Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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EZB/Coeure: Schwung bei Reform von Referenzzinsen beibehalten

Erscheinungsdatum Website: 09.11.2018 17:45:03
Erscheinungsdatum Publikation: 12.11.2018

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Banken des Euroraums dürfen nach den Worten von EZB-Direktor Benoit Coeure bei den Bemühungen um eine Reform der risikofreien Referenzzinssätze nicht nachlassen. Coeure sagte bei einer Konferenz zu diesem Thema in Frankfurt: "Es ist wichtig, dass der Privatsektor den gegenwärtigen Schwung beibehält." Die Schaffung eines Ersatzes für den längerfristigen Referenzzins Euribor (Euro Interbank Offered Rate) sei eine Schlüsselaufgabe der Arbeitsgruppe für risikofreie Zinsen.

Die Arbeitsgruppe hatte im Sommer den ersten Schritt zum Ersatz des kurzfristigen risikofreien Referenzzinses Eonia (Euro Overnight Interest Average) getan und vorgeschlagen, den Zinssatz Ester (Euro Short Term Rate) zum Nachfolger zu machen. Ester soll 2020 eingeführt werden. Coeure bekräftigte die Aussage der EZB, dass Ester so schnell wie möglich zur Verfügung gestellt werden solle, spätestens aber im Oktober.

Coeure machte aber zugleich klar, dass für die EZB Qualität vor Tempo geht. "Wir wollen Ester so früh wie möglich veröffentlichen, aber nur dann, wenn unsere Anforderungen erfüllt sind", sagte er. Eine zu schnelle Veröffentlichung könnte Risiken mit sich bringen, es sei eine ausreichend lange Testphase notwendig.

Der bei der EU-Kommission für dieses Thema zuständige Tilman Lüder versprach, dass es eine Übergangsphase für den Wechsel von Eonia und Ester geben werde. "Eonia verschwindet nicht über Nacht, beide Sätze werden für eine angemessene Zeit nebeneinander existieren", sagte er.

Ein größeres Problem stellt nach seiner Aussage der ebenfalls notwendige Ersatz von Euribor dar. Gleichwohl ist Lüder optimistisch, dass auch für diesen Zinssatz eine Lösung gefunden werden kann. Er empfange ermutigende Signale, dass es einen Hybrid-Euribor geben werde, der zum Gegenstand eines Genehmigungsverfahrens werden und 2020 vorgestellt werden könne. "Das ist die von uns bevorzugte Option", sagte er.

Eonia und Euribor sind anfällig für Manipulationen und sollen daher bis 2020 ersetzt werden. Vor allem der Euribor hat eine große volkswirtschaftliche Bedeutung, weil er als Referenzzins für viele Verträge dient, zum Beispiel bei Immobiliengeschäften.

DJG/hab/cln

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