Asien Aktuell

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China: Anlegervertrauen wird zur Mangelware

Erscheinungsdatum Website: 21.11.2018 09:50:02
Erscheinungsdatum Publikation: 22.11.2018

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BEIJING (Dow Jones)--Eines ist mit Blick auf China sicher: Die Unternehmen sind verunsichert. Zwar erfreuten chinesische Firmen mit ihren Zahlen zum dritten Quartal zumeist die Anleger. Doch wenige von ihnen zeigten sich besonders zuversichtlich für die Zukunft.

Das vorerst letzte Beispiel markiert die an der Nasdaq notierende Online-Reiseagentur Ctrip. Sie geht von einer operativen Marge von nur noch 0 bis 1% für das laufende Quartal aus. Im Vorquartal waren es noch 20% gewesen. Der Konzern macht Änderungen an der Rechnungslegung verantwortlich. Aber die Ergebnisse dürften eben auch unter dem Wirtschaftsabschwung im Reich der Mitte leiden. Zuletzt brach die Ctrip-Aktie um 19% ein. So kräftig ging es für das Papier seit dem Börsengang 2003 nicht nach unten.

Manager von Alibaba verwandten derweil die Termini "unsicher" oder "Unsicherheiten" gleich sieben Mal in ihrer Telefonkonferenz in der Vorwoche. Dagegen hatten sie in den neun Quartalen davor kein einziges Mal auf diese Art und Weise geunkt. Der Konzern kassierte seine Umsatzprognose fürs Geschäftsjahr, das im März endet, und verwies auf "die in Bewegung geratenen makroökonomischen Bedingungen". Der Finanzchef fügte hinzu, die Entscheidung zur Prognoserevidierung sei erst vor Kurzem getroffen worden. Auch der Suchmaschinen-Betreiber Baidu und dessen Konkurrent Sogou - die von Tencent unterstützt wird - gehörten zu mehreren Konzernen, die mit "Unsicherheiten" ihren Ausblick charakterisierten.

Worauf können sich Anleger dieser Tage überhaupt noch verlassen? Zunächst einmal sind die chinesischen Verbraucher, die ins Jahr mit viel Kauflust gestartet waren, deutlich zurückhaltender geworden. Große Anschaffungen sind bereits zum Teil hintenüber gefallen. So brachen Autoumsätze im Oktober um 12% ein.

Die Konsumenten könnten ihre Ausgaben zwar auf Reisen, Kleidung oder Smartphones verlagern. So könnte der Handelsstreit mit den USA die Kauflaune eingetrübt haben, doch ein wichtigerer Faktor sind die sich in China verschlechternden Kreditmöglichkeiten. Chinas Häusermarkt - die Hauptquelle für Vermögen im Reich der Mitte - mutet auch angezählt an. Die Umsätze in den wichtigsten Städten gaben in den beiden vergangenen Monaten bereits nach, so die Marktforscher von Cric. Die einzige Gewissheit für Anleger ist dieser Tage, dass sich die Lage in China noch erheblich verschlechtern kann. Dow Jones

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