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ZF-Chef drängt EU zum Verzicht auf Eskalation im Streit mit Trump

Erscheinungsdatum Website: 08.06.2018 18:40:02
Erscheinungsdatum Publikation: 11.06.2018

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FRANKFURT (Dow Jones)--In der aufgeheizten Debatte um US-Importzölle empfiehlt der Chef von ZF Friedrichshafen europäischen Politikern einen diplomatischen Kurs gegenüber Präsident Donald Trump. "Es sollte am Verhandlungstisch darauf hingewirkt werden, dass es zu einer ausgewogenen Handelspolitik kommt", sagte Wolf-Henning Scheider im Interview mit Dow Jones Newswires. Die EU könne beispielsweise auf die USA zugehen und die Importzölle auf Autos senken.

"Eine Annäherung hier könnte ein Signal sein und helfen, zu einer Lösung zu kommen", sagte Scheider. Letztlich sei es "unverständlich, warum wir 10 Prozent Importzölle auf Autos aus den USA haben" und dort nur 2,5 Prozent für den Import von Fahrzeugen aus der EU anfallen, auch wenn dies im Handelsstrom insgesamt keine so große Rolle spiele. "Es ist aber ein symbolischer Punkt, dass wir hier höhere Zölle haben als die Amerikaner", so der Manager.

Die Aussage des ZF-Chefs hat Gewicht. Der Stiftungskonzern, den Scheider nun seit rund 100 Tagen leitet, ist der weltweit drittgrößte Autozulieferer. Knapp 150.000 Beschäftigte erwirtschafteten vergangenes Jahr einen Umsatz von gut 36 Milliarden Euro. Scheider wurde jüngst auch in den Vorstand des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) gewählt.

Der Vorschlag des Managers weist einen Weg auf, mit dem Europa den Handelskonflikt mit den USA möglicherweise entschärfen könnte. Seit vergangener Woche werden in den USA Strafzölle von 25 Prozent auf Stahl und von 10 Prozent auf Aluminium erhoben, die aus der EU eingeführt werden.

Ende Mai hatte Trump überdies angekündigt, eine 25-prozentige Anhebung der Zölle auch für Autoimporte zu prüfen. Amerikaner dürften dann deutlich mehr für deutsche Autos auf den Tisch legen müssen, doch nach Berechnungen des ifo-Instituts würde ein solcher Schritt auch die deutsche Wirtschaftsleistung um 5 Milliarden Euro jährlich oder 0,16 Prozent schmälern.

Die Aussagen des ZF-Chefs verdeutlichen, wie brisant die Lage aus Sicht der Autobranche ist. "Wir können nur hoffen, dass es nicht zu einer weiteren Eskalation im Handelskonflikt zwischen der EU und den USA kommt", erklärte Scheider. Die bisherigen negativen Effekte seien überschaubar. "Wir spüren es zwar, es beeinträchtigt aber nicht unsere Ziele für das Gesamtjahr", so Scheider. Sollte sich die Lage aber zuspitzen, seien die Aussichten aber düster: "Eine Eskalation des Handelskonflikts würde uns treffen", warnt der Manager.

ZF Friedrichshafen produziert am Standort Gray Court in South Carolina Automatikgetriebe, die auch exportiert werden. Wegen der Zölle auf Stahl und Aluminium prüft ZF nach Angaben des Konzernchefs nun intensiver als bisher, die für die Produktion nötigen Rohstoffe verstärkt lokal zu beschaffen.

DJG/kla/rio/jhe/11.06.2018

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