Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Wirtschaft fordert Steuersenkungen wegen eingetrübter Weltkonjunktur

Erscheinungsdatum Website: 09.11.2018 17:45:03
Erscheinungsdatum Publikation: 12.11.2018

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BERLIN (Dow Jones)--Wegen des nachlassenden Wachstums der Weltwirtschaft hält die deutsche Wirtschaft Steuersenkungen für das Gebot der Stunde, um das Land wettbewerbsfähiger zu machen. "Wir haben den höchsten Steuersatz in der OECD für die Wirtschaft. Wir müssen erkennen, dass es Handlungsbedarf gibt", sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, in Berlin. Deutschland müsse die Steuerlast für Firmen von heute durchschnittlich 30 Prozent auf 25 Prozent senken, verlangte er.

Eine neue Umfrage des Verbandes unter 3.500 Unternehmen mit Exportgeschäft hat ergeben, dass nur noch ein Viertel eine besser laufende Weltwirtschaft erwartet. Im Frühjahr waren es noch 40 Prozent. Die Zahl der Betriebe, die mit einer Verschlechterung rechnet, ist hingegen von 10 auf 25 Prozent gestiegen. "In allen Teilen der Erde sind die konjunkturellen Erwartungen mitunter deutlich gesunken - mit Ausnahme von Nordamerika", heißt es in der Studie. Befeuert durch die Steuerreform von Präsident Donald Trump läuft die US-Wirtschaft auf Hochtouren.

Hauptgrund für den pessimistischen Ausblick sind die von Trump vom Zaun gebrochenen Handelsstreitigkeiten. "Wenn man auf die aktuellen Themen der Handelspolitik schaut, kann einem schon schwindelig werden", mahnte Schweitzer.

Dass die deutsche Wettbewerbsfähigkeit in den zurückliegenden Boomjahren gelitten hat, davor warnt auch die Commerzbank. "Viele osteuropäische Länder sind der Weltbank zufolge inzwischen attraktiver als Deutschland. Auch Frankreich hat die Wende zum Besseren geschafft", sagte Commerzbank-Volkswirt Marco Wagner.

Seiner Analyse zufolge wirken sich besonders drei Faktoren negativ auf den Standort aus: Deutschland habe die höchsten Strompreise in Europa, die langsamste und teuerste Zollabwicklung der EU und eine doppelt so hohe Gewinnbesteuerung wie der EU-Durchschnitt. In puncto Standortqualität sei Deutschland "summa summarum unter den EU-Ländern am stärksten zurückgefallen", resümierte Wagner.

Für DIHK-Präsident Schweitzer ist die nun von der CDU geforderte Komplettstreichung des Solidaritätszuschlags ein erster notwendiger Schritt, der aber nicht ausreichend sei. Der Koalitionspartner SPD besteht darauf, den Soli nur für 90 Prozent der Steuerzahler und Unternehmen abzuschaffen.

Die Eintrübung der Weltwirtschaft spiegelt sich auch in der Wachstumsprognose des DIHK wider. Die globale Wirtschaftsleistung wird demnach dieses Jahr nur noch um 3,6 Prozent zulegen und damit um 0,2 Prozentpunkt unter dem langjährigen Durchschnitt. Zu Jahresbeginn lautete die Prognose noch auf plus 4,0 Prozent. Für das nächste Jahr deutet sich keine Aufhellung an. Der DIHK rechnet nur noch mit einem Wachstum um 3,5 Prozent.

DJG/chg/apo

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