Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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"Nachrichten für Außenhandel (NfA)" – die einzige deutschsprachige Tageszeitung für die gesamte Außenwirtschaft bietet einen schnellen und strukturierten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Wachstumsmärkten.

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Japan: Ein Spiegelbild der Weltkonjunktur

Erscheinungsdatum Website: 25.05.2018 14:35:02
Erscheinungsdatum Publikation: 28.05.2018

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Exportwachstum schwächt sich ab

TOKIO (Dow Jones)--Die von der jahrzehntelangen Flaute in Japan geplagten Anleger sollten genau hinschauen, um die aktuelle Wirtschaftsabschwächung zu verstehen. Sie ist vorrangig ein Symptom von globalen Faktoren und weniger von hausgemachten Problemen des Landes, wie einer alternden Bevölkerung und stagnierenden Löhnen. Die weltweit drittgrößte Volkswirtschaft hat bis zum vergangenen Quartal die längste Wachstumsphase seit 28 Jahren erlebt. Dann kam sie mit einem auf das Jahr hochgerechneten Rückgang um 0,6% zum Erliegen.

Der Dämpfer zeugt davon, dass die schwächere Weltkonjunktur ein größeres Problem ist, als die meisten Investoren bis vor wenigen Wochen noch dachten. Und das wirft Fragen über die immer noch atemberaubend hohen Bewertungen an US- und asiatischen Börsen auf.

Im Prinzip sind Japans Firmen sehr gut aufgestellt. So rangieren die operativen Margen laut Factset im vom verarbeitenden Gewerbe dominierten Nikkei-225-Index so hoch wie noch nie in diesem Jahrhundert. Die Steigerung der Privatinvestitionen stoppte jedoch abrupt und damit endete eine Serie, die bis Mitte 2016 zurückreicht. Aufs Jahr gerechnet bröckelten sie um 0,3% ab, nachdem sie im vierten Quartal noch um 2,6% zugelegt hatten.

Der wahrscheinliche Grund ist, dass die Fabriken in Japan nicht mehr auf so vollen Touren wie bisher laufen. Die Kapazitätsauslastung ging um beinahe 2 Prozentpunkte zurück, so stark wie seit Anfang 2016 nicht mehr. Dieser Rückgang fällt zusammen mit einer plötzlichen Schwäche in der chinesischen Produktion. Dort gab die Auslastung der Industriekapazitäten im vergangenen Quartal um 1,5 Punkte nach. Es war der erste Rückgang seit zwei Jahren. Zugleich haben sich im Euroraum die Fabrikauslastungen das zweite Quartal in Folge abgeschwächt.

Zu allem Übel schwächelt jetzt auch noch der Exportmotor Japans. Sowohl im Februar als auch im März legten die Ausfuhren real um weniger als 3% zum Vorjahr zu, so die Bank of Japan. Der Zuwachs verringerte sich von einem Wert von 7% während des vorherigen Halbjahres, auch wenn sich das Bild im April dann wieder ein wenig aufhellte. Und einmal mehr steht Japan nicht allein: Auch in China und Südkorea kamen die Exporte in den vergangenen Monaten nicht mehr so recht vom Fleck.

Japan leidet einmal mehr unter den steigenden Ölpreisen. Und das trifft auch andere Handelsgiganten in Asien. So mussten die Japaner im ersten Quartal rund 4,7 Bill Yen oder umgerechnet knapp 37 Mrd US-Dollar berappen, was so hoch war wie seit Anfang 2015 nicht mehr.

Die gute Nachricht ist, dass eine weitere Aufwertung des Dollar - was die schwächere Weltkonjunktur und die höheren US-Zinsen nahelegen - den asiatischen Exporteuren mitsamt Japan in die Karten spielt. Die schlechte Nachricht ist, dass Japan und seine Konkurrenten von einem doppelten Problem der steigenden Ölpreise und einer Abschwächung der globalen Nachfrage, insbesondere aus Europa, betroffen sind. Das lange Zeit als Opfer ganz eigener Probleme geltende Japan leidet inzwischen unter sehr ähnlichen Faktoren wie der Rest der Welt.

NfA/28.5.2018

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