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Astana macht sich fit für weiteren Zuzug

Erscheinungsdatum Website: 06.11.2018 14:50:05
Erscheinungsdatum Publikation: 07.11.2018

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ASTANA (gus/GTAI)--Die Bevölkerung Astanas wächst auch langfristig deutlich. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, muss die Stadt neuen Wohnraum schaffen und die kommunale Infrastruktur ausbauen.

Die kasachische Hauptstadt expandiert in vielerlei Hinsicht. Vor allem aber wächst die Bevölkerung. Um dem Zuzug auch langfristig gewachsen zu sein, müssen viele Bereiche der kommunalen Infrastruktur quantitativ wie qualitativ angepasst werden. Konkrete Maßnahmen beschreibt ein neuer städtischer Bebauungs- und Entwicklungsplan der Regierung von Mitte September. Nur wenige Tage zuvor hatte der Präsident des Landes, Nursultan Nasarbajew, einen neuen Gouverneur (Akim) für Astana bestimmt. Währen der alte Akim zum Leiter der Präsidialverwaltung aufstieg, ist sein Nachfolger zuvor Finanzminister des Landes gewesen.

Zwischen 2000 und heute hat sich Astanas Einwohnerzahl nahezu verdreifacht. Im Frühjahr 2017 wurde die Millionenmarke übertroffen. Und der Zuzug soll zunächst unvermindert anhalten, trotz der überaus rauen klimatischen Bedingungen. Nach der mongolischen Metropole Ulan Bator gilt Astana immerhin als die zweitkälteste Hauptstadt weltweit. Bei einem durchschnittlichen Anstieg der Bevölkerung Astanas um jährlich 2,5% werden 2023 voraussichtlich 1,5 Mio Menschen in der Stadt leben. Die Marke von 2 Mio dürfte 2030 in Sichtweite kommen.

Das starke Interesse an einem neuen Arbeits- und Lebensmittelpunkt mitten in der Steppe hat vor allem mit Astanas Rolle als administratives Zentrum des Landes zu tun. Seit 1998 ist Astana bereits neue Hauptstadt Kasachstans. Die ehemalige Hauptstadt Almaty spielt hingegen weiterhin die Vorreiterrolle als wirtschaftlicher Dreh- und Angelpunkt und ist mit aktuell 1,83 Mio Einwohnern deutlich bevölkerungsreicher.

Als Antwort auf die Frage, wo zukünftig all die Neubürger Astanas unterkommen sollen, nennt der neue Bebauungsplan mehrere noch unerschlossene Areale innerhalb der Stadtgrenzen. Laut der Stadtverwaltung (Akimat) Astanas könnten dort bereits bis 2023 neue Wohnungen für knapp 550.000 Menschen entstehen. Untrennbar damit verbunden sind neue Leitungen zur Trinkwasserversorgung mit einer Länge von 150 km sowie 81 km an neuen Abwasserkanälen.

Zudem ist vorgesehen, mehrere Kindergärten und 37 neue Schulen zu bauen sowie zehn bestehende Bildungseinrichtungen für insgesamt zusätzlich rund 63.000 Kinder zu erweitern. Im Gesundheitssektor ist gut ein Dutzend neuer Behandlungseinrichtungen geplant. Größenmäßig stechen eine Unfallklinik mit 500 Betten und ein Versorgungszentrum für Früh- und Neugeborene mit 250 Betten heraus.

Im neuen Bebauungsplan nimmt außerdem die Verkehrsproblematik viel Platz ein. Vor allem im Berufsverkehr erweist sich die vorhandene Straßeninfrastruktur - aktuell 1.039 Straßen mit einer Gesamtlänge von gut 1.100 km - angesichts des wachsenden Verkehrs als unzureichend. Während der letzten Dekade hat allein die Zahl der registrierten Pkw in Astana um mehr als 100.000 auf zuletzt gut 266.000 zugelegt. Und die Zulassungen dürften in den kommenden Jahren um jährlich 8 bis 9% steigen.

