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Apollo und Bain greifen nach Plastikfirma

Erscheinungsdatum Website: 08.10.2018 16:20:25
Erscheinungsdatum Publikation: 09.10.2018

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LONDON (Dow Jones)--Interessieren sich die Beteiligungsgesellschaften Apollo und Bain tatsächlich für eine heftig leerverkaufte Firma, die kaum Cashflows erwirtschaftet? Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Anleger das herausfinden können. Die 3,3 Mrd britische Pfund oder umgerechnet 3,75 Mrd Euro schwere Plastikverpackungsfirma RPC kündigte im Vormonat an, sich in Gesprächen mit Apollo und Bain über einen möglichen Buyout zu befinden. Die Firma, die heftig unter Druck von Leerverkäufern leidet, ist mit bohrenden Fragen zur eigenen Rechnungslegung, Strategie und den Ergebnissen konfrontiert.

Diesen Montag wird eine Frist ablaufen, bis zu der sich die Bieter erklären müssen. Sollte sich am Ende keine Offerte ergeben, könnte das das Vertrauen der Anleger in die Aktie massiv erschüttern und diese doch noch auf Talfahrt schicken. Immerhin verbesserte sich der Kurs seit Bekanntwerden des Übernahmeinteresses um rund 17%.

RPC hat seit 2013 gleich neun größere Zukäufe getätigt, dafür rund 2,4 Mrd Pfund ausgegeben und seine Umsätze glatt vervierfacht. Allein deswegen schon sind die Ergebnisse schwer zu bewerten. Das wird aber noch dadurch erschwert, dass der Konzern vielfach bereinigte Zahlen und eine komplexe Rechnungslegung benutzt. Von daher hinterfragt Analyst Paul Moran von Northern Trust seit dem Vorjahr RPCs Rechnungslegung kritisch. Er meint, die bereinigten Gewinne und Cashflows seien im Vorjahr in Wahrheit geschrumpft, wenn Einmaleffekte und die Auswirkungen gewisser Rückstellungen herausgerechnet werden.

RPC nimmt diese Rückstellungen nach Übernahmen für erworbene Kontrakte vor, bei denen sie mit Verlusten rechnet. Diese Rückstellungen werden zur Bilanz dazuaddiert und aufgelöst, sofern die Verluste realisiert werden. Der Schlüsseleffekt davon ist, dass diese Verluste nur in den Cashflow-Statements auftauchen und nicht beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda).

Moran und die Schlüsselfigur hinter der Aufdeckung des Steinhoff-Skandals Fraser Perring von Viceroy Research meinen, dass RPC aggressiv in der Art und Weise auftritt, in der sie Ausgaben kapitalisiert und laufende operative Kosten verringert. In der Vergangenheit rechtfertigte der Konzern seine hohen Investitionen mit dem Versuch, stark organisch zu wachsen. Das Unternehmen wollte sich für diesen Artikel nicht äußern. Was klar ist: Der freie Cashflow von RPC ist gegenüber dem Ebitda relativ gering und dass die Konversion von Cashflows geringer ausfällt als bei der Konkurrenz. In den vergangenen sechs Geschäftsjahren belief sich der freie Cashflow von RPC im Schnitt auf weniger als 20% des Ebitda im Vergleich zu zwischen 30 und 50% bei den Rivalen.

Das ist eine entscheidende Frage für die Beteiligungsgesellschaften. Wenn RPC Probleme hat, Cashflows zu erwirtschaften, ist der Konzern kaum in der Lage, die Schulden zu bedienen, die ein Buyout meist mit sich bringt. Und in Bezug auf die Bewertung erhält das Unternehmen noch einen Aufschlag, wenn der Preis mit dem freien Cashflow verglichen wird. Mit der Zeit mögen die Cashflows zu den Gewinnen aufholen und könnte sich die akquisitionsgetriebene Strategie von RPC bei einem Besitz durch Beteiligungsgesellschaften vereinfachen. Doch wenn Apollo und Bain jetzt doch kalte Füße bekommen, muss RPC seinen Kritikern Rede und Antwort stehen und zwar schnell.

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