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Wuermeling: APP-Bestände sollten EZB-Kapitalschlüssel entsprechen

Erscheinungsdatum Website: 06.07.2018 17:20:07
Erscheinungsdatum Publikation: 09.07.2018

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte nach Meinung der Deutschen Bundesbank nach dem Ende des Nettoerwerbs von Anleihen dafür sorgen, dass Abweichungen der Anleihebestände einzelner Nationaler Zentralbanken von deren Anteil am EZB-Kapital korrigiert werden. Der im Bundesbank-Vorstand für Marktoperationen zuständige Joachim Wuermeling sagte der Börsen-Zeitung: "Am Ende der Reinvestitionsphase sollte der Bestand, soweit es geht, dem EZB-Kapitalschlüssel entsprechen."

Der EZB-Rat wird nach Aussage von EZB-Präsident Mario Draghi bei den nächsten Sitzungen genauer über die Details der Reinvestitionen beraten. Sie sollen zunächst einmal dafür sorgen, dass die Bilanzsumme der EZB in dem gewünschten Ausmaß wächst bzw. ab 2019 konstant bleibt, obwohl ständig angekaufte Papiere fällig werden. Die Erträge dieser Anleihen werden reinvestiert, Details hierzu sind aber kaum bekannt.

Fälligkeiten müssen bis Ende 2018 im jeweiligen Land angelegt werden

Sicher ist nur, dass Mittel aus fälligen deutschen Papieren auch wieder in Deutschland angelegt werden. Allerdings gilt dieses Prinzip zunächst nur bis zum Ende der Nettokäufe, also Ende 2018, wie der EZB-Rat im Oktober 2017 ausdrücklich beschloss. Heißt das im Umkehrschluss, dass von da an Mittel aus deutschen Fälligkeiten in Papiere anderer Länder investiert werden können? Für Wuermeling ist klar: "Die Reinvestitionen sollten dem Ziel der Einhaltung des EZB-Kapitalschlüssels dienen."

Sechs Monate vor Beendigung der Nettoankäufe zeigen sich, gemessen am Gesamtbestand der erworbenen Papiere, durchaus Abweichungen von diesem Schlüssel. Die Papiere der großen Euro-Staaten wurden überproportional gekauft, weil viele kleinere Länder einfach nicht genug Staatsanleihen emittieren. Zudem werden griechische Anleihen nicht gekauft.

Bundesbank will Ungleichbehandlung von Ländern bei Reinvestitionen korrigieren

Allerdings sind die Unterschiede innerhalb dieser großen Länder beträchtlich: So profitieren Italien, Frankreich, Österreich, Belgien und Spanien stärker von den Ankäufen als Deutschland oder die Niederlande. Wuermelings Aussagen deuten darauf hin, dass die Bundesbank dies gerne abgestellt sähe.

Es gibt in der EZB aber offenbar auch noch Diskussionen über andere Verschiebungen. Könnte man nicht Erträge aus fällig gewordenen kurzlaufenden Papieren in länger laufende investieren? Die US-Notenbank hatte das im Rahmen ihrer "Operation Twist" getan. In diese Richtung scheint eine Äußerung des belgischen Ratsmitglieds Jan Smets zu deuten. Smets sagte Ende Mai, mit den Reinvestitionen könne weiter Druck auf die langfristigen Zinsen ausgeübt werden.

Wuermeling sagte zu diesem Thema: "Der geldpolitische Effekt geht vom Erhalt des Wertpapierbestands aus. Das Ziel ist einzig, die günstigen Liquiditätsbedingungen zu erhalten." Es gehe nicht darum, mit Reinvestitionen zusätzliche geldpolitische Impulse zu setzen.

DJG/hab/sha/09.07.2018

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