Märkte der Welt

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Indiens Märkte neigen zu Extremen

Erscheinungsdatum Website: 22.08.2018 14:55:04
Erscheinungsdatum Publikation: 23.08.2018

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NEW DELHI (Dow Jones)--Mit "Incredible India" wirbt Indien für sich selbst. Unglaublich ist in der Tat ein sehr passendes Wort, um die Märkte derzeit zu beschreiben.

Zwar befindet sich die Rupie - ebenso wie andere Währungen von Schwellenländern - erheblich unter Druck und hat vergangene Woche die Marke von 70 Rupie zum US-Dollar durchbrochen. Anders als in den anderen Schwellenländern schlägt sich der indische Aktienmarkt aber glänzend. Der Leitindex des Landes Sensex steht nahe seinem Allzeithoch und kletterte dieses Jahr bereits um fast 11%, was den S&P 500 und fast alle anderen wichtigen Finanzmärkte gehörig in den Schatten stellt.

Anleger sollten darauf achten, was die Entwicklung des Sensex ihnen über Indien verrät - und sich um weiteren Abgabedruck auf die Rupie einstellen. Der nur 30 Firmen umfassende Leitindex wird von starken Kursgewinnen rund der Hälfte der in ihm enthaltenen Konzerne wie Infosys und Tata Consultancy nach oben getrieben. Ein Großteil der Käufe stammt von heimischen Fondsmanagern, die laut einem aktuellen Analystenbericht die sicheren Häfen von Aktien staatlich gestützter Konzerne ansteuern.

Auslandsanleger stehen unter dem Strich auf der Verkäuferseite. Unterdessen notieren breiter angelegte Börsenbarometer wie der MSCI-India-Index in Dollar gerechnet dieses Jahr im Minus. Angesichts eines Kurs-Gewinn-Verhältnisses von 22 scheint auch der Sensex reif für einen Dämpfer zu sein.

Für die Rupie hingegen dürften die Dinge erst noch schlimmer werden, bevor sie sich wieder bessern. Indiens Handelsdefizit weitete sich im Vormonat auf das Fünf-Jahres-Hoch von 18 Mrd Dollar aus - erheblich über den Marktprognosen. Die Sorge lautet nunmehr, dass die Portfolio-Abflüsse wieder an Tempo zunehmen. Das gilt umso mehr, als dass Notenbankvertreter jüngst durchblicken ließen, eine weitere Rupie-Abwertung hinnehmen zu wollen.

Sicherlich ist Indien nicht die Türkei. Exporte in die USA machen nur 2% der Wirtschaftsleistung aus, so dass dem Land die wachsenden Handelsspannungen nicht allzu viel anhaben sollten. Jeder Preiverfall beim Öl dürfte einem der weltgrößten Ölimporteure ebenso helfen. Darüber hinaus überzeugt das Land mit einer harten Gangart gegen Inflation - ganz im Gegensatz zur Türkei. Doch trotz allem ist zu einer Zeit, in der die Finanzmärkte sich einmal mehr gegen Länder mit hohen externen Defiziten stellen, ein Investment in Indien nichts für Anleger mit schwachen Nerven.

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