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Deutsche Firmen in Russland wegen US-Sanktionen in Alarmstimmung

Erscheinungsdatum Website: 16.05.2018 14:45:04
Erscheinungsdatum Publikation: 17.05.2018

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MOSKAU (Dow Jones)--Unter den deutschen Unternehmen in Russland herrscht wegen der neuen US-Sanktionen und der drohenden russischen Gegenmaßnahmen Alarmstimmung. "Damit würden die Unternehmen zwischen amerikanischen Hammer und russischen Amboss geraten", sagte der Chef der deutschen Außenhandelskammer in Moskau, Matthias Schepp, zu Dow Jones Newswires.

Hinter vorgehaltener Hand sprechen die Unternehmen von einem Game Changer für das Geschäft auf dem größten Markt Osteuropas. Anfang Juni treten die Strafmaßnahmen der Vereinigten Staaten gegen 24 russische Oligarchen in Kraft, die an vielen Unternehmen beteiligt sind oder diese kontrollieren.

Russland arbeitet derweil an Vergeltungsmaßnahmen. Unter anderem sieht ein in die Duma eingebrachter Gesetzentwurf vor, dass die Befolgung der US-Sanktionen unter Strafe gestellt wird. Verantwortliche Manager müssen mit Haftstrafen rechnen, billigen die Abgeordneten den Entwurf.

"Es wird möglicherweise dazu kommen, dass einzelne deutsche Unternehmen ihre geschäftlichen Aktivitäten modifizieren und einschränken werden", fürchtet Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. Bei seinem Besuch in Moskau sprach er sowohl mit Vertretern der deutschen Wirtschaft als auch mit Premier Dmitri Medwedew. Altmaier riet Russland davon ab, mit harter Hand zu antworten. "Ich kann nur davor warnen, dass wir uns schrittweise in eine Handelskrieg hineintreiben lassen", sagte er.

Der CDU-Politiker erreichte bei seiner Reise in die Ukraine und nach Russland einen Fortschritt im Gasstreit um die Pipeline Nord Stream 2. Russland ist Willens, auch in Zukunft Gas über die ukrainischen Leitungen nach Westen zu liefern. Der Kompromiss soll für Deutschland und Russland den Bau der zweiten Ostsee-Röhre absichern und gleichzeitig den Grundstein für eine Verbesserung des Klimas in Osteuropa sorgen. Am Freitag soll Kanzlerin Angela Merkel die Vereinbarung mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin bei ihrem Besuch in Sotschi besiegeln.

Die deutschen Unternehmen hoffen gleichzeitig darauf, dass Merkel ihren Gastgeber von einer moderaten Reaktion auf die US-Sanktionen überzeugen kann.

Aktuell schicken die größeren Firmen ihre Juristen in die Spur, um bei der zuständigen Behörde OFAC Nachforschungen anstellen zu lassen, ob ihre russischen Geschäftspartner auf den Sanktionslisten stehen. Für die Autoproduktion in Russland könnte das zum Beispiel heißen, dass die Bänder zum Stehen kommen, weil bestimmte Teile nicht mehr verbaut werden dürfen, da sie von sanktionierten Zulieferern stammen. Kleinere Unternehmen können sich diesen erheblichen juristischen Aufwand ohnehin nicht leisten.

Die Firmen stecken in der Zwickmühle und müssten sich im Zweifel entscheiden, ob ihnen das Geschäft in Russland oder den USA wichtiger ist. Als Pferdefuß für Russland dürfte sich die Haltung der Banken erweisen. Die Geldhäuser treibt sie Sorge um, von den USA mit massiven Strafen belegt zu werden, wie es in der Vergangenheit wegen Verstößen gegen die Iran-Sanktionen geschehen ist. Selbst das Ausführen einer Überweisung könnte als Verletzung der Strafmaßnahmen gewertet werden.

Nach wirtschaftlichen Krisenjahren in Folge der ersten Sanktionswellen des Westens, des Ölpreisverfalls und der Rubelschwäche hatte die russische Wirtschaft im vergangenen Jahr wieder ein Wachstum von 1,8% erreicht. Die Exporte aus Deutschland zogen um 20% auf 26 Mrd Euro an. Die Manager waren zuversichtlich, dass der Aufwärtstrend anhält.

Doch die Ökonomen rechnen in diesem Jahr mit einer leichten Abschwächung der Konjunktur auf ein Wachstum von 1,6%. Die neuen Giftpfeile der USA könnten den Unternehmen des Landes schwer zusetzen. Immer wieder zu hören ist auch, dass in Amerika weitere schwarze Listen fertig in den Schubladen liegen. Auf ihnen könnten sich die Namen von insgesamt 150 Oligarchen und ihren Unternehmen finden.

rus/17.5.2018

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