Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Deutsche Autoindustrie wegen Trumps Zolldrohung in Sorge

Erscheinungsdatum Website: 24.05.2018 16:35:02
Erscheinungsdatum Publikation: 25.05.2018

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BERLIN (Dow Jones)--Die mögliche Einführung von Importzöllen in den USA hat bei den deutschen Fahrzeugherstellern Verunsicherung ausgelöst. "Die deutsche Automobilindustrie beobachtet die aktuelle Entwicklung aufmerksam und mit Sorge. Eine Erhöhung der Zollschranken sollte vermieden werden", erklärte der Präsident des Branchenverbandes VDA, Bernhard Matthes. Wegen der wiederholten Drohungen von US-Präsident Donald Trump komme der Schritt aber nicht mehr überraschend.

Das US-Handelsministerium untersucht jetzt im Auftrag des Präsidenten in einem aufwendigen Verfahren, ob der Import von Fahrzeugen die nationale Sicherheit bedroht. Dieser Prozess kann sich über Monate erstrecken. Bereits für die Zölle auf Stahl und Aluminium hatte Trump diesen Weg bestritten.

VW warnt vor schädlichem Protektionismus

Volkswagen warnte ausdrücklich davor, die freie Handelsordnung zu zerstören. "Die Erfahrung zeigt: einseitiger Protektionismus hat langfristig niemandem geholfen", sagte ein Sprecher des Autogiganten. Die Branche sei mit ihren langen Produktionszyklen auf verlässliche internationale Rahmenbedingungen angewiesen.

Die Konkurrenz aus München schloss sich der Forderung der Wolfsburger an. Ein barrierefreier Marktzugang sei ein "entscheidender Faktor" für das Geschäftsmodell von BMW, erklärte der Premiumhersteller. Die Bayern verwiesen darauf, dass ihr größtes Werk in Spartanburg im US-Bundesstaat South Carolina steht und sie wertmäßig der größte Autoexporteuer der USA sind. Daimler ließ lediglich verlauten, die Situation aufmerksam zu verfolgen. "Über laufende Verhandlungen spekulieren wir nicht", sagte eine Sprecherin.

5 Milliarden Euro an BIP-Verlust

Nach Berechnungen des ifo-Instituts würden die Autozölle die deutsche Wirtschaftsleistung (BIP) um 5 Milliarden Euro schmälern. EU-weit käme es zu Ausfällen von 9 Milliarden Euro. Noch stärker negativ betroffen als Deutschland wäre Kanada, dessen BIP um 6 Milliarden Euro sinken würde. Auch für Mexiko wären die neuen Handelsschranken ein schwerer Dämpfer.

Mit harscher Kritik reagierte der Chef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) auf den Vorstoß der Trump-Regierung. "Die Ankündigung der US-Regierung, Zölle auf Automobile stark erhöhen zu wollen, ist ein weiterer Schlag ins Kontor unserer Wirtschaftsbeziehungen", sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer. Aspekte der nationalen Sicherheit als Begründung anzuführen, sei konstruiert und an den Haaren herbeigezogen. "Wir müssen das schon fast als Provokation werten."

Investitionen und Jobs, die deutsche Hersteller in den USA schafften, würden in Washington vollkommen außer Acht gelassen. "Sollten die Zölle am Ende wirklich kommen, wird dies Mehrbelastungen von mehr als 6 Milliarden Euro pro Jahr bedeuten", warnte Schweitzer. Letztlich würde dies nicht nur die deutschen Hersteller treffen, sondern auch die Verbraucher in den USA.

Export in die USA geht zurück

Der Autoverband VDA unterstrich in seiner Reaktion auf Trumps neuesten Coup, wie stark die deutsche Vorzeigeindustrie in den USA engagiert sei. Nach eigenen Angaben stieg die Jahresproduktion an den US-Standorten seit 2013 um 180.000 auf 804.000 Autos. Das entspreche 7,4 Prozent der gesamten US-Fertigung. In den Fabriken arbeiten 36.500 Beschäftigte. Parallel dazu sei der Export in die USA um ein Viertel gesunken. Im vergangenen Jahr lieferten die deutschen Autobauer laut VDA eine halbe Million Wagen zu den Kunden in den Vereinigten Staaten.

"Die deutsche Automobilindustrie hat sich stets weltweit für den gegenseitigen Abbau von Zöllen und für Freihandelsabkommen ausgesprochen", sagte Matthes weiter. Trump droht den deutschen, europäischen und asiatischen Herstellern mit einem Importzoll von 25 Prozent. An den Börsen gaben die Aktien der Unternehmen deutlich nach.

DJG/chg/smh

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