Euro Intern

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Draghi will Versicherer und Investmentfonds stärker regulieren

Erscheinungsdatum Website: 27.09.2018 22:00:02
Erscheinungsdatum Publikation: 01.10.2018

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FRANKFURT (Dow Jones)--Mario Draghi hat in seiner Eigenschaft als Chef des Systemrisikorats ESRB neue Instrumente für das Management von Risiken im Schattenbankensektor gefordert. Zur Eröffnung der ESRB-Jahrestagung sagte Draghi in Frankfurt: "Aufseher brauchen einen vollständigen Werkzeugkasten für den Fall, dass sich existierende Risiken über den Bankensektor hinaus ausdehnen oder dass neue Risiken auftauchen sollten."

Draghi, der als Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) mit seiner seit langem sehr lockeren Geldpolitik selbst Stabilitätsrisiken erzeugt, wies auf die große Rolle von Schattenbanken, wie Fonds und Versicherern, bei der Finanzierung der Euroraum-Wirtschaft hin. "Der Schattenbankensektor steht mit Vermögenswerten von über 42 Billionen Euro für rund 40 Prozent des EU-Finanzsystems, und mit dem Fortschreiten der Kapitalmarktunion dürfte die Bedeutung der Nicht-Banken-Finanzierung weiter zunehmen", sagte der ESRB-Chef.

Es bedürfe zusätzlicher Instrumente für Liquiditätsrisiken und Risiken, die mit der Verschuldung einiger Arten von Investmentfonds in Verbindung stünden. Auch die Fondsmanager selbst benötigten mehr Instrumente, um mit solchen Risiken besser umgehen zu können.

Ebenso sieht Draghi für den Versicherungssektor die Notwendigkeit besser gefüllte Werkzeugkoffer. "Tatsächlich haben wir im General Board des ESRB heute Morgen darüber diskutiert, welche Instrumente nützlich sein könnten, um die existierenden Regulierungsinstrumente für Versicherungen zu ergänzen."

Der Italiener deutete zudem an, dass auf die oben genannten Akteure neue Datenanforderungen zukommen könnten. "Wir brauchen ein genaueres Verständnis der inneren Abläufe in großen Teilen des EU-Schattenbankensektors, um beurteilen zu können, ob Transaktionen zu höheren Risiken oder Anfälligkeiten führen", sagte er.

Als Beispiel nannte der Währungshüter die Praxis von Immobilienfonds, Derivate nicht alleine zur Absicherung von Risiken einzusetzen, sondern auch um eine bestimmte Marktexponierung herzustellen. Um ein miteinander verbundenes Finanzsystem zu beaufsichtigen, brauche es nicht nur detaillierte und granulare Transaktionsdaten, diese Daten müssten auch über Märkte, Instrumente und Gegenparteien hinweg miteinander verknüpfbar sein. Die Aufseher müssten dazu in die notwendigen Infrastrukturen und analytischen Instrumente investieren.

DJG/hab/chg/01.10.2018

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