Märkte der Welt

Der Newsletter "Märkte der Welt" enthält - nach Regionen gegliedert - wöchentliche Zusammenfassungen und Hintergrundanalysen der wichtigsten Nachrichten zur Außenwirtschaft sowie Informationen zu Auslandsaktivitäten deutscher Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Zudem sind weiterführende Kontaktadressen mit Ansprechpartnern angegeben. Die Berichterstattung wird durch das weltweite Netz der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) unterstützt und ist mit Grafiken und Charts angereichert.

"Amazon-Effekt" belastet die US-Hersteller

Erscheinungsdatum Website: 16.05.2018 13:45:04
Erscheinungsdatum Publikation: 17.05.2018

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NEW YORK (Dow Jones)--Eine Reihe enttäuschender Bilanzen von Konsumgüterherstellern wie Philip Morris International, Procter & Gamble und Kimberly-Clark hat die Investoren verunsichert. Sie trauen den Branchenriesen immer seltener zu, dass sie mit steigenden Kosten und der Konkurrenz aus dem Internet umgehen können.

Die schwache Entwicklung des Sektors überrascht viele Analysten, die erwartet hatten, dass die steigende Inflation solchen Unternehmen eher zugutekommen würde. Haushaltswaren und alltägliche Konsumgüter kaufen Verbraucher typischerweise auch dann noch, wenn die Preise steigen. Doch die Konkurrenz durch Discounter hat viele Unternehmen zuletzt daran gehindert, die Preise anzuheben.

Selbst hohe Dividenden konnten die Investoren nicht mehr halten. Anteile von Konsumgüterherstellern im S&P 500 sind dieses Jahr um 12% gefallen, so weit wie keine andere der elf Branchen im Index. Der S&P 500 insgesamt sank um 1,3%.

"Diese Firmen haben Probleme dabei, ihre steigenden Kosten an die Verbraucher weiterzugeben", sagt Shawn Cruz, Handelsstrategiemanager bei TD Ameritrade. "Große Marken setzen darauf, dass der Markenname Kunden anlockt, aber das ist nicht mehr unbedingt der Fall."

Der Tabakriese Philip Morris berichtete, dass der Absatz stärker als erwartet gefallen sei, da sich Verbraucher weltweit immer häufiger gegen das Rauchen entscheiden. Seit Jahresbeginn liegen die Papiere 23% im Minus.

Viele Hersteller von Konsumgütern haben aus verschiedensten Gründen zu kämpfen. Die Konkurrenz durch Online-Händler wächst und übt Druck auf die Preise aus. Aktien von Pampers-Hersteller Procter & Gamble zum Beispiel sind in diesem Jahr um 21% gefallen. Das Unternehmen hat zuletzt viele Preise gesenkt.

Selbst Unternehmen, die selbst in den Online-Handel eingestiegen sind, um besser mit Amazon, Walmart und Co. konkurrieren zu können, geht es kaum besser. Kroger-Aktien filen im März um 12%, nachdem das Unternehmen berichtet hatte, dass die Investitionen in den Online-Handel auf dem Gewinn des vierten Quartals gelastet hätten.

Einige Konsumgüterhersteller leiten jetzt drastische Schritte ein, um ihre Kosten zu senken und die schwachen Margen zu schützen. Kleenex-Hersteller Kimberly-Clark startete Anfang des Jahres eine weitreichende Umstrukturierung des Betriebs, die ab 2021 jährlich Vorsteuerersparnisse von 550 Mio Dollar ergeben soll. Die Umstrukturierung selbst wird jedoch teuer: Die Gesamtkosten könnten bis dahin bis zu 1,9 Mrd Dollar betragen.

Diese Belastungen machten sich in der Bilanz des ersten Quartals bemerkbar. Dafür erhöhte das Unternehmen seine Umsatzprognose für das Jahr. CEO Thomas Falk sagte, dass die Kostensenkungen nötig seien, genau wie die Entwicklung neuer Produkte und bessere Preise. Nur so könnten das Unternehmen und die Branche insgesamt wieder auf eine solidere Basis gestellt werden.

Einige Analysten glauben, dass mehr Volatilität am Aktienmarkt für eine Rückkehr in sichere Häfen sorgen könnte, wovon auch Konsumgüterwerte profitieren würden. Viele vergleichen Aktien aus der Branche mit Anleihen, weil sie eine verlässliche Dividende zahlen.

Bis Ende März hatten 33 von 34 Konsumgüterherstellern im S&P 500 ihre Dividende erhöht, berichtet S&P Dow Jones Indices. Die durchschnittliche Rendite des Sektors erreichte 3% und liegt somit höher als die 2,4%, die Dividendenwerte im S&P 500 im Schnitt bieten.

Sektoren, die Investoren in der Regel als relativ sicher ansehen, haben in diesem Jahr enttäuscht, von Telekom- über Immobilien- bis hin zu Versorgerwerten. Indes haben Investoren ihre Wetten auf Technologiefirmen ausgebaut, da sie sich von diesen mehr Gewinnwachstum erhoffen. Die Bilanzen vieler Konsumgüterhersteller lassen ein eher langsames Umsatzwachstum erwarten.

"Es gibt nicht viel Inflation im System, und die Fähigkeit dieser Konsumgüterhersteller, die Preise anzuheben, ist einfach nicht da", sagt Charlie Smith, Investmentchef bei Fort Pitt Capital Group.

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