Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Commerzbank: Inverse Zinsstruktur allein ändert nicht Fed-Zinskurs

Erscheinungsdatum Website: 11.07.2018 19:20:03
Erscheinungsdatum Publikation: 12.07.2018

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FRANKFURT (Dow Jones)--Eine Invertierung der Zinsstrukturkurve alleine würde die US-Notenbank nach Einschätzung der Commerzbank nicht von ihrem Zinserhöhungskurs abbringen - sie würde sie aber auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. "Dazu bräuchte es wohl deutliche Hinweise auf eine drohende Abschwächung der US-Binnenwirtschaft oder eine massive Eintrübung des internationalen Umfelds", schreibt Volkswirt Bernd Weidensteiner in einem Kommentar. Bei einer Invertierung ist die Rendite zweijähriger Treasuries höher als die zehnjähriger.

Dieser negative Spread spiegelt die Einschätzung der Marktteilnehmer, dass die Fed eine zu restriktive Geldpolitik verfolgt, welche dann eine Rezession auslöst, worauf die Zinsen wieder gesenkt werden müssen. Die Fed hat ihre Zinsen in diesem Jahr zwei Mal erhöht und hält zwei weitere Zinsschritte für möglich. An den Finanzmärkten ist nur ein weiterer Schritt eingepreist.

In der Vergangenheit hat eine invertierte Zinsstrukturkurve oft eine kommende Rezession angezeigt. Derzeit ist der Spread mit 38 Basispunkten zwar klein, aber positiv. Und dass er so klein ist, hat laut Weidensteiner nicht nur mit hohen Zinsen am kurzen, sondern auch mit niedrigen Zinsen am langen Ende der Kurve zu tun.

Und die beruhen maßgeblich darauf, dass die Laufzeitenprämie, die Investoren normalerweise für langfristige Anlagen verlangen, negativ ist, und zwar mit 50 Basispunkten, 2011 hatte sie noch bei plus 200 gelegen. Aber auch dies ist von der Fed beabsichtigt, das war der Sinn ihrer billionenschweren Wertpapierkäufe. Weidensteiner glaubt aber nicht, dass die Fed eine Invertierung der Zinsstruktur auf die leichte Schulter nehmen würde, zumal dieses Phänomen die jüngsten Rezessionen korrekt angezeigt hat.

Sollte es zu der oben beschriebenen konjunkturellen Eintrübung kommen, könnte die Entwicklung laut Weidensteiner wie während der Emerging-Market-Krise von 1997/1998 verlaufen: Mitte 1998 war aus Sorge vor den Folgen dieser Krise der 2/10-Spread leicht negativ geworden. Die Fed reagierte mit drei Leitzinssenkungen um insgesamt 75 Basispunkte. Die Zehnjahresrenditen stiegen dann wieder leicht über die Zweijährigen.

"Man kann diese leichte Inversion der Kurve als Fehlsignal werten - oder als rechtzeitige Warnung an die Fed, die dann mit einer Lockerung der Geldpolitik das Eintreten der Krise nach dem Warnsignal verhindert hatte", erläutert der Volkswirt.

DJG/hab/sha

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