Mit intensiven Bauaktivitäten will die Stadt einem Verkehrskollaps entgehen. So sind etwa neue Straßen mit einer Gesamtlänge von 121 km geplant sowie drei Brücken, zwei große Straßenkreuze, eine Straßenüber- und -unterführung mit mehreren Ebenen sowie ein Stadttunnel. Für weniger Fahrzeuge im Stadtgebiet wird zudem eine bereits im Bau befindliche Ringstraße sorgen, die zukünftig vor allem den Transitverkehr aufnehmen wird.

Darüber hinaus soll ein verbesserter öffentlicher Personennahverkehr die Innenstadtviertel vom privaten Autoverkehr entlasten. In diesem Zusammenhang werden seitens des Akimats große Hoffnungen in die Astana-LRT-Stadtbahn gesetzt (siehe NfA vom 17. Oktober). Das seit 2016 verfolgte Projekt wird nach seiner Fertigstellung täglich annähernd 150.000 Passagiere befördern können.

Astanas neuer Akim Bachyt Sultanow ist von einer Indienststellung der Stadtbahn im Jahresverlauf 2020 überzeugt, was mehrere Monate früher wäre, als ursprünglich geplant. Den Auftrag, für den sich auch Firmen aus Spanien, Frankreich und der Türkei interessiert hatten, führt ein Konsortium von drei chinesischen Unternehmen aus. Die gut 22 km lange Trasse mit insgesamt 18 Haltepunkten verbindet Astanas internationalen Flughafen Nursultan Nasarbajew mit Nur Sholy, dem neuen Knotenpunkt der Hauptstadt für den Eisenbahnverkehr.

Unter energetischen und ökologischen Gesichtspunkten werden die nächsten Jahre für große Teile der städtischen Energieversorgung laut Bebauungsplan vor allem durch den Übergang zu Erdgas geprägt sein. Gegenüber den derzeit vor Ort noch verwendeten Brennstoffen - vor allem Steinkohle, vereinzelt Heizöl - könnte der Ausstoß gesundheitsgefährdender Schadstoffe so mittel- bis langfristig in Astana um etwa 30% reduziert werden.

Konkret betroffen sind die zentrale Fernwärmeversorgung sowie zahlreiche autonome Lösungen zur Bereitstellung von Heizwärme und Warmwasser. Das Akimat von Astana rechnet spätestens für das erste Quartal 2019 mit der abschließenden Bestätigung der Dokumentation zur Bauplanung und zum Kostenvoranschlag für den ersten großen Projektabschnitt zur Gasifizierung Astanas.

In erster Linie geht es um die Versorgung mit Erdgas der beiden bereits seit Längerem betriebenen Heizkraftwerke TEZ-1 (Indienststellung 1961) und TEZ-2 (1979) sowie des moderneren TEZ-3, an dessen erster Ausbaustufe derzeit noch gearbeitet wird. Im Zeitraum bis 2021 soll TEZ-3 aufgestockt werden - für Bau und Betrieb der zweiten Ausbaustufe wird eine öffentlich-private Partnerschaft angestrebt. Bei allen drei städtischen Heizkraftwerken soll es auch weiterhin technisch möglich sein, operativ auf die Befeuerung mit Steinkohle auszuweichen. Aktuell betreibt das kommunale Unternehmen Astana-Energy (http://astana-energy.kz) die drei Heizkraftwerke.

Startpunkte des für die Gasversorgung benötigten städtischen Netzes werden zwei Verteilerstationen sein. Sie speisen das Erdgas ein, das über die neue innerkasachische Gasfernleitung Sary-Arka nach Astana gelangt. Akimat-Schätzungen gehen von einem Bedarf der Hauptstadt von rund 400 Mio cbm pro Jahr aus. Die Pipeline Sary-Arka wird aktuell auf einer Länge von 1.081 km zwischen den Städten Kysylorda, Sheskasgan, Karaganda und Astana verlegt.

Neben den Heizkraftwerken soll ebenfalls die Versorgung einer Reihe hauptstädtischer Wohnviertel mit Erdgas zeitnah ermöglicht werden. Dazu zählen anfänglich Shelesnodoroshnyi, Jugo-Wostok sowie Köktal 1 und Köktal 2. Weitere folgen bis 2023. Alles in allem dürften für die Gasifizierung Astanas Leitungen mit einer Länge von knapp 155 km zum Transport des Erdgases und fast 750 km zu dessen Verteilung an die Endabnehmer notwendig werden.

tj/gus/7.11.2018

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