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Moody?s sieht erhebliche strukturelle Herausforderungen in China

Erscheinungsdatum Website: 11.07.2018 10:35:02
Erscheinungsdatum Publikation: 12.07.2018

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BEIJING (Dow Jones)--Nach Einschätzung der Analysten von Moody?s Investor Service ist das Kreditprofil Chinas ein Ausdruck sowohl seiner Wirtschaftskraft als auch der vor ihm liegenden strukturellen Herausforderungen. Das Bonitätsrating (A1/Stable) spiegle eine Reihe von Stärken wieder, darunter die enorme Größe und robuste Wachstumsrate der Wirtschaft, die umfangreichen inländischen Ersparnisse und die hohen Devisenreserven.

Als unveränderte Herausforderungen bezeichnet Moody?s aber das Erreichen mehrerer Ziele - darunter ein anhaltend robustes Wachstum, ein Schuldenabbau in der Finanz- und Realwirtschaft, eine Verbesserung der Kapitalallokation und die Wahrung der Finanzstabilität. Der Abbau von Risiken müsste sorgfältig abgestimmt werden, um mögliche systemische Risiken zu vermeiden.

Zu diesen Schlussfolgerungen kommen die Analysten in dem jüngst veröffentlichten Bericht "Government of China: A1 stable - eine jährliche Kreditanalyse." Der Bericht ist eine Aktualisierung und stellt keine Rating-Aktion dar. In dem Report untersucht Moody?s China anhand von vier Kategorien: Wirtschaftskraft, institutionelle Stärke, fiskalische Stärke und Anfälligkeit für Ereignisrisiken.

Die Wirtschaftskraft Chinas bezeichnet die Ratingagentur als "sehr hoch". Dies zeige das Ausmaß und das Wachstum der Wirtschaft. Die erheblichen strukturellen Herausforderungen, denen sich das Land weiterhin gegenübersieht, einschließlich Überkapazitäten in bestimmten Sektoren und einer hohen landesweiten Verschuldung, werden dadurch kompensiert. Dennoch geht der Wandel in der Wirtschaftsstruktur weiter, wobei sich die Aktivitäten zunehmend auf Sektoren mit höherer Wertschöpfung und größerem Wachstumspotenzial konzentrieren, wie die Herstellung von Autos und elektronischen Geräten.

Die institutionelle Stärke wird von den Analysten als "moderat (+)" bezeichnet. Das gehe auf den Umfang der Herausforderung zurück, vor denen die chinesischen Behörden stehen, um den Anstieg der Verschuldung einzudämmen. Gleichzeitig müssen sie ein robustes und stabiles Wachstum sowie wirtschaftliche und finanzielle Stabilität aufrechterhalten.

Die "sehr hohe (-)" fiskalische Stärke des Landes berücksichtigt laut Moody?s die hohe Tragbarkeit der Staatsverschuldung, die umfangreichen inländischen Ersparnisse und die geringe Abhängigkeit von externer Finanzierung gegenüber der allmählich steigenden Staatsverschuldung und den beträchtlichen Eventualverbindlichkeiten. Dabei wird auch berücksichtigt, dass sich der Verschuldungsgrad große Teile der Staatsunternehmen zu stabilisieren scheine.

Die Anfälligkeit Chinas für Ereignisrisiken wird als "moderat (-)" eingestuft. Die Analysten verweisen zur Begründung auf ihre Einschätzung des Bankensektors. Die Fähigkeit der Behörden, das Wirtschaftswachstum und die wichtigsten Kreditnehmer zu unterstützen, ist für Moody?s ein wichtiger stabilisierender Faktor für Chinas Bankensystem.

Die Agentur geht davon aus, dass die offizielle Unterstützung für Großbanken stark bleiben wird, was die politische Notwendigkeit zeige, das Vertrauen der Öffentlichkeit und die Systemstabilität zu erhalten. Allerdings dürfte die Unterstützung für kleinere Banken nach der Einführung eines Einlagensicherungssystems selektiver werden.

Der stabile Ausblick auf Chinas A1-Bonitätsnote spiegelt Moody?s Einschätzung wider, dass die Kontrolle wesentlicher Teile der Wirtschaft, des Finanzsystems sowie der grenzüberschreitenden Finanzströme durch die Regierung die Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen, finanziellen und sozialen Stabilität auf kurze Sicht erleichtert. Insbesondere die weitgehend geschlossene Kapitalbilanz des Landes trägt für die Ratingagentur wesentlich dazu bei, das Risiko finanzieller Instabilität zu verringern. Denn die Regierung versuche die Schulden in einer Zeit zu drücken, in der das Wirtschaftswachstum durch neue Schulden gestützt wird.

Sollte sich erweisen, dass China mit Strukturreformen den Anstieg der Verschuldung wirksam eindämmen kann, ohne dass die Risiken im Banken- und Schattenbankensektor zunehmen, wäre das positiv für die Kreditwürdigkeit.

Dagegen könnte negativer Druck auf das Rating könnte entstehen, wenn sich zeigen würde, dass die Verschuldung schneller als derzeit erwartet steigt und dass sich die Kapitalfehlallokation, die das Wachstum mittelfristig belastet, als signifikant herausstellt. In diesem Szenario das Risiko finanzieller Spannungen und von Ansteckungseffekten steigen. Dow Jones

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