpartnern angegeben. Die Berichterstattung wird durch das weltweite Netz der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) unterstützt und ist mit Grafiken und Charts angereichert.

Fallstricke und blinde Flecken

Erscheinungsdatum Website: 23.01.2019 13:13:30
Erscheinungsdatum Publikation: 24.01.2019

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Compliance als Wettbewerbsvorteil / Fallbeispiele von Control Risks

FRANKFURT (NfA)--"Unternehmen dabei zu helfen, sichere, konforme und widerstandsfähige Organisationen zu schaffen, die es ihnen ermöglichen, Risiken einzugehen und deren Vorteile zu nutzen, bilden seit Jahrzehnten den Kern der Mission von Control Risks." Derart charakterisiert sich das Strategieberatungsunternehmen, das sich auf Politik-, Sicherheits- und Integritätsrisiken spezialisiert, selbst.

In dieser Zeit habe man "zahlreiche Compliance-kritische Situationen und Krisen" erlebt, heißt es aus Frankfurt. Unternehmen sollten sich darüber bewusst werden, dass die Compliance keine Belastung sein müsse, sondern gar einen Wettbewerbsvorteil darstellen könne. Entsprechend gehalten sind die folgenden Fallbeispiele.

Situations- oder marktorientierte Faktoren, einschließlich politischer Entwicklungen wie Wahlen und zunehmende geopolitische Spannungen, führen ebenso zu erhöhten Compliance-Risiken wie Schwachstellen in den Programmen von Unternehmen. Manchmal befinden sich selbst Firn mit hoch entwickelten Systemen zur falschen Zeit am falschen Ort oder sind aus Compliance-Sicht einfach nicht auf große Marktereignisse vorbereitet. Die Einbeziehung von Bewertungen externer Entwicklungen kann die Wahrscheinlichkeit verringern, dass dies geschieht.

Dies wird naturgemäß in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance (ESG) eher praktiziert - und weniger im Hinblick auf Bestechung und Korruption (ABAC), Betrug und sogar das Sanktionsrisiko. Durch die Erweiterung des Blickwinkels können sich Unternehmen besser auf situations- oder marktorientierte Compliance-Risiken konzentrieren und auch lokale oder situativ geeignete Lösungen modellieren. Auch können die Kontrollen in Umgebungen mit hoher Durchsetzung oder starker Politisierung verbessert werden.

Die Einhaltung von Vorschriften

Verstöße oder Versäumnisse der Compliance haben weit über die gesetzlichen Sanktionen hinaus Konsequenzen. Sie können erhebliche Herausforderungen oder Hindernisse für das Geschäft vor Ort und in anderen Teilen der Welt schaffen. In der Tat nehmen Compliance-bedingte Krisen weltweit zu. Sie gehen mit Lizenzverlusten, zivilgesellschaftlichen Maßnahmen, Betriebs- und Unternehmensstörungen sowie regulatorischem Druck einher. Diese Probleme können erhebliche Reputations-, Betriebs- und Finanzauswirkungen haben.

Die Berücksichtigung von Auswirkungen auf breiter Basis ist der Ausgangspunkt, um Verknüpfungen zwischen Compliance-Risikomanagern und anderen Teilen des Unternehmens herzustellen. Dieser Ansatz hat zwei unmittelbare Vorteile: Erstens ermöglicht er es Compliance-Teams, das Buy-In des Unternehmens zu sichern und auf Geschäftsressourcen zurückzugreifen, um realistische Optionen zur Behebung erheblicher Herausforderungen zu finden. Zweitens schärft es den Blick der Compliance-Abteilung und anderer Geschäftsteams, um zu erkennen, wann ein Verstoß weitere Risiken auslösen kann.

Das Problem mit Sanktionen

Ein übertrieben legalistischer oder schwarzweißer Ansatz für das Sanktionsmanagement, bei dem Personen und Organisationen und andere Listen geprüft werden, ist nicht länger optimal oder angemessen. Die neue Sanktionsordnung ist schnelllebig. Einige Sanktionsregime (EU und USA in Bezug auf den Iran) konkurrieren und schließen sich gegenseitig aus, andere werden nicht einmal als "Sanktionen" (Katar) bezeichnet. Wenn Sie das Länder- oder das Branchenrisiko in die Bewertung einbeziehen, können Geschäfte identifiziert werden, die aufgrund von Änderungen im politischen Umfeld unter Sanktionen stehen oder mit diesen in Verbindung gebracht werden können.

