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Fünf Punkte, die bei Metro nach Investoreneinstieg wichtig sind

Erscheinungsdatum Website: 28.08.2018 13:55:02
Erscheinungsdatum Publikation: 29.08.2018

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DÜSSELDORF (Dow Jones)--Für Metro bricht mit dem Einstieg eines bisher nur Insidern bekannten tschechischen Investors eine neue Ära an. Die Aktie zeigte sich beflügelt, doch die Frage ist: Welche Strategie verfolgt der neue Großaktionär, was sind die Herausforderungen?

Wer sind die neuen Investoren?

EP Global Commerce (EPGC), die dem Großaktionär Haniel ein erstes Metro-Aktienpaket abgekauft hat, und EP Investment, die in Gesprächen mit Ceconomy über deren Metro-Aktien ist, gehören zum Universum der tschechischen Investitionspartner Daniel Kretinsky und Patrik Tkac.

Kretinsky, dessen Vermögen Forbes auf 2 Mrd US-Dollar schätzt, ist im europäischen Energiesektor kein Unbekannter. Das tschechische Energieunternehmen Energeticky a Prumyslovy Holding (EPH), an dem Kretinsky 94% hält und dessen CEO er ist, ist nach einer jüngsten Investorenpräsentation Europas sechstgrößter Energieproduzent, dem mehr als 50 Unternehmen aus dem traditionellen und dem erneuerbaren Energiesektor gehören. Das Unternehmen beschäftigt etwa 25.000 Menschen, davon mehr als 10.000 in Deutschland - unter anderem durch die Übernahme von Vattenfalls Braunkohleaktivitäten in Ostdeutschland. Darüber hinaus operiert EPH vor allem in Mittel- und Osteuropa - also der Tschechischen Republik, der Slowakei, Ungarn und Polen - aber auch in Großbritannien und Italien.

Kretinsky und Tkac halten darüber hinaus weitere Beteiligungen - auch mit anderen Co-Investoren - an Medienunternehmen und Online-Marktplätzen in mehreren europäischen Ländern. Beiden gehört das Unternehmen Czech Media Invest, das in Osteuropa Zeitungen und Zeitschriften verlegt, darunter das größte tschechische Boulevardblatt Blesk, und Radiosender betreibt. Derzeit verhandelt Czech Media Invest mit der französischen Lagardere-Gruppe über den Verkauf der französischen Magazintitel wie Elle.

Wie gut kennen die Investoren Metros Branche?

Im Handelsbereich sind Kretinsky und Tkac in Bereichen zu finden, in denen Metro erheblichen Nachholbedarf hat. Kretinsky und Tkac halten zusammen 40% an der Mall Group, der größten osteuropäischen Online-Einzelhandelsplattform, die Online-Marktplätze in sieben osteuropäischen Ländern betreibt. Deren tschechische Plattform "Mall.cz" ist das zweitgrößte Online-Kaufhaus Tschechiens, nach "Alza.cz". An der Mall Group ist auch der Investor Rockaway Capital mit 20% beteiligt, der Ende 2016 Online-Reiseportale wie "Ab-in-den-Urlaub.de und Fluege.de" aus der Insolvenzmasse des Leipziger Online-Reisevermittlers Unister erwarb. Zu Rockaway gehört auch Invia, das größte Online-Reisebüro in Osteuropa.

Welche Strategie verfolgen die neuen Investoren?

Metro soll für die beiden tschechischen Investoren ein strategisches Investment sein, soviel lassen sie in der Pflichtmitteilung erkennen. Sie wollen die Zeit bis zur Option zum Kauf der zweiten Tranche des Haniel-Aktienpakets dazu nutzen, "um unsere Überzeugung zu bestätigen, dass wir als Aktionäre eine positive Rolle für das Unternehmen spielen und seine zukünftige Entwicklung richtig unterstützen können." Kommen alle anvisierten Investitionspläne zustande, könnten die beiden Anteilseigner 31,5% an Metro halten und müssten dann den übrigen Aktionären ein Übernahmeangebot machen.

Die Analysten von Bernstein rechnen mit einem "fundamentalen Strategiewechsel" bei Metro, um das Wertpotential des Unternehmens zu heben. Eine "passive" Investition sei "unwahrscheinlich". Vom neuen Aktionär ist also eher die "kurze Leine" als "Laisser faire" zu erwarten.

Sind die Investoren gut vorbereitet ?

Die neuen Investoren scheinen ihre Hausaufgaben gemacht zu haben. "Wir sind uns des dynamischen Umfelds, in dem Metro tätig ist, sowohl im Hinblick auf die Herausforderungen bestimmter Regionen als auch auf die sich wandelnden Bedürfnisse und Anforderungen der Kunden des Unternehmens, einschließlich der Digitalisierung und der damit verbundenen Kundenlösungen, bewusst", ließ EP Global Commerce in der Haniel-Pflichtmitteilung verlauten. Dennoch sei man zuversichtlich, dass Metro "dank seines außergewöhnlichen Know-hows, seiner qualifizierten und loyalen Mitarbeiter sowie seiner außergewöhnlichen Beziehung zu einem großen Kundenstamm und der Stärke seiner Marken die richtige strategische Antwort auf diese Dynamik" finden werde.

Welche Herausforderungen warten bei Metro ?

"Wir begrüßen EPGC als neuen Investor und freuen uns darauf, die beiden Herren und ihre Ideen näher kennenzulernen", teilte Metro mit. Metros Baustellen sind bekannt: Das Geschäft in eine solide Gewinnzone zurückbringen, kurzfristig das Geschäft im wichtigsten Markt Russland stabilisieren und neu positionieren.

Langfristig muss Metro die niedrigen Margen angehen, den hohen Investitionsbedarf bei den Real SB-Warenhäusern schultern und die Kunden sowohl offline als auch online binden. Vor allem hat Metro aber massiven Nachholbedarf beim Investieren in Online- und Lieferservice. Zwar berichten sowohl Metro als auch Real quartalsweise von Steigerungen im Online-Umsatz, das aber nur ausgehend von einer extrem niedrigen Basis. Mittelfristig droht hier die scharfe Konkurrenz von IT-affineren Wettbewerbern die ehemaligen Platzhirsche der Old Economy rechts zu überholen.

ost/29.8.2018

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