Märkte der Welt

Der Newsletter "Märkte der Welt" enthält - nach Regionen gegliedert - wöchentliche Zusammenfassungen und Hintergrundanalysen der wichtigsten Nachrichten zur Außenwirtschaft sowie Informationen zu Auslandsaktivitäten deutscher Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Zudem sind weiterführende Kontaktadressen mit Ansprechpartnern angegeben. Die Berichterstattung wird durch das weltweite Netz der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) unterstützt und ist mit Grafiken und Charts angereichert.

Drei Jahre alte Fusion beschert Samsung weiteren Ärger

Erscheinungsdatum Website: 09.05.2018 14:40:03
Erscheinungsdatum Publikation: 11.05.2018

zurück zur Übersicht

SEOUL (Dow Jones)--Die Fusion zweier Samsung-Schwesterfirmen 2015 hat erneut Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die südkoreanische Finanzaufsicht verwarnte Samsung Biologics wegen Buchhaltungsauffälligkeiten. Bei der Verschmelzung entstand de facto eine Holding-Firma, an der Lee Jae-yong, Vice Chairman von Samsung Electronics und Erbe in dritter Generation, einen großen Anteil besitzt.

Zur Zeit der Fusion wurde die Hochzeit von Samsung C&T und Cheil Industries von vielen ausländischen Investoren und Corporate-Governance-Verfechtern wie Elliott Management kritisiert. Sie fanden, dass die Transaktion kleineren Aktionären gegenüber unfair gestaltet wurde. Der südkoreanische Pensionsfonds, der dem Gesundheits- und Wohlfahrtsministerium unterstellt ist, gab letztendlich die entscheidende Stimme für den Vollzug. Seitdem wurde mehreren an der Fusion beteiligten Personen Bestechung vorgeworfen, manche wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt. Dazu zählten der Chef des Pensionsfonds sowie Lee. Letzterer streitet jegliches Fehlverhalten ab.

Der Skandal führte außerdem zur Verurteilung der damaligen südkoreanischen Präsidentin Park Geun-hye wegen Bestechung in mehreren Fällen.

Die erneute Prüfung der Fusion drei Jahre nach ihrer Freigabe könnte wieder Turbulenzen für den Samsung-Konzern nach sich ziehen. Vor wenigen Monaten erst ist Lee frühzeitig aus der Haft entlassen worden. Der Fall lenkt auch besondere Aufmerksamkeit auf den südkoreanischen Pensionsfonds, den viertgrößten der Welt.

Die Finanzaufsicht hat Samsung Biologics genauer unter die Lupe genommen, weil das Unternehmen, an dem Samsung C&T Ende 2017 einen Anteil von 43% hielt, im Vorfeld der Fusion seine Buchhaltungsmethoden geändert hatte. Dadurch konnte Biologics nach Jahren der Verluste plötzlich eine Gewinnsteigerung vorlegen. Skeptiker glauben, dass dies lediglich ein Trick war, um die Chancen des Zusammenschlusses zu verbessern.

Nach dem Warnschuss der Finanzaufsicht verpuffte ein Fünftel des Firmenwertes, die Aktie sank auf das niedrigste Niveau seit drei Monaten. Ein Sprecher von Samsung Biologics sagte, man habe die Buchhaltungsmethoden geändert, weil der Anteilseigner Biogen seine Beteiligung erhöhen wollte. Dazu habe man einen neuen Standard gebraucht. Externe Prüfer hätten den Schritt später abgesegnet.

Wenn die Finanzaufsicht schlussfolgert, dass Samsung Biologics Buchhaltungsregeln gebrochen hat, droht dem Pharmaunternehmen eine Strafe von bis zu 20% des Betrugswerts. Außerdem könnte das Unternehmen vorübergehend vom Handel ausgesetzt werden, schrieb Seo Mi-hwa, Analyst bei Yuanta Securities Korea, in einem Kundenbericht.

Die Aufsichtsbehörde hat bisher keinen Termin für eine endgültige Entscheidung genannt. Unabhängig davon hat Elliott Management angekündigt, juristische Schritte gegen die Regierung Südkoreas einzuleiten. Der Eingriff des Staates in die Fusion habe gegen das Freihandelsabkommen zwischen den USA und Korea verstoßen. Elliott nannte keine Details zum angestrebten Schadensersatz.

"Die Fakten, die seit der Fusion 2015 aufgedeckt wurden, sind eindeutig: Das Netz der Korruption, das von der Präsidentin bis hin zum Pensionsfonds reichte, hat Elliott und andere Aktionäre von Samsung C&T geschädigt", erklärt Elliott in einer Stellungnahme.

Südkoreanische Behörden sehen keinen Zusammenhang zwischen der Prüfung der Buchhaltungsmethoden bei Samsung Biologics und dem von Elliott angezettelten Rechtsstreit.

Ein Sprecher des Pensionsfonds verwies bei Anfragen auf das Gesundheitsministerium, das wiederum zunächst nicht erreichbar war.

Der Pensionsfonds kündigte außerdem diese Woche an, ein Verfahren gegen Regierungsvertreter einzuleiten, weil diese den Fonds unter Druck gesetzt hätten, die Fusion zu unterstützen. Der Pensionsfonds verlor in der Folge rund 130 Mio US-Dollar, haben Ermittler zuvor berichtet. Zwei ehemalige Fondsmanager stehen derzeit vor dem höchsten Gericht des Landes.

zurück zur Übersicht