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EU ermittelt gegen Banken wegen Absprachen am Anleihenmarkt

Erscheinungsdatum Website: 21.12.2018 13:00:03
Erscheinungsdatum Publikation: 24.12.2018

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die EU-Kommission ermittelt gegen vier Banken wegen des Verdachts, ein Kartell für den Handel mit supranationalen, staatlichen, halbstaatlichen Anleihen (SSA-Anleihen) gebildet zu haben, die in US-Dollar denominiert waren. Die Kommission hat die Institute, darunter die Deutsche Bank, darüber informiert, dass sie ihrer Auffassung nach zwischen 2009 und 2015 gewollt wettbewerbsverzerrende Absprachen am EWR-Sekundärmarkt für SSA-Anleihen getroffen habe. Der Europäische Wirtschaftsraum (EWR) besteht aus den EU-Staaten plus Norwegen, Island und Liechtenstein.

Die Kommission nannte die Namen der Institute in der am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung nicht. Die Deutsche Bank, Credit Suisse und Credit Agricole bestätigten aber, dass sie unter den vier Banken sind. Die Bank of America hatte zu einem früheren Zeitpunkt mitgeteilt, dass Regulierungsbehörden Informationen über die fraglichen Anleihen angefordert hätten, wollte aber die aktuelle Mitteilung der Kommission nicht kommentieren.

Die Deutsche Bank kooperiere mit der EU-Kommission in dieser Angelegenheit und erwarte keine finanzielle Strafe, sagte ein Sprecher des Frankfurter Instituts. Weitere Aussagen lehnte er mit Verweis auf die laufende Untersuchung ab.

Die Credit Suisse teilte mit, der Fall beziehe sich auf die Handelsaktivitäten eines einzelnen Mitarbeiters, der die Schweizer Bank Anfang 2016 verlassen habe. "Wir glauben nicht, dass Credit-Suisse-Mitarbeiter mit wettbewerbswidrigen Tätigkeiten zu tun haben und hoffen, die von der EU-Kommission erhobenen Vorwürfe zu zerstreuen."

Die Credit Agricole kündigte an, das Schreiben der EU zu prüfen und entsprechend zu beantworten. Die Untersuchung beziehe sich sowohl auf die Credit Agricole SA als auch die Credit Agricole CIB.

Die Kommission verdächtigt die vier Banken, im Zeitraum 2009 bis 2015 mehrfach sensible Geschäftsinformationen ausgetauscht und sich in Bezug auf die Preise abgesprochen zu haben. Die entsprechenden Kontakte sollen hauptsächlich über Online-Chatrooms erfolgt sein. Sollte sich die vorläufige Auffassung der Kommission bestätigen, würde dieses Verhalten einen Verstoß gegen die EU-Vorschriften darstellen, die wettbewerbswidrige Geschäftspraktiken wie Preisabsprachen untersagen.

Die Untersuchung der Kommission beschränkt sich auf das Verhalten bestimmter Händler dieser vier Banken und impliziert nicht, dass das mutmaßliche wettbewerbswidrige Verhalten eine geschäftsübliche Praxis unter SSA-Anleihehändlern darstellt.

Behörden aus Großbritannien und den USA haben in diesem Bereich bereits vor mehr als drei Jahren mit Ermittlungen begonnen. Die britische FCA hat involvierten Händlern laut Informanten vor etwa einem Jahr mitgeteilt, dass der Fall ohne Strafen abgeschlossen wurde. Eine Untersuchung des US-Justizministeriums läuft unterdessen noch, so informierte Personen.

DJG/DJN/hab/mgo/24.12.2018

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