Euro Intern

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Praet: Nächstes EZB-Treffen entscheidend für Kaufprogramm

Erscheinungsdatum Website: 07.06.2018 11:00:07
Erscheinungsdatum Publikation: 11.06.2018

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FRANKFURT (Dow Jones)--Der Chefökonom der Europäischen Zentralbank (EZB), Peter Praet, hat ein starkes Signal gesendet, dass bei dem Ratstreffen in dieser Woche über das Ende des Kaufprogramms entschieden werden könnte. "Nächste Woche muss der EZB-Rat beurteilen, ob die bisherigen Fortschritte ausreichen, um ein allmähliches Auslaufen unserer Nettokäufe zu rechtfertigen", sagte Praet bei einer Rede in Berlin.

Der Euro stieg gegenüber dem Dollar um fast einen halben Cent, nachdem die Kommentare von Praet veröffentlicht wurden. Die meisten Analysten hatten erst im Juli eine Entscheidung über das Kaufprogramm erwartet, nachdem einige hochrangige Notenbanker signalisiert hatten, dass sie mehr Zeit bräuchten, um die Gründe für die jüngste Konjunkturabschwächung zu beurteilen.

Praet signalisierte zudem, dass die Währungshüter zunehmend zuversichtlich sind, dass die Inflation in der Eurozone inmitten eines starken Wachstums und steigender Löhne wieder zum Zielwert von knapp 2 Prozent zurückkehren wird. Das könnte darauf deuten, dass die EZB ihr massives Kaufprogramm in diesem Jahr beenden will.

"Die Signale, die eine Konvergenz in Richtung unseres Inflationsziels zeigen, haben sich verbessert", sagte Praet in einer Rede in Berlin. "Sowohl die zugrunde liegende Stärke in der Wirtschaft des Euroraums als auch die Tatsache, dass sich diese Stärke zunehmend auf die Lohnbildung auswirkt, stützen unsere Zuversicht, dass die Inflation das EZB-Ziel erreichen wird", sagte er.

Die Kommentare deuten darauf hin, dass die zweitgrößte Zentralbank der Welt trotz der jüngsten Anzeichen einer Konjunkturabschwächung und der politischen Turbulenzen in Italien und Spanien auf dem richtigen Weg sein könnte, ihre Anleihenkäufe bald auslaufen zu lassen. Derzeit will die EZB bis mindestens September monatlich Wertpapiere für 30 Milliarden Euro kaufen.

Die Kommentare sind die letzten geplanten Bemerkungen eines EZB-Vorstandsmitglieds, bevor eine Blackout-Periode vor der Sitzung in Riga am Donnerstag nächster Woche beginnt. Praet sagte, er sehe zunehmende Anzeichen dafür, dass der Arbeitsmarkt in der Eurozone mit sinkender Arbeitslosigkeit enger werde, was sich in einem stärkeren Lohnwachstum niederschlage. Die EZB hat die Beschleunigung der Löhne als Schlüsselbedingung für eine stärkere Inflation identifiziert, die die Notenbank knapp unter 2 Prozent halten will.

Das jährliche Wachstum der Tariflöhne in der Eurozone stieg von 1,6 Prozent im letzten Quartal 2017 auf 1,9 Prozent im ersten Quartal dieses Jahres, sagte Praet. Er legte nahe, dass die EZB kurz davor stehe, die drei Kriterien zu erfüllen, bevor das Anleihekaufprogramm ausläuft. Sobald die EZB diese drei Kriterien erfüllt habe, würden die "Nettoinventarkäufe auslaufen", sagte Praet.

DJG/DJN/apo/mgo/11.06.2018

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