Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Sonderaufwand drückt auf Gewinn von Wells Fargo

Erscheinungsdatum Website: 13.07.2018 17:45:03
Erscheinungsdatum Publikation: 16.07.2018

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NEW YORK (Dow Jones)--Die US-Bank Wells Fargo hat im zweiten Quartal 11 Prozent weniger verdient als im Vorjahreszeitraum. Die Bank verbuchte eine Belastung von 1,1 Milliarden Dollar im Zusammenhang mit regulatorischen Problemen und Steuern. Die Aktie fiel im frühen US-Handel um 3,4 Prozent.

Der Nettogewinn sank auf 5,19 Milliarden Dollar, von 5,81 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum. Je Aktie verdiente die Bank 0,98 Dollar nach 1,08 Dollar. Von Thomson Reuters befragte Analysten hatten mit einem Anstieg auf 1,12 Dollar je Anteil gerechnet. Die Erträge sanken um 3 Prozent auf 21,6 Milliarden Dollar.

Wells Fargo stellte 619 Millionen Dollar zurück, um Rabatte, Rückerstattungen und andere Ausgaben im Zusammenhang mit der Behebung von Problemen im Devisenhandel, der Vermögensverwaltung und der Auto- und Hypothekenkreditvergabe zu decken. Wegen der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA, ein Steuerschlupfloch im E-Commerce zu schließen und Bundesstaaten die Erhebung von Mehrwertsteuer auf Internetkäufe zu erlauben, habe die Bank zudem ihre Steuerrückstellungen um 481 Millionen Dollar erhöht.

Aber auch bereinigt um die Steuerbelastung hätte Wells Fargo die Analystenschätzung verfehlt.

Skandal um Verkaufspraktiken belastet weiter

In der Vergangenheit war Wells Fargo eine der Großbanken die am beständigsten steigende Erträge und Gewinne geliefert hatte. Seit Bekanntwerden des Skandals um Verkaufspraktiken bei der Bank im September 2016 hat sich die Aktie jedoch anhaltend schlechter entwickelt als die der Wettbewerber. Seitdem hat die Bank eine Reihe von Problemen in der Vermögensverwaltung und seit kurzem auch Bedenken wegen der Compliance in der Geschäftsbankensparte für kleinere Unternehmen offengelegt.

Die US-Notenbank Federal Reserve schaltete sich ein und deckelte die Bilanzsumme der Bank bis voraussichtlich Anfang 2019. Zeitweise hieß es, die Deckelung könnte schon im Oktober 2018 aufgehoben werden. Laut Bankern hat die Deckelung Wells Fargo zwar nicht dazu gezwungen, Verbrauchereinlagen oder die Kreditvergabe zu verringern, sich aber auf andere Teile des Geschäfts ausgewirkt, und Investoren verlieren die Geduld.

Der Verkaufsskandal und andere Ermittlungen der Behörden haben die Kosten in die Höhe getrieben, und sie dürften noch einige Zeit hoch blieben. Erschwerend kommt hinzu, dass die Zinsen weiter relativ niedrig sind. Das führt dazu, dass die Eigenkapitalrendite von Wells Fargo gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückging. Sie lag am Ende des zweiten Quartals bei 10,6 Prozent.

Der Gewinn der Community-Bank-Sparte, zu der auch der Bereich gehört, der für viele der fragwürdigen Verkaufstaktiken der letzten Jahre verantwortlich war, ging um 10 Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar zurück. Ein deutlich geringeres Finanzierungsvolumens, insbesondere der Refinanzierungen, war für einen Teil des Rückgangs verantwortlich. Das Hypothekengeschäft verdiente im zweiten Quartal 770 Millionen Dollar an Gebühren, ein Drittel weniger als die 1,15 Milliarden Dollar des Vorjahreszeitraums. Wells Fargo gewährte zwischen Ende März und Ende Juni 50 Milliarden Dollar an Wohnungsbaudarlehen, verglichen mit 56 Milliarden Dollar im zweiten Quartal 2017.

Die Kosten stiegen derweil um 3,3 Prozent auf 13,98 Milliarden Dollar. Sie erreichten damit knapp 65 Prozent vom Umsatz. Bei einer Investorenpräsentation im Mai 2017 hatte sich die Bank für diese Quote ein Ziel von 60 bis 61 Prozent gesetzt.

Wells Fargos Kreditbuch sank im vierten Quartal in Folge, und zwar um 1,4 Prozent auf 944,27 Milliarden Dollar. Trotz eines Rückgangs bei den Krediten konnte Wells Fargo die Profitabilität des Kreditgeschäfts steigern. Die Nettozinsmarge, ein Maß dafür, wie profitabel sie die Einlagen ihrer Kunden ausleihen kann, stieg auf 2,93 Prozent nach 2,84 Prozent Ende März und 2,90 Prozent im zweiten Quartal des Vorjahres.

DJG/DJN/sha/bam

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