Euro Intern

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Telekommunikationskonzerne bekommen Zorn der Politik zu spüren

Erscheinungsdatum Website: 03.01.2019 21:45:15
Erscheinungsdatum Publikation: 07.01.2019

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BERLIN (Dow Jones)--Mit ihren Klagen gegen die Versteigerung der Lizenzen für den neuen Mobilfunkstandard 5G bringen die Telekommunikationsanbieter in Deutschland den Zeitplan der Politik ins Wanken. Nun bekommen sie dafür den Zorn der großen Koalition zu spüren, die sich über die schlechte Netzabdeckung und langsame Verbindungen in Deutschland beklagt. SPD-Chefin Andrea Nahles fordert, die Funklöcher bis Ende 2021 völlig auszumerzen. "Wir wollen und brauchen eine lückenlose Mobilfunkversorgung auch im ländlichen Raum. An jedem Küstenstreifen Deutschlands, auf jedem Gipfel und an jeder Milchkanne dazwischen", sagte sie der Bild-Zeitung.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) wurde noch deutlicher. Jedes Funkloch sei eine Peinlichkeit für das Hochtechnologieland Deutschland, kritisierte er in der Rhein-Neckar-Zeitung. "Und die Mobilfunk-Anbieter müssen jetzt ihre Zusagen einhalten, sonst wird der Staat hart eingreifen. Wir werden auch die weißen Flecken auf dem Land beseitigen", betonte der CDU-Politiker.

Eigentlich sollte die Bundesnetzagentur im Frühjahr die Lizenzen für den Mobilfunkstandard der nächsten Generation versteigern. Die Politik hat den Bietern umfassende Auflagen vorgegeben, zu denen vor allem auch der flächendeckende Ausbau des bestehenden Netzes in 4G-Geschwindigkeit (LTE) bis 2022 gehört. Dagegen wehrt sich die Branche. Neben den großen Drei - Vodafone, Deutsche Telekom und Telefonica - klagen auch sechs kleinere Wettbewerber wie United Internet gegen die Auktions-Bestimmungen. Mögliche Prozesse könnten die Versteigerung deutlich verzögern.

Die CSU glaubt nicht mehr daran, dass die privaten Unternehmen genug Funkmasten bauen, um gerade den ländlichen Raum mit schnellen Verbindungen zu versorgen. "Wir wollen eine kraftvolle Ausbauoffensive mit einer neuen staatlichen Infrastruktur-Gesellschaft", erklärte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt in der Bild-Zeitung. "Wo der Netzausbau nicht funktioniert, soll der Staat künftig Mobilfunkmasten bauen, bis die Funklöcher geschlossen sind." Als führende Wirtschaftsnation müsse es der Anspruch sein, eines der besten Mobilfunknetze der Welt zu haben.

DJG/chg/sha/07.01.2019

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