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Deutsche-Börse-CEO Weimar richtet Blick in die Zukunft

Erscheinungsdatum Website: 17.05.2018 22:55:02
Erscheinungsdatum Publikation: 21.05.2018

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FRANKFURT (Dow Jones)--Auf der Hauptversammlung der Deutschen Börse war der Blick von Börsenchef Theodor Weimer ganz auf die Zukunft gerichtet. Mit der "Roadmap 2020" habe die Börse einen neuen Fahrplan für die Zukunft beschlossen, so der CEO. Zugleich war Weimer darauf bedacht, einen Schlussstrich unter die gescheiterte Fusion mit der London Stock Exchange (LSE) zu ziehen. "Unser Ruf hat gelitten", räumte Weimer ein.

Für das Wachstumsprogramm "Roadmap 2020" macht Weimer mit dem organischen, dem anorganischen und Investionen in innovative Technologien drei Stoßrichtungen aus. Beim organischen Wachstum sieht Weimer Chancen in allen Geschäftsbereichen: von den Marktdaten über den Handel bis hin zu Dienstleistungen für Investmentfonds.

Verschiedene strukturelle Entwicklungen unterstützen die Börse dabei, wie etwa die zunehmende Regulierung sowie der Trend vom außerbörslichen zum börslichen Handel. Hinzu kommen einmalige Ereignisse wie der Brexit, der auch Geschäftsmöglichkeiten biete.

Zugleich fordert Weimer von seinem Unternehmen eine verbesserte Umsetzungsdisziplin: "Wir müssen unsere Wachstumsvorhaben künftig zügiger durchführen, effizienter und stärker zielgerichtet". Beim anorganischem Wachstum über Zukäufe macht der Börsenchef fünf Schwerpunkte aus: festverzinsliche Wertpapiere, Energieprodukte, Währungen, Dienste für Investmentfonds sowie Daten und Indizes. Ein erstes Beispiel sei der Kauf des Swisscanto Funds Centre der Zürcher Kantonalbank.

Keine transformatorischen Transaktionen

Transformatorischen Transaktionen, also große Deals wie der Fusionsversuch mit der LSE, erteilte Weimer eine klare Absage. Transaktionen, bei denen die Börse nicht die Mehrheit halte oder der Sitz nicht mehr in Hessen liege, seien keine Option.

Beim Thema innovative Technologien setzt die Deutsche Börse auf vier Trends: Blockchain, Big Data, die Cloud sowie Robotik und künstliche Intelligenz. Die Umsetzung der Roadmap 2020 will die Deutsche Börse aus eigenen Mitteln finanzieren. Um dies zu erreichen, sollen die Fixkosten bis Ende 2020 um rund 100 Millionen Euro gesenkt werden. Dafür rechnet das Unternehmen mit Einmalkosten von 200 Millionen Euro, die vor allem im laufenden Jahr anfallen werden.

Zu den Einsparmaßnahmen wird auch der Abbau von Personal gehören. Hier werde auch die Management-Ebene nicht verschont. "Wir werden dort bis zu 50 Stellen abbauen, um die Organisation effizienter und agiler zu machen", so Weimer. Wenn die Wachstumsziele wie geplant erreicht werden, sollen über die nächsten Jahren aber eine dreistellige Zahl neuer Stellen geschaffen werden.

2017 war kein einfaches Jahr

Zugleich räumte Weimer Fehler ein. Das Jahr 2017 sei in vielerlei Hinsicht kein einfaches für die Deutsche Börse gewesen, der Ruf der Börse habe gelitten. Auch wenn Weimer es nicht sagt, gemeint ist damit die gescheiterte Fusion mit der LSE.

"Es brauchte auch nach außen sichtbare Veränderungen: Nicht zuletzt deshalb hat der Aufsichtsrat mich ... geholt", so Weimer. Damit spielt Weimer auf den Wechsel an der Führungsspitze an. Sein Vorgänger Carsten Kengeter gab zum Jahreswechsel seinen Posten auf. Zu groß war der Druck auf Kengeter geworden, nicht zuletzt wegen der Ermittlungen wegen des Verdachts auf Insiderhandel. Diese laufen weiter.

DJG/mpt/kla/21.05.2018

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