Die Ressourcen sind oftmals knapp und Teams müssen sorgfältig abwägen, wo sie sie mit der größten Wirkung einsetzen werden. Die Verwendung eines umfassenden, risikobasierten Ansatzes und einer kreativen Betrachtung in- und externer Faktoren beim Benchmarking und bei der Festlegung von Prioritäten, kann Compliance-Managern helfen. Der erste Schritt zum Erreichen dieses Ziels besteht gemeinhin darin, dass Unternehmen auf ihre Ausgangsrisikoeinschätzung zurückblicken und jährliche Strategiepläne auf die als "höchstes" Risiko eingestuften Bereiche ausrichten. Das ist leichter gesagt als getan, wenn die Teams auch mit der täglichen Transaktionsunterstützung fertig werden müssen.

In diesem Sinne ist der zweite Schritt die Optimierung der Ressourcen. Ein kleines Team wird durch Due-Diligence-Untersuchungen oftmals ausgebremstn. Es könnte sinnvoll sein, diese Aufgaben auszulagern. Tools für das Compliance-Management haben sich in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt: Es gibt mehr Möglichkeiten, kostengünstige, zentralisierte Verwaltungsplattformen einzusetzen. Viele Unternehmen sind der Ansicht, dass dies die Belastung für ihr eigenes Team verringert, sodass dieses eher die Möglichkeit hat, spezifische oder systemische Probleme zu lösen.

Kontrolle und Training

Selbst Programme, die auf dem Papier fantastisch aussehen, müssen auf ihre Eignung in der Praxis geprüft werden. Unternehmen, die keine regelmäßigen Prüfungen oder proaktive Tests durchführen, erkennen Mängel bei der praktischen Anwendung ihres Programms deutlich seltener. Umgekehrt können Firmen, die eine solche Arbeit durch die fokussierte Anwendung der richtigen Tools richtig priorisieren, Tests effizient mit größtmöglicher Wirkung einsetzen. Tools zur Datenanalyse und zum Testen von Transaktionen, die sehr ressourceneffizient sind, sind ein hervorragender Ausgangspunkt für das Testen und Überwachen. Ihre Anwendung ermöglicht es Unternehmen, verschiedene Datenpunkte oder -sätze miteinander zu verknüpfen und Flashpoints in ihrer Organisation abzubilden, an denen sie mehr Ressourcen benötigen.

Schulungen, die allgemeiner Art und nicht per definitionem auf bestimmte Aufgabenbereiche zugeschnitten werden, sind in Geschäftsbereichen, in denen die Risiken am höchsten sind, nur eingeschränkt sinnvoll. Unternehmen, die Programme entwickeln, die auf bestimmte Aufgabenbereiche wie das Rechnungswesen abzielen, werden größere Erfolge haben. Wenn während der Schulungen Fallstudien aus der Praxis verwendet werden, sollten diese speziell an die Thematik angepasst werden. Im Fokus sollten Fragen stehen wie ?Was haben wir falsch gemacht, um in diese Situation zu gelangen??, ?Was können wir besser machen?? oder ?Welche Herausforderungen würden Sie und Ihre berufliche Aufgabe bei der Anwendung dieser Managementstrategien haben und wo?"

Erfahrene Manager wissen, dass Risiken miteinander verbunden sind, und die Instrumente, mit denen sie gesteuert werden, sollten dies widerspiegeln. Die Möglichkeiten zur Verwendung von Daten zur Erkennung von Risiken und Missständen können "erschreckend" sein. Gleichzeitig haben sich regionale Nuancen und geopolitische Dynamiken, die einen direkten Einfluss auf die Compliance haben, noch nie so schnell entwickelt, sodass die Nutzung erhebliche Vorteile bringen kann.

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