Euro Intern

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EZB beschließt Verringerung der Anleihekäufe

Erscheinungsdatum Website: 13.09.2018 22:55:44
Erscheinungsdatum Publikation: 17.09.2018

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FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte bei seinen Beratungen am Donnerstag beschließen, das Monatsvolumen der Nettoanleihekäufe auf 15 (derzeit: 30) Milliarden Euro zu verringern. Aus der bisherigen "Erwartung" des Rats würde im aktuellen geldpolitischen Statement damit ein Faktum werden. Volkswirte erwarten nicht, dass die EZB darüber hinaus etwas an ihrem geldpolitischen Ausblick ändern wird. Sie rechnen damit, dass die Leitzinsen unverändert bei minus 0,40, 0,00 und 0,25 Prozent bleiben werden.

Die Erwartung einer Einstellung der Nettokäufe am Jahresende bliebe damit ebenso intakt wie die Erwartung unveränderter Leitzinsen "mindestens über den Sommer 2019" und einer Reinvestition von Erträgen aus fällig gewordenen Anleihen "über einen längeren Zeitraum, auf jeden Fall aber so lange wie erforderlich".

Die geldpolitischen Entscheidungen werden um 13.45 Uhr veröffentlicht. Alle 45 von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten unveränderte Zinsen. Gegen 14.30 Uhr beginnt die Pressekonferenz mit EZB-Präsident Mario Draghi, rund eine Stunde später veröffentlicht die EZB ihre vollständigen Stabsprojektionen, von denen die zur Entwicklung der Kerninflationsrate besonders interessant sind.

EZB bestätigt im Juni beschlossenen Kurs

Die EZB dürfte bei ihrer Sitzung am Donnerstag nicht von dem im Juni beschlossenen geldpolitischen Kurs abgehen. Beobachter weisen darauf hin, dass sich der Ausblick für Konjunktur- und Inflationsentwicklung seither nicht signifikant geändert hat, so dass die EZB ihre Bilanzvergrößerung wie geplant am Jahresende einstellen kann. Zwar wird die Zentralbank am Donnerstag auch neue Stabsprojektionen zu Verbraucherpreisen und Bruttoinlandsprodukt (BIP) veröffentlichen, doch wird dort nicht mit größeren Änderungen gerechnet.

EZB-Präsident Mario Draghi dürfte die Risiken für den Wachstumsausblick weiterhin als ausgewogen bezeichnen und die Zuversicht bekräftigen, dass dieses Wachstum die Inflation mittelfristig in Richtung 2 Prozent steigen lassen wird. Hinweisen dürfte Draghi erneut auf die Risiken, die sich aus dem internationalen Handelsstreit ergeben. Dem steht allerdings ein leichter Rückgang des handelsgewichteten Euro-Wechselkurses gegenüber.

Keine Auskünfte über Reinvestitionspolitik der EZB zu erwarten

Die Aufmerksamkeit der Beobachter liegt schon seit einiger Zeit auf der Frage, wie die Reinvestitionspolitik der EZB tatsächlich aussehen wird. Wird sie verstärkt länger laufende Anleihen kaufen, um die durchschnittliche Duration ihres Portfolios nicht zu schnell sinken zu lassen? Wie sehr wird sie von ihrem Kapitalschlüssel abweichen? Kaum ein Experte glaubt, dass Draghi hierzu konkrete Auskünfte geben wird.

Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten ohne Ausnahme, dass die EZB ihren Mindestrefinanzierungssatz bis Ende Juni 2019 bei 0,00 Prozent belassen wird. Auch den Einlagensatz sehen sie weit überwiegend bis dahin bei minus 0,40 Prozent.

Die einzigen Ausnahmen bilden Dieter Wermuth, der Chef von Wermuth Asset Management, sowie Oliver Holtemöller vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Wermuth sieht eine 60-prozentige Wahrscheinlichkeit eines Einlagensatzes von 0,00 Prozent Ende Juni 2019, Holtemöller immerhin eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit eines Einlagensatzes von minus 0,20 Prozent.

Analysten senken Euro- und heben Zinsprognosen leicht an

Die Analysten haben ihr Prognosen für die Entwicklung von Verbraucherpreisen und Bruttoinlandsprodukt (BIP) nahezu unverändert gelassen. Sie prognostizieren für 2018 und 2019 weiterhin eine Inflationsrate von je 1,7 Prozent. Auch die Wachstumsprognose für 2018 blieb unverändert bei 2,1 Prozent, während die für 2019 auf 1,8 (bisher: 1,9) Prozent gesenkt wurde. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sehen sie auf Sicht von drei, sechs und zwölf Monaten bei 0,60 (0,50), 0,75 (0,70) und 1,00 (0,95) Prozent und den Euro-Kurs bei 1,15 (1,17), 1,17 (1,18) und 1,21 (1,22) Prozent.

DJG/hab/smh/17.09.2018

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