Märkte der Welt

Der Newsletter "Märkte der Welt" enthält - nach Regionen gegliedert - wöchentliche Zusammenfassungen und Hintergrundanalysen der wichtigsten Nachrichten zur Außenwirtschaft sowie Informationen zu Auslandsaktivitäten deutscher Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Zudem sind weiterführende Kontaktadressen mit Ansprechpartnern angegeben. Die Berichterstattung wird durch das weltweite Netz der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) unterstützt und ist mit Grafiken und Charts angereichert.

Mit Bayer-Monsanto ist der Markt neu aufgeteilt

Erscheinungsdatum Website: 06.06.2018 00:45:03
Erscheinungsdatum Publikation: 07.06.2018

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LEVERKUSEN (Dow Jones)--Als Bayer vor anderthalb Jahren den Monsanto-Deal nach mehreren Anläufen eintütete, schien der große Wettbewerber aus Ludwigshafen in der Agrarchemie endgültig ins Hintertreffen zu geraten: Im Rennen um den schweizerischen Agrarriesen Syngenta hatte BASF nämlich gegen Chinas Staatskonzern Chemchina den Kürzeren gezogen. Mehr noch: Aus der Fusion der US-Chemieriesen Dow und Dupont wird mit Corteva Agriscience im nächsten Jahr ein neuer starker Spieler erwachsen.

Doch jetzt, da die Monsanto-Übernahme nach der Freigabe der US-Wettbewerbshüter in wenigen Tagen vollzogen wird, zeigt sich: Ein nicht unwesentlicher Nutznießer ist BASF. Unter dem Dach der Ludwigshafener landet alles, was die Leverkusener abgeben müssen, damit die Kartellbehörden weltweit grünes Licht geben. Diese Geschäftsteile waren zuletzt für 2,2 Mrd Euro Jahresumsatz und eine Marge von etwa 25% gut.

Amerikas oberster Kartellwächter Makan Delrahim sprach von der "größten Veräußerung, die je von den Vereinigten Staaten für eine Fusion verlangt wurde". Tatsächlich musste Bayer nicht nur seine kompletten Saatgüter abgeben sowie Teile des Herbizidgeschäfts, sondern auch Anlagen zur Saatvermehrung sowie die Forschungspipeline, intellektuelles Eigentum und schließlich auch Bereiche, die BASF erst in die Lage versetzen, künftig als Wettbewerber zur neuen Nummer eins am Markt aufzutreten. Darunter fällt die Bayer-Plattform für Digital Farming, mit deren Hilfe Landwirte computergesteuert ihre Äcker bestellen können.

Trotzdem ist der Markt für Saatgüter nebst speziell abgestimmten Pflanzenschutzmitteln künftig so konzentriert wie nie zuvor: Die Befürchtungen in Brüssel, Washington, Ottawa sowie Brasilia waren groß, dass die Auswahl für die Landwirte und Farmer kleiner werden könnten und die Preise steigen würden. Überdies wollten die Wettbewerbshüter sicherstellen, dass Innovationen auf dem Acker mangels Konkurrenz auf der Strecke bleiben. Auch weil die Kartellwächter konzertiert vorgingen, musste Bayer ein halbes Jahr länger mit dem Vollzug warten als geplant.

Wie aufwändig das war, machte Bayer-Chef Werner Baumann mit einem bildlichen Vergleich deutlich: Alle rund 40 Mio Seiten Papier, die man in Brüssel und Washington einzureichen hatte, hätten gereicht, um den Weg von Leverkusen nach St. Louis einmal hin und zurück damit abzudecken. Schon für die Hauptversammlung hatte er seine Pressestelle rechnen lassen und war auf einen Papierstapel höher als der Kölner Dom gekommen.

Künftig stehen Bayer und Monsanto an der Spitze der Agrarkonzerne. Addiert man ihre Zahlen für das vergangene Jahr, so machten sie zusammen 19,7 Mrd Euro Umsatz. Auch wenn Bayer sein eigenes Saatgut abgeben musste, bleiben beide zusammen Marktführer auf diesem Feld. Führend sind sie auch beim Pflanzenschutz.

Nummer Zwei ist mit einem Jahresumsatz von 14,1 Mrd Euro im Agrargeschäft der chinesische Staatskonzern Chemchina, der sich vor Jahren beim israelischen Chemieunternehmen ADAMA eingekauft und 2016 deren restliche Anteile und den Schweizer Syngenta-Konzern einverleibt hat. Die Chinesen werden die Expertise von Syngenta nutzen, um ihre Landwirtschaft zu modernisieren.

Nummer Drei am Markt ist das kombinierte Pflanzenschutzgeschäft von Dow Chemical und Dupont. Nach der Fusion der beiden US-Chemieriesen sollen im nächsten Jahr daraus drei neue Konzerne werden: Einer davon wird Corteva Agriscience heißen und mit umgerechnet 12,7 Mrd Euro Jahresumsatz die Nummer Zwei am Markt sein.

BASF ist mit einem Pro-forma-Umsatz von 7,9 Mrd Euro der kleinste unter den dominierenden Playern. Der DAX-Konzern hatte bislang kein eigenes Saatgutgeschäft, jetzt fällt ihm das von Bayer in den Schoß. Die Ludwigshafener haben künftig Gemüsesaaten sowie Soja-, Baumwoll- und Raps-Saatgut im Portfolio. Mit dem Breitbandherbizid Glufosinat bekommen sie ein wesentliches Konkurrenzprodukt zum Monsanto-Mittel Glyphosat.

Betrachtet man die Entwicklung der Weltbevölkerung, so dürfen sich alle Konzerne Wachstumshoffnungen machen. In rund 30 Jahren sollen fast 10 Mrd Menschen auf der Erde leben, gut ein Viertel mehr als jetzt. Weil zugleich die Ackerfläche sinkt, die pro Person zur Verfügung steht, so die Logik der Agrarkonzerne, müssen chemische und genetische Innovationen dafür sorgen, dass alle satt werden - maßgeschneiderte agronomische Lösungen heißt das Zauberwort bei Bayer.